Wirtschaft

"Beispielloser Schock" Forscher warnen vor neuer Schuldenkrise

Deutsche und Schweizer Forscher sehen für die Eurozone eine tiefe Rezession - und dann starkes Wachstum.

Deutsche und Schweizer Forscher sehen für die Eurozone eine tiefe Rezession - und dann starkes Wachstum.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Wirtschaft der Eurozone rutscht angesichts der Corona-Pandemie in die Rezession. Doch im Herbst dürfte Ökonomen zufolge ein rasches Wachstum einsetzen. Mit großer Sorge blicken sie allerdings auf die Finanzmärkte.

Die Konjunkturforscher des Ifo-Instituts und der ETH Zürich sehen die Eurozone in den kommenden Monaten in die Rezession rutschen und warnen vor einer Schuldenkrise. "Die Corona-Pandemie ist ein beispielloser Schock für die Weltwirtschaft", konstatieren die Forscher. Schon im ersten Quartal dürfte die Wirtschaftsleistung um 2,3 Prozent geschrumpft sein - im laufenden zweiten Quartal sei ein weiterer Einbruch um 10,5 Prozent zu erwarten, teilten sie mit. Laut den Forschern dürfte sich nach dem Abklingen der Viruskrise aber eine Erholung einstellen: Für das dritte Vierteljahr rechnen sie dann mit 8,7 Prozent Zuwachs auf Quartalssicht.

"Die Möglichkeit, dass sich die Pandemie früher abschwächt als erwartet, ist gering. Ein Wiederaufflammen der europäischen Schuldenkrise in großem Maßstab stellt daher ein nicht zu vernachlässigendes Risiko für die Prognose dar", erklärten die beiden Institute.

Besonders heftig seien die Schwankungen in der Industrieproduktion der Eurostaaten. Sie dürfte im ersten Quartal bereits um 4,4 Prozent gefallen sein und werde im zweiten Quartal sogar um 18 Prozent einbrechen. Für das dritte Quartal erwarten die Forscher ein Wachstum von 19 Prozent.

Beim privaten Konsum rechnen sie mit Rückgängen von 3,3 und 13,6 Prozent in den zwei ersten Quartalen und einem Plus von 12 Prozent im dritten Quartal; bei den Investitionen mit einem Minus von 2,3 und 10,0 Prozent und dann einem Plus von 10,4 Prozent.

Für Frankreich hatten die Behörden bereits ein Minus von sechs Prozent im ersten Quartal gemeldet. Nach Angaben der Notenbank brach die Konjunktur im März um 17 Prozent ein. In der zweiten Märzhälfte betrug der Absturz sogar 32 Prozent.

Das Ifo und weitere führende Forschungsinstitute hatten in ihrer am Vortag vorgelegten gemeinsamen Prognose für die Bundesregierung ein Schrumpfen des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im laufenden Jahr um 4,2 Prozent vorhergesagt. 2021 soll es dann um 5,8 Prozent zulegen.

Das an der Gemeinschaftsdiagnose beteiligte Berliner DIW sieht im Gegensatz zu den anderen Instituten den Bedarf für ein Konjunkturprogramm zur Stärkung der Nachfrage. Mit umfangreichen Krediten, Garantien und mit der Kurzarbeit seien zwar bereits wichtige Weichen für das Überleben von Unternehmen und für den Erhalt von Arbeitsplätzen gestellt worden, sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen: "Neben den Sofortmaßnahmen wäre ein Konjunkturprogramm aber ein wichtiger Impuls, um zügig aus der Krise zu kommen und eine Erholung einzuleiten."

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts/AFP

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