Ein Jahr Wirtschaft im Lockdown Fachkräfte bleiben in der Krise Mangelware
26.03.2021, 18:20 Uhr
Impfenzentren statt Messen. Wann wieder Aussteller und Gäste in Deutschlands Messehallen ziehen dürfen, ist noch nicht absehbar.
(Foto: imago images/Ralph Lueger)
Die Pandemie hat das Lebenswerk Tausender Unternehmer zerstört, Vermögen an den Börsen vernichtet und neu geschaffen - unter anderem. Ein Jahr nach Beginn des Shutdowns zieht ntv.de eine Bilanz in Schlaglichtern. Teil sieben: Betriebe sorgen sich um den Nachwuchs.
Die Pandemie hat das Lebenswerk Tausender Unternehmer zerstört, Vermögen an den Börsen vernichtet und neu geschaffen, Millionen Arbeitsplätze unsicher gemacht und Deutschlands so solide Staatsfinanzen erschüttert. Unter anderem. Ein Jahr nach Beginn des bis dahin Undenkbaren, einem staatlich verordneten Shutdown großer Teile der Wirtschaft, zieht ntv.de eine Bilanz in Schlaglichtern. Folge sieben: Betriebe sorgen sich trotz um den Nachwuchs.
Die bisherigen Folgen von "Ein Jahr Wirtschaft im Shutdown":
- Vom Börsen-Crash zum Höhenflug
- Vom Lebenstraum bleibt nur ein Schuldenberg
- Letzte Hoffnung Online-Shop
- In der Warte-"Hölle" der Corona-Hilfen
Die Pandemie wirft die Verkehrswende zurück
Seit Beginn der Pandemie müssen viele Unternehmen mit wechselnden Graden von Beschränkungen und Lockerungen zurechtkommen. In einigen Branchen aber steht das Geschäft nun schon seit einem Jahr komplett still. So die Messebranche, zu der die Firma Artlife in Hofheim am Taunus gehört. Doch obwohl auch nach einem Jahr immer noch unklar ist, wann es überhaupt wieder Messen, Kongresse und andere Großveranstaltungen abgehalten werden können, tut Geschäftsführer Stephan Haida alles, um seine Fachkräfte im Betrieb zu halten. "Wann und wie es auch immer weitergeht in unserer Branche, werden wir wieder auf diese Mitarbeiter angewiesen sein", sagt Haida. Denn vor allem Handwerker seien weiterhin stark gesucht auf dem Arbeitsmarkt. "Jeder den wir jetzt verlieren, wird nur schwer zu ersetzen sein."
Dieses Bemühen, die Mitarbeiter trotz Krise in den Betrieben zu halten, schlägt sich in den Arbeitsmarktdaten deutlich nieder. Anders als befürchtet, ist die Massenarbeitslosigkeit auch nach einem Jahr Krise nicht zurückgekehrt. Viele Manager sehen die Gefahr, dass ihre Unternehmen finanziell angeschlagen nach der Krise nicht über genügend Mittel verfügen werden, sich umworbene Fachkräfte auf dem Markt "zu kaufen". Ohne diese werden sie aber am erwarteten Aufschwung nicht teilhaben können.
Entscheidend für das Ausbleiben der Massenarbeitslosigkeit ist zum einen Kurzarbeitergeld. Die Zahl der Kurzarbeiter-Anzeigen ist dagegen mit fast drei Millionen Beschäftigten immer noch auf historisch hohem Niveau. Zudem helfen die verschiedenen Hilfsprogramme des Staates und eigene Reserven Betrieben wie Artlife zu überleben. "Es ist aber auch klar: Das alles allein würde nicht ausreichen, um hochqualifizierte, auf dem Arbeitsmarkt gesuchte Handwerker im Unternehmen zu halten", sagt Haida. Seine Handwerker wollten schließlich arbeiten. "Deshalb - und um zumindest einen Teil des totalen Umsatzausfalls aus dem Kerngeschäft auszugleichen - haben wir neue Geschäftsfelder erschlossen." Artlife ist jetzt auch im Innenausbau tätig und hat eine eigene Möbellinie sowie in Homeofficekonzept entwickelt.
Um für den Neubeginn gerüstet zu sein, sucht Artlife zudem gerade neue Auszubildende. "Gerade läuft die Bewerbungsphase für drei bis vier Tischlerlehrlinge und zwei Veranstaltungskaufleute", sagt Haida. Die Ausbildung eigenen Nachwuchses sei gerade jetzt in der Krise so wichtig.
Mehr zur Entwicklung des Arbeitsmarkts in der Pandemie lesen Sie in der ausführlichen Berichterstattung von ntv.de:
- Arbeitsagentur voll ausgelastet: Mehr Arbeitslose treffen auf weniger Hilfen
Ex-Wirtschaftsweiser Rürup: "Werden Schub an Arbeitslosigkeit bekommen"
Boom statt Krise: Diese Firmen suchen Tausende neue Mitarbeiter
Quelle: ntv.de, mbo