Wirtschaft

Was können wir uns noch leisten? Geschäftsführer (28): Ich kaufe jetzt günstigere Lebensmittel

Marcus Jäger betreibt eine freie Tankstelle und bezeichnet die Preise mancher Konkurrenten als Wucher.

Marcus Jäger betreibt eine freie Tankstelle und bezeichnet die Preise mancher Konkurrenten als Wucher.

(Foto: picture alliance/dpa)

Vor allem Energie und Lebensmittel sind deutlich teurer geworden. Die Inflation lag im vergangenen Jahr im Schnitt bei 6,9 Prozent. Bei ntv.de verraten regelmäßig Menschen aus allen Gehaltsklassen, was das für ihren Alltag bedeutet - was sie verdienen, wofür sie wie viel Geld ausgeben und was am Monatsende übrig bleibt. Heute:

Name: Marcus Jäger

Alter: 28

Wohnort: Scheyern im Landkreis Pfaffenhofen bei Ingolstadt

Ausbildung: Fliesenleger

Aktuelle Tätigkeit: Geschäftsführer einer Tankstelle, die seit 70 Jahren unser Familienunternehmen ist, inzwischen mit einem Anhänger- und E-Bike-Verleih, Paketshop, rund um die Uhr zugänglichen Warenautomaten und einer Waschanlage.

Arbeitszeit pro Woche: mindestens 50 bis 60 Stunden

Monatliches Bruttogehalt: 3700 Euro Grundgehalt

Urlaubs- und Weihnachtsgeld: jeweils 3500 Euro plus eine jährliche Bonuszahlung zwischen 10.000 und 15.000 Euro - gewinn- und leistungsabhängig von unseren Zielvereinbarungen

Familienstand: ledig, keine Kinder

Haushalts-Nettoeinkommen pro Monat: knapp 2400 Euro Grundgehalt plus umgerechnet knapp 800 Euro aus den jährlichen Zahlungen

Monatliche Wohn- und Energiekosten: Ich wohne in einer Wohnung im Geschäfts- und Wohnhaus meiner Eltern und muss dafür weder Miete noch Nebenkosten bezahlen. Wir haben einen Kamin und eine Ölheizung.

Weitere Fixkosten pro Monat:

  • 120 Euro für den öffentlichen Nahverkehr, ein Auto habe ich nicht
  • Telefon: 90 Euro
  • Internet: 50 Euro
  • Streaming: 40 Euro
  • Versicherungen: 200 Euro für Haftpflicht, Rechtsschutz und eine erweiterte Krankenversicherung
  • Rentenvorsorge: 100 Euro

Unterm Strich frei verfügbares monatliches Haushaltseinkommen für Lebensmittel, Hygiene, Freizeit, Kleidung, Urlaub etc.: 1800 Euro ohne die jährlichen Bonuszahlungen, mit sind es umgerechnet 2600 Euro

Wie viel mehr ich heute für Lebensmittel ausgebe als vor einem Jahr: 60 bis 70 Prozent. Vor ein, zwei Jahren habe ich im Supermarkt etwa 100 Euro im Monat ausgegeben, inzwischen 150 bis 170 Euro. Das ist immer noch relativ wenig, weil ich viel reise und deshalb oft außer Haus esse. In Restaurants gebe ich umso mehr Geld aus.

Wofür ich am meisten Geld ausgebe: Urlaub, nämlich 15.000 bis 20.000 Euro im Jahr. Die Kosten sind schon seit Pandemie-Beginn deutlich gestiegen, vor allem Flüge sind viel teurer geworden. Ich versuche trotzdem, möglichst oft zu verreisen, in manchen Monaten bin ich jedes Wochenende unterwegs.

An welchen Stellen ich wegen der hohen Inflation bereits spare: Bei Lebensmitteln, indem ich teils günstigere Marken einkaufe und weniger wegwerfe. Weiteres Sparpotenzial hätte ich bei meinen Urlaubsausgaben.

Wie viel am Monatsende übrig bleibt: 500 bis 600 Euro

Wie viel davon ich zurücklege: 50 Prozent von dem, was bis zum 28. jedes Monats übrig ist

Inflation zum Anfassen

Die Angaben dieser wichtigsten Einnahmen und Ausgaben beruhen auf Selbstauskünften, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Spannend, oder? Wenn Sie auch mitmachen möchten, melden Sie sich gern per E-Mail an mitmachen[at]ntv.de

Wünsche an die Politik:

  • Steuerfreie Zuschüsse wie der Inflationsausgleich, die Arbeitgeber zahlen können, sollten erweitert werden, damit mehr vom Lohn übrig bleibt.
  • Für mehr Transparenz sollten Unternehmen verpflichtet werden, ihre Preisgestaltung offenzulegen. Unsere Tankstelle bekommt viel Druck von den Kunden, obwohl der Liter Benzin an manchen anderen Tankstellen bis zu 40 Cent mehr kostet - das ist aus meiner Sicht Wucher.
  • Für faire, erschwingliche Preise für jeden Bürger wünsche ich mir eine Preisobergrenze für bestimmte Grundnahrungsmittel wie zum Beispiel Wasser, Gemüse, Eier oder Milch.

Quelle: ntv.de, Christina Lohner

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