Weitere Notkredite möglich EZB will Athen auch bei Staatspleite stützen
19.05.2015, 08:37 Uhr
Griechische Götter im Akropolis-Museum in Athen.
(Foto: REUTERS)
Im Juni muss Griechenland dem IWF etwa 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen. Schafft Athen das nicht, könnte das Land pleite gehen. Laut einem Medienbericht würden EZB und Rettungsfonds das Land aber nicht sofort fallen lassen.
Griechenland kann offenbar auch nach einer möglichen Staatspleite auf weitere Unterstützung durch die Europäer hoffen. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch der Euro-Rettungsfonds würden Athen nicht sofort fallen lassen, sollte das Land eine der anstehenden Zahlungen an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht mehr leisten können. Das berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf EU-Diplomaten.
Zuletzt hatte es Zweifel gegeben, ob Athen alle im Juni fälligen Kredite an den IWF zurückzahlen kann. Dabei geht es um gut 1,5 Milliarden Euro. Premier Alexis Tsipras und Finanzminister Yanis Varoufakis zeigten sich jedoch optimistisch, dass es bald eine Einigung mit der EU über die Freigabe weiterer Hilfen geben werde.
Die EZB könne nach einem Zahlungsausfall an den IWF weiterhin dulden, dass die griechischen Banken mit sogenannten ELA-Notkrediten versorgt würden, hieß es demnach in Notenbank-Kreisen. Die Zentralbank werde die Risikolage zwar neu bewerten, man sei aber nicht automatisch gezwungen, die "Emergency Loan Assistance" (ELA) zu stoppen. Dass der EZB-Rat sofort den Stecker ziehe und das griechische Finanzsystem ins Chaos stürze, sei nicht zu erwarten, sagten EU-Diplomaten.
Konditionen könnten verschärft werden
Auch der Euro-Rettungsfonds EFSF will Griechenland im Falle eines Zahlungsausfalls nicht sofort fallen lassen. Theoretisch hat der EFSF zwei Möglichkeiten: Entweder fordert er die an Griechenland vergebenen Kredite sofort zurück, oder er teilt schriftlich mit, dass er sich die Rückforderung für einen späteren Zeitpunkt vorbehält. In Brüssel wird erwartet, dass sich der Gouverneursrat des EFSF, also die Finanzminister der Euro-Zone, für die zweite Option entscheidet.
Der ELA-Rahmen für die griechischen Banken betrug zuletzt rund 80 Milliarden Euro. Nach einem Zahlungsausfall könnte die EZB allerdings die Abschläge erhöhen, die die griechischen Banken auf ihre Sicherheiten hinnehmen müssen. Nach den derzeitigen relativ großzügigen Regeln reichten die Sicherheiten der griechischen Institute für rund 95 Milliarden Euro ELA-Notkredite, erfuhr das "Handelsblatt" aus Finanzkreisen. Wenn man die Sicherheitsabschläge auf das übliche Maß verschärfe, würde der Wert auf 88 Milliarden Euro sinken, hieß es.
Tsipras: "Wir sind auf der Zielgeraden"
Athen verbreitet derweil Optimismus beim Tauziehen um das Spar- und Konsolidierungsprogramm des Landes. "Wir sind auf der Zielgeraden für eine für beide (Seiten) günstige Lösung", sagte Regierungschef Tsipras in einer Rede am späten Montagabend. Dem schloss sich Finanzminister Varoufakis in einem Interview mit dem griechischen TV-Sender Star an. "Wir sind dem (einer Lösung) sehr nahe", dies könnte schon "in einer Woche" der Fall sein, sagte Varoufakis.
Tsipras warf einigen Gläubigern vor, eine Art der "finanziellen Strangulierung" Griechenlands durch das Zudrehen des Geldhahns zu betreiben. Es gebe Einige (in Europa), die "Spaltungspläne" ausarbeiteten. "Die Stimmen der Vernunft haben aber die Oberhand gewonnen", sagte der Premier. Athen habe den Geldgebern detaillierte Pläne vorgelegt. Das Land ist auf eine seit fast einem Jahr auf Eis liegende Finanzhilfe in Höhe von 7,2 Milliarden Euro seitens der Europartner und dem IWF angewiesen.
Quelle: ntv.de, mli/DJ/dpa