Leitzins steigt auf 4 Prozent EZB hebt Zinsen zum achten Mal in Folge an
15.06.2023, 14:19 Uhr Artikel anhören
Im Kampf gegen die hohe Inflation erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinssätze ein weiteres Mal um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Der zentrale Leitzins steigt damit auf 4,0 Prozent. Die Wachstumsaussichten senken die Währungshüter leicht.
Die EZB setzt ihren Zinserhöhungskurs im Kampf gegen die Inflation mit einer erneuten Anhebung der Schlüsselsätze fort. Die Währungshüter um EZB-Präsidentin Christine Lagarde beschlossen, wie schon im Mai, die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte hochzusetzen. Das ist bereits die achte Anhebung in Folge, seit die Notenbank im vergangenen Sommer nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik auf einen Straffungskurs umgeschwenkt war. Zugleich geht die Zentralbank nun von einem niedrigeren Wirtschaftswachstum in diesem und den kommenden Jahren aus. Die EZB gab keine klaren Hinweise auf mögliche weitere Zinsschritte.
Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit künftig bei 3,50 Prozent - das höchste Niveau seit 22 Jahren. Der zentrale Leitzins, also der Satz, zu dem Geschäftsbanken sich Geld bei der EZB leihen können, steigt damit auf 4,0 Prozent. Die EZB teilte zudem mit, dass die künftigen Beschlüsse des EZB-Rats dafür sorgen werden, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht werden. Dies soll eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Zwei-Prozent-Ziel ermöglichen.
Kampf gegen Inflation geht weiter
Die Euro-Wächter haben damit seit dem vergangenen Sommer die Schlüsselsätze um insgesamt 4,00 Prozentpunkte angehoben. Die Arbeit der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Inflation in der 20-Ländergemeinschaft ist aber voraussichtlich noch nicht erledigt, obgleich der Zinsgipfel nach Einschätzung von Volkswirten immer näher rückt. Denn die Inflation lag mit 6,1 Prozent im Mai zuletzt immer noch klar über der von der Notenbank angestrebten Zielmarke von zwei Prozent. Die viel beachtete Kernrate, bei der die schwankungsreichen Energie- und Rohstoffpreise herausgerechnet sind, beginnt zudem erst, sich langsam abzuschwächen. Mit 5,3 Prozent im Mai ist sie ebenfalls noch deutlich zu hoch. Die Kernrate gilt als guter Indikator für die zugrundeliegenden Inflationstrends und wird deshalb von den Währungshütern genau verfolgt.
Die konjunkturelle Gemengelage ist für die Währungshüter nicht einfach. In diesem Jahr geht die Zentralbank von einem etwas geringeren Wirtschaftswachstum und einer höheren Inflation in der Eurozone aus als noch vor drei Monaten erwartet. Die Notenbank rechnet in diesem Jahr im Schnitt mit einer Inflationsrate von 5,4 Prozent. In ihrer März-Prognose war die EZB von 5,3 Prozent ausgegangen. Für 2024 sagt sie eine Teuerungsrate von 3,0 Prozent (März-Prognose 2,9 Prozent) voraus. Für 2025 wird eine Rate von 2,2 Prozent (2,1 Prozent) erwartet. Die Wirtschaft im Euroraum wird nach der neuesten EZB-Vorhersage in diesem Jahr um 0,9 Prozent wachsen und damit etwas schwächer als die im März noch vorhergesagten 1,0 Prozent.
Auf der anderen Seite des Atlantiks hat die US-Notenbank Fed nach zehn Zinserhöhungen in Folge erst einmal eine Pause eingelegt. Die Fed deutete aber an, dass sie noch bis zu zwei kleinere Schritte für dieses Jahr ins Auge fasst.
Quelle: ntv.de, mau/rts/dpa