Wirtschaft

Netzausbau kostet Milliarden E-Auto-Boom kann Stromnetz lahmlegen

Aufladen statt tanken - das Stromnetz ist ab einer bestimmten Quote an Elektroautos nicht mehr stabil.

Aufladen statt tanken - das Stromnetz ist ab einer bestimmten Quote an Elektroautos nicht mehr stabil.

(Foto: imago/Sebastian Geisler)

Elektroautos sind auf dem Vormarsch und sollen zum Alltag auf deutschen Straßen werden. Dabei könnte der Stromverbrauch laut einer Studie das Versorgungsnetz überlasten - zumindest zu Stoßzeiten. Die Kosten für den Ausbau betragen elf Milliarden Euro.

Das deutsche Stromnetz ist einer Studie zufolge auf den zu erwartenden Boom von Elektroautos nur unzureichend vorbereitet. Ab einer Quote von 30 Prozent Elektroautos komme es zu Engpässen bei der Stromversorgung, heißt es in einer veröffentlichten Studie der Technischen Universität München. Notwendig seien bis zu elf Milliarden Euro für den Netzausbau - und vor allem Flexibilität der vielen Nutzer beim Laden ihrer E-Autos.

2035 werde mehr als jedes dritte Auto auf deutschen Straßen ein E-Auto sein, heißt es in der Studie für die Unternehmensberatung Oliver Wyman. In Stadtrandlagen werde die 30-Prozent-Quote bereits in fünf bis zehn Jahren erreicht sein, schätzen die Autoren. Bei einer Ortsnetzgröße von 120 Haushalten reichen demnach bereits 36 Elektroautos, um das Netz zu überlasten.

"Wenn alle gleichzeitig um 20 Uhr ihr Auto mit Strom volltanken, knallt es im Netz", sagte Energieexperte Thomas Fritz von Oliver Wyman dem "Handelsblatt". Für die Netzbetreiber bestehe daher schon jetzt akuter Handelsbedarf.

Die meisten Ladevorgänge von E-Autos sind laut Studie "zeitlich flexibel". Der Ladevorgang könne auch später in der Nacht beginnen, ohne dass ein Elektroauto-Nutzer am nächsten Tag auf sein vollgeladenes Fahrzeug verzichten müsse, erklärte Energieexperte Fritz. Damit die Ladevorgänge entsprechend flexibel verteilt werden, sei vor allem eine intelligente Softwarelösung notwendig.

Verbrauchsspitzen vermeiden

Die Netz-Chefin des Energieversorgers Innogy, Hildegard Müller, sprach ebenfalls von einer "Mammutaufgabe". Es gehe dabei gar nicht um die absolute Menge an Energie: Selbst wenn alle Autos komplett elektrisch angetrieben würden, würde sich der deutsche Stromverbrauch insgesamt nur um 16 Prozent erhöhen, sagte sie dem "Handelsblatt". Es gehe vielmehr darum, Lastspitzen zu vermeiden. "Während der Tagesschau gibt es ja heute schon eine Spitze im Verbrauch." Die Zahl der Ladevorgänge müsse daher intelligent verteilt werden. Die Investitionen zur Ertüchtigung der Netze bezifferte sie auf rund eine Milliarde Euro pro Jahr.

Der Eon-Konzern äußerte sich ähnlich: "Wir müssen den Netzausbau so gestalten, dass es nicht zu Engpässen kommt", sagte Vertriebsvorstand Karsten Wildberger dem "Handelsblatt". Dafür müssten Industrie, Politik und Gesellschaft "an einem Strang ziehen".

Quelle: ntv.de, mba/AFP

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