Interne Untersuchung bei Tesla Gönnt sich Elon Musk einen Palast aus Glas?
12.07.2023, 18:37 Uhr Artikel anhören
Ist Elon Musk sein Tiny House am SpaceX-Firmengelände in Kalifornien doch zu klein geworden?
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Auf dem Tesla-Gelände im texanischen Austin soll es konkrete Pläne für ein gigantisches Glasgebäude geben. Der Bauherr? Unklar. Gerüchten zufolge könnte es sich um eine Residenz für Konzernchef Musk handeln. Der Konzern prüft, ob Firmengelder für private Zwecke verprasst werden.
Wie bei Ottonormalverbauchern sind auch Elon Musks Lebenspläne offenbar nicht immer in Stein gemeißelt. Es ist nicht lange her, da kokettierte der Tesla- und SpaceX-Chef noch damit, keinen Wert mehr auf irdische Besitztümer zu legen. Er verkaufte seine sieben Häuser und zog stattdessen in ein sogenanntes Tiny House auf dem Firmengelände seiner Weltraumfirma im kalifornischen Hawthorne. Neuere Berichte deuten nun an, dass der Multimilliardär sein Faible für extravagante Immobilien möglicherweise doch nicht ganz verloren hat.
Laut internen Tesla-Dokumenten, die dem "Wall Street Journal" (WSJ) exklusiv vorliegen, stecken hinter einer ominösen Tesla-Bestellung von Glasfassaden im vergangenen Jahr offenbar konkrete Pläne für den Bau eines gigantischen Glashauses am Hauptsitz des E-Autopioniers in Austin im US-Bundesstaat Texas. Bereits seit einem Jahr wird spekuliert, dass der Bauherr Tesla-Chef Musk selber sein könnte.
Wie die Zeitung schreibt, zeigen die Pläne ein verdrehtes Sechseck auf einem Ufergrundstück. Die Teslafabrik sei im Hintergrund zu sehen. Weitere Darstellungen sollen dem Apple-Glaskasten in der Fifth Avenue in Manhattan ähneln. Es sei ein Wohnbereich mit Schlaf- und Badezimmer sowie einer Küche auf den Zeichnungen zu erkennen. Einblicke gibt es auch in die Planungen für den Garten rund ums Haus: Berichtet wird von einem Bild mit Wasserfall und einem futuristisch anmutenden Pickup ähnlich Teslas' Cybertruck.
Verdächtige Bestellungen von Baumaterialien
Dass es sich um das Firmengelände in Austin handelt, scheint sicher: Die Gigafactory in Texas liegt unmittelbar am Colorado River. Tesla hatte 2021 den Firmensitz von Palo Alto in Kalifornien hierher verlegt. Zur Begründung verwies Musk damals auf die Bürokratie und Steuern in Kalifornien. Er selbst zog ebenfalls nach Texas, weil es auf Landesebene keine Einkommensteuer gibt. Im vergangenen Jahr machten dann Berichte über ein geheimes "Projekt 42" die Runde, hinter dem sich Pläne für ein Haus für Musk verbergen sollten.
Angeblich horchte die Belegschaft auf, als Spezialglas im Wert von mehreren Millionen Dollar geordert wurde – die Art von großformatigen Paneelen, die an Gebäudefassaden verwendet werden. Das US-Finanzportal Bloomberg berichtete zeitnah auch über interne Untersuchungen. Weitere Einzelheiten wurden aber nicht bekannt.
Dem "WSJ" liegen nun angeblich weitere Informationen vor, wonach Juristen und Vorstände im Konzern tatsächlich eine mögliche Veruntreuung von Tesla-Ressourcen prüfen, also der Frage nachgehen, ob hier Firmenmittel für private Zwecke veruntreut wurden. Die Führungsriege sei skeptisch geworden, schreibt das Blatt. Ob und zu welchen Ergebnis die Prüfer gekommen sind, ist nicht bekannt.
Unklar ist auch, ob die Glasfassaden überhaupt jemals geliefert wurden. Angeblich gab es zwischenzeitlich die Überlegung, die Bestellung zu stornieren. Nachfragen des "WSJ" bei Tesla sowie einzelnen Vorstandsmitgliedern diesbezüglich seien unbeantwortet geblieben, heißt es. Ob Musk der heimliche Bauherr des Projektes ist oder war, darüber lässt sich also nur spekulieren.
Vom Tiny House zum Glaspalast
Musk ist oft auf Reisen und pendelt zwischen den verschiedenen Standorten seiner Unternehmen in Texas und Kalifornien hin und her. Seit Herbst 2020 ist er praktisch hauslos. Alle seine sieben Immobilien in Kalifornien hat er verkauft. Getrieben war die Entscheidung damals offenbar durch sein Weltraumprojekt und das Vorhaben, den Mars zu besiedeln. Er wollte sich von irdische Gütern trennen. Als Wohnsitz in Kalifornien diente ihm zwischenzeitlich nur noch ein 50.000 Dollar teures Tiny House auf dem Gelände seiner Weltraumfirma SpaceX in Hawthorne.
Wenig später, im Dezember 2021, räumte er allerdings ein, dass es an der Zeit sein könnte, doch wieder eine richtige Bleibe zu finden. "Ich sollte wahrscheinlich irgendwo leben", twitterte er. Laut "WSJ" haben Mitarbeiter auch nach einer Immobilie in der Gegend von Austin für den milliardenschweren Unternehmer gesucht. Auch eine Reihe von Maklern soll mit der Suche nach einer passenden Villa in der Gegend beauftragt worden sein.
Das Firmengelände ist ein weiteres Großprojekt von Musk. Er will entlang des Colorado River eine ganze Stadt aus dem Boden stampfen. Vergangenen September berichtete Teslamag.de, die erlaubte Baugröße auf dem Grundstück solle um etwa fünf Hektar auf rund 113 Hektar vergrößert werden. Musk betonte auch, Tesla werde das Gelände nicht nur zur Produktion nutzen: Zusätzlich sei ein "ökologisches Paradies" für Besucher geplant, ein Ausflugsziel mit atemberaubenden Ausblicken sowie Rad- und Wanderwegen. Ein Glaspalast würde ins Bild passen. Abzuwarten bleibt derweil, welche Ergebnisse die interne Untersuchung liefern wird und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.
Quelle: ntv.de