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Stadtwerke dementieren Dreht Augsburg in zehn Jahren den Gashahn zu?

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In Augsburg rechnet der Netzbetreiber damit, bis 2040 70 Prozent der Bevölkerung über Wärmenetze zu erreichen.

In Augsburg rechnet der Netzbetreiber damit, bis 2040 70 Prozent der Bevölkerung über Wärmenetze zu erreichen.

(Foto: picture alliance / imageBROKER)

Die Stadt Augsburg will gemäß der Klimaziele weg vom Heizen mit Erdgas. Medienberichten zufolge soll dort ein Umstieg auf Fernwärme bereits in zehn Jahren erfolgt sein - das wäre deutlich früher als von der Bundesregierung angepeilt. Die Stadtwerke sehen sich nun zu einer Klarstellung genötigt.

Eine Ankündigung der Stadtwerke Augsburg (swa) sorgt für Aufsehen. Großkunden sei mitgeteilt worden, dass man die Versorgung mit Erdgas in zehn Jahren einstelle, berichten mehrere Medien. Das wäre elf Jahre früher, als es die Klimaziele der Bundesregierung vorsehen. Will die bayerische Großstadt wirklich ihr Gasnetz stilllegen? Inzwischen haben die Stadtwerke Augsburg in einer Pressemitteilung Stellung bezogen - und sprechen von "teilweise irreführenden Presse-Berichterstattungen".

Die Stadt Augsburg stellt nach eigenen Angaben bereits seit mehreren Jahren Überlegungen an, wie ihr Wärmenetz in Zukunft aussehen soll. Im Zuge dessen sei geplant, das Gasnetz nach und nach außer Betrieb zu nehmen, währen parallel der Fernwärmeausbau laufe. "Uns war schnell klar: Es ergibt betriebswirtschaftlich keinen Sinn, flächendeckend sowohl ein Wärmenetz als auch ein Gasnetz zu betreiben", sagt der Vertriebsleiter der Stadtwerke Augsburg, Ulrich Längle, dem "Handelsblatt".

Bis 2040 keine Erdgas-Heizung in Bayern

Rund eine Milliarde Euro sollen bis 2040 in den Ausbau der Fern- und Nahwärme in Augsburg investiert werden, teilen die Stadtwerke mit. "In einigen der Gebiete, die künftig mit Fernwärme erschlossen werden, informieren die swa bereits seit vier Jahren große Wärmeverbraucher wie Industrie, Gewerbe oder große Wohnanlagen." In diesen Schreiben werde demnach angekündigt, dass dort in einem Zeitraum von etwa zehn Jahren Fernwärme verfügbar sein werde. "Sollte eine Heizungserneuerung anstehen, sollte dies in die Überlegungen mit einbezogen werden, vor dem Hintergrund, dass ab 2040 in Bayern nach geltendem Recht keine Heizung mehr mit Erdgas betrieben werden darf", schreiben die Stadtwerke weiter.

Auf diese zehn Jahre beziehen sich auch die Medienberichte, die von den Stadtwerken Augsburg als "irreführend" zurückgewiesen werden. "Die Gasversorgung in Augsburg bleibt im Rahmen der gesetzlichen Regelungen auch weiterhin gesichert", heißt es in der Pressemitteilung. Und weiter: "Es ist derzeit auch kein Rückbau des Gasnetzes geplant." Wenn sich die Verbraucher in einem Gebiet mehrheitlich für Fernwärme entscheiden, werde in das dortige Erdgasnetz allerdings nicht weiter investiert.

Wirtschaftsministerium rechnet mir schrumpfendem Gasnetz

Klar ist: Die Menschen sollen umrüsten - das sehen auch die Pläne der Bundesregierung vor. Denn Deutschland soll laut dem Klimaschutzgesetz bis 2045 klimaneutral werden. Angesichts dessen rechnet das Bundeswirtschaftsministerium auch mit einer Verkleinerung des bestehenden Gasverteilernetzes, wie aus einem im März veröffentlichten Ideenpapier hervorgeht. "Bis dahin muss der Ausstieg aus fossilem Erdgas vollzogen worden sein, Gasverteilernetze für die bisherige Erdgasversorgung werden dann in der derzeitigen Form und Umfang nicht mehr benötigt werden", heißt es. Entsprechend sei davon auszugehen, "dass die Länge der Gasverteilernetze von derzeit über 500.000 km stark zurückgehen wird".

Die Stadtwerke Augsburg sprechen in ihrer Mitteilung von einem "Angebot", das "fast ausschließlich dankend angenommen werde". "Wir werden in Augsburg über Wärmenetze bis 2040 etwa 70 Prozent der Bevölkerung erreichen", sagt Längle dem "Handelsblatt". "Denn nicht jede Gegend eignet sich für Fern- oder Nahwärme. Die restlichen 30 Prozent müssen dann mit einer Wärmepumpe oder einer Pelletheizung versorgt werden."

Es ist jedoch nicht abwegig, dass regionale Betreiber in Zukunft den Gashahn drosseln. "Mit Gas zu heizen, wird in den nächsten Jahren extrem teuer - oder unmöglich", sagt Diplom-Ingenieur Henning Schulz von Stiebel Eltron der dpa. "Es ist durchaus realistisch, dass einige regionale Versorger Teile der Gasversorgung abschalten." Aktuell werden in Deutschland aber lediglich 6 Millionen von 43 Millionen Haushalten mit Fernwärme versorgt. Es fehlen vor allem Leitungen, die die vorhandene Abwärme in die Haushalte bringen.

Quelle: ntv.de

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