Rohstoff für E-Autos Frankreich plant eigene Lithium-Mine bis 2027
24.10.2022, 15:52 Uhr
Die Vorkommen im französischen Allier sollen laut Unternehmen ausreichen, um ab 2028 jährlich 34.000 Tonnen Lithiumhydroxid zu produzieren.
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Wenn Smartphones oder E-Autos gebaut werden, ist Lithium unverzichtbar. Der Bergbaukonzern Imerys kündigt nun die Eröffnung einer Lithium-Mine in Frankreich an. Europäische Unternehmen beziehen den Rohstoff bisher aus dem Ausland. Das Projekt könnte die "industrielle Souveränität Europas" stärken.
In Zentralfrankreich soll bis 2027 das für Elektroautos wichtige Leichtmetall Lithium in bedeutenden Mengen gefördert werden. Das Bergbau-Unternehmen Imerys kündigte die Eröffnung einer Lithium-Mine im Département Allier an. Die Vorkommen in der Region sollen laut Unternehmen ausreichen, um ab 2028 jährlich 34.000 Tonnen Lithiumhydroxid zu produzieren - genug für die Produktion von 700.000 Elektrofahrzeugen.
Lithium wird zur Herstellung der Batterien benötigt und in vielen Ländern gefördert, vor allem in Südamerika, Australien und China. Die Verarbeitung des Rohstoffs findet derzeit jedoch fast ausschließlich in der Volksrepublik statt. Angesichts der Umstellung der Autoindustrie auf Elektrofahrzeuge wird deshalb zunehmend vor einer neuen Importabhängigkeit gewarnt. Imerys erklärte, die Mine in Allier werde "die industrielle Souveränität Europas stärken". Das Unternehmen investiert nach eigenen Angaben rund eine Milliarde Euro in das "Emili" getaufte Projekt. Das Lithium soll demnach unterirdisch abgebaut werden, um die Umweltschäden an der Oberfläche zu begrenzen.
In Europa gibt es derzeit knapp ein dutzend derartiger Projekte. Die Mine in Zentralfrankreich ist vom Umfang her bislang die zweitgrößte. Die größte Fördermenge plant derzeit das Startup Vulcan aus Karlsruhe, das im pfälzischen Rheintal Lithium abbauen will. An dem Standort in Allier wird seit dem 19. Jahrhundert Porzellanton gewonnen. Dass dort auch Lithium vorhanden ist, war bereits seit Jahrzehnten bekannt. Zu Anfang des vergangenen Jahres begann Imerys mit Untersuchungen, ob sich der Abbau lohnt. Das Ergebnis: Die "Konzentrationen und Mengen" seien "sehr attraktiv". Bislang ist nach Angaben des Unternehmens eine Betriebszeit der Mine von 25 Jahren geplant, aber es könnte noch größere Vorkommen geben als bislang bekannt.
"Wir werden die Untersuchungen fortsetzen, um zu sehen, ob wir 30 oder 35 Jahre Betrieb haben könnten", sagte Imerys-Chef Alessandro Dazza. Der Abbau soll unterirdisch erfolgen, wodurch die Staubbelastung an der Oberfläche minimiert wird. Für den Transport sind Rohrleitungen und Schienenwege geplant, um Lkw-Verkehr zu vermeiden. Imerys rechnet mit einem CO2-Ausstoß von acht Kilogramm pro Tonne Lithium im Vergleich zu 16 bis 20 Kilogramm in Australien und China. "Dieses Projekt, das in Bezug auf Umwelt und Klima beispielhaft ist, wird unseren Bedarf an Lithiumimporten drastisch reduzieren", erklärte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire in der Mitteilung der Bergbaufirma. Die Regierung unterstütze das Projekt.
Quelle: ntv.de, lar/AFP