Wirtschaft

"Nur für kurze Zeit" Erdogan: Golfstaaten stützten Türkei mit Kapital

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Erdogan nannte weder Länder noch Summen - und bedanken will er sich auch erst in der nächsten Woche.

(Foto: picture alliance / AA)

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Die Türkei steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise. So sehr, dass zwischenzeitlich die Golfstaaten mit Kapital aushelfen mussten, wie Präsident Erdogan nun in einem Interview verrät. Er lässt jedoch offen, wer wie viel Geld lieferte.

Die Türkei ist nach Worten von Präsident Recep Tayyip Erdogan vorübergehend mit Kapital aus den Golfstaaten gestützt worden. Die Länder hätten damit für Erleichterungen bei der türkischen Zentralbank und den Finanzmärkten gesorgt, sagte Erdogan in einem Interview mit dem Sender CNN Türkei. "Unsere Wirtschaft sowie das Banken- und Finanzsystem sind ziemlich stark. Einstweilen haben einige Golfstaaten Geld in unser System gesteckt - auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist".

Nach der Stichwahl am 28. Mai wolle er sich bei den Geldgebern bedanken. Erdogan nannte keine Länder oder Summen. Die Türkei hat in den vergangenen Jahren bereits Swap-Verträge mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, China, Qatar und Südkorea im Umfang von etwa 28 Milliarden US-Dollar abgeschlossen.

Erdogan werden bei der am Sonntag anstehenden Stichwahl gegen seinen Konkurrenten Kemal Kilicdaroglu gute Chancen eingeräumt. Die Türkei steckt inmitten einer Wirtschaftskrise. Die Landeswährung Lira hat drastisch abgewertet - um fast 80 Prozent zum Dollar binnen fünf Jahren. Das wiederum verschärft das Inflationsproblem, da die Türkei viele Waren und Rohstoffe importieren muss, die durch die schwache Lira teurer werden. Die Inflationsrate war im vergangenen Jahr bis auf 85 Prozent gestiegen, aktuell beträgt sie knapp 44 Prozent. Das nagt an der Kaufkraft der Türken.

Zentralbank rührt Leitzins vor Stichwahl nicht an

Zuletzt hatte die türkische Zentralbank ihre Zinsen kurz vor der Stichwahl um das Präsidentenamt trotz hoher Inflation nicht angehoben. Der Leitzins werde bei 8,5 Prozent belassen, teilten die Währungshüter mit. Sie hatten ihn im vergangenen Jahr von 14,0 auf 9,0 Prozent gesenkt. Im Februar ging es dann nach dem verheerenden Erdbeben im Land noch einmal um einen halben Prozentpunkt auf das aktuelle Niveau nach unten, um damit Konjunktur und Beschäftigung zu stützen.

Die Zentralbank kündigte an, der Schaffung günstiger finanzieller Konditionen Vorrang einzuräumen, um die ökonomischen Folgen der Katastrophe zu minimieren und die konjunkturelle Erholung zu unterstützen. "Es zeichnet sich ab, dass das Erdbeben mittelfristig keine dauerhaften Auswirkungen auf die Leistung der türkischen Wirtschaft haben wird", erklärten die Währungshüter zugleich.

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Allerdings hat die vergleichsweise lockere Geldpolitik nach Einschätzung von Ökonomen erhebliche Nebenwirkungen, während weltweit die großen Notenbanken ihre Zinsen deutlich heraufgesetzt haben im Kampf gegen die Inflation.

Hinter dem Kurs der Notenbank steht Präsident Erdogan, der sich selbst als "Zinsfeind" bezeichnet und mit billigem Geld die Wirtschaft anschieben will. Innerhalb der Regierung gibt es allerdings Stimmen, die auf eine Änderung des wirtschaftspolitischen Kurses dringen. "Sie untersuchen ein neues Wirtschaftsmodell, da das bestehende Modell nicht aufrechterhalten werden kann", sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur Reuters. "Im Grunde würde es den Zinssatz schrittweise erhöhen."

Quelle: ntv.de, ses/rts

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