Geldpolitik der ruhigen Hand Euro-Kursanstieg macht EZB Sorgen
17.08.2017, 15:30 Uhr
Die EZB will die zarten Konjunkturpflänzchen der Eurozone nicht beschädigen.
(Foto: AP)
Die EZB-Währungshüter schrecken vor klaren Aussagen über eine etwaige Zinswende zurück. Trotz Geldschwemme ist die Inflation im Euroraum noch immer zu niedrig. Zudem schauen die Notenbanker auf den deutlich fester werdenden Euro.
Trotz deutlich verbesserter Konjunkturaussichten schreckt die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin vor einer Kursänderung zurück. Die Inflationsdynamik sei nur verhalten und es bestünden immer noch erhebliche Unsicherheiten, hieß es in den Protokollen der Zinssitzung vom 20. Juli. Geduld sei immer noch angebracht, bis die Inflationsdynamik stärker werde.
Die Euro-Wächter wollen daher besonders vorsichtig in ihrer Kommunikation sein. "Es wurde generell zu diesem Zeitpunkt als höchst bedeutsam angesehen, Signale zu vermeiden, die überinterpretiert werden und sich als voreilig erweisen könnten." Notenbank-Chef Mario Draghi hatte zuletzt angekündigt, dass der EZB-Rat im Herbst über die Zukunft der billionenschweren Anleihenkäufe diskutieren wird.
Aus den Protokollen geht zudem hervor, dass die EZB den jüngsten Kursanstieg des Euro im Blick hat. Dieser könnte auf verbesserte Konjunkturdaten zurückgehen. Allerdings sorgen sich die Währungshüter, dass der Wechselkurs überschießen könnte. Ein zu starker Euro macht Waren hiesiger Firmen auf dem Weltmarkt teurer.
Der EZB-Rat hatte am 20. Juli sowohl das Niveau seiner Leitzinsen bestätigt. In dem Protokoll heißt es: "Es gab breite Übereinstimmung darüber, dass eine stetige Geldpolitik der ruhigen Hand weiter notwendig ist. Deshalb wurde die Forward Guidance des Rats zu Leitzinsen und dem geplanten Tempo der monatlichen Anleihekäufe beibehalten." Zwar hätten die reflationären Kräfte die Deflationsrisiken verdrängt, bisher habe das stärkere Wirtschaftswachstum aber nicht zu einer höheren Inflationsdynamik geführt.
Draghi-Hinweise in Jackson Hole?
Die EZB geht den Protokollen zufolge weiterhin davon aus, dass sie auf eine ungünstige Entwicklung der Inflationsaussichten vor allem mit ihrem Anleihekaufprogramm reagieren wird. Allerdings könne die Anwendung anderer Instrumente nicht ausgeschlossen werden.
Unter Analysten wird derzeit darüber spekuliert, ob Draghi in seiner Rede beim geldpolitischen Symposium in Jackson Hole in den USA am 25. August Hinweise auf eine Verringerung des geldpolitischen Stimulus geben wird. Meldungen, dass derartige Äußerungen ausbleiben könnten, hatten den Euro am Mittwoch etwas belastet. Draghi spricht außerdem am 23. August in Lindau.
Die nächsten geldpolitischen Beratungen des EZB-Rats finden am 7. September statt. Dann liegen auch die neuen Stabsprojektionen zu Inflation und Wachstum vor. Danach findet die nächste Sitzung des Gremiums mit geldpolitischer Beschlussfassung am 26. Oktober statt.
Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ