Uni-Stifung schließt Hedgefonds Harvard entlässt Hälfte seiner Finanzprofis
26.01.2017, 15:53 Uhr
Reiche Stifter haben zuletzt die Verluste der Investmentprofis der Harvard Universität ausgeglichen.
(Foto: imago/wolterfoto)
Die Verwalter des derzeit 35 Milliarden Dollar schweren Vermögens der Harvard Universität waren einst Vorreiter. Mit Investments in Rohstoffe, Hedgefonds oder Beteiliungsgesellschaften vervielfachten sie das Stiftungskapital. Zuletzt allerdings meldeten sie Verluste.
Die Harvard Universität in Boston ist nicht nur eine der prestigeträchtigsten Hochschulen der Welt, sie ist auch die reichste. Die amerikanische Eliteuni sitzt auf einem Stiftungsvermögen von mehr als 35 Milliarden Dollar, verwaltet von den 230 Investmentprofis der Universität - noch. Nach Jahren enttäuschender Anlageergebnisse hat der neue Stiftungschef Nirmal Narvekar angekündigt, die Geldanalage zum Großteil auszulagern, den universitätseigenen Hedgefonds zu schließen und die Hälfte der Mitarbeiter zu entlassen.
Die Ankündigung kommt einer Revolution nicht nur für die Hochschule, sondern die amerikanische Finanzwelt gleich. Harvard und andere Eliteuniversitäten waren in den 90er-Jahren Vorreiter bei sogenannten alternativen Investments. Indem die Verwalter der Stiftungsvermögen Milliarden von traditionellen Anlagen wie Aktien und Staatsanleihen in Hedgefonds, Immobilien und vor allem Private-Equity-Fonds - in Deutschland als "Heuschrecken bekannte Beteiligungsgesellschaften - umschichteten, erzielten sie jahrelang Traumrenditen. Das Harvard-Vermögen vermehrte sich von 1990 bis 2005 von weniger als fünf Milliarden auf mehr als 25 Milliarden Dollar - hauptsächlich durch die Erträge der Investments.
2009, in der Finanzkrise verlor die Stiftung in einem Jahr fast ein Viertel ihres Vermögens . Danach konnten die Anlageexperten nicht mehr an die alten Erfolge anknüpfen. Im vergangenen Jahr meldeten sie einen Verlust von gut zwei Prozent. Dass das Stiftungsvermögen zwischenzeitlich auf mehr als 37 Milliarden Dollar angewachsen war, liegt an den hohen Spenden, mit denen die Universität die Verluste aus ihren Geldanlagen und die Entnahmen für den Lehr- und Forschungsbetrieb mehr als ausgleichen konnte.
Staatsanleihen und Holzplantagen
Der hohe Aufwand, den die Stiftung für ihre Vermögensverwaltung betreibe, sei "nicht mehr zu rechtfertigen", schrieb Narvekar jetzt in einem Brief an seine Mitarbeiter und an die Uni-Verwaltung, über den das "Wall Street Journal" berichtet. Das Harvardvermögen ist sehr breit verteilt. Mit einem Teil handelt bisher der eigene Hedgefonds. Ein großer Teil ist in Rohstoffen angelegt, sowohl an den Finanzmärkten als auch direkt etwa in Holzplantagen in Argentinien. Auch Immobilien spielen eine große Rolle. Ein Teil steckt bis heute ganz traditionell etwa in Aktienfonds und Staatsanleihen.
Das Milliardenvermögen umzuschichten, wird voraussichtlich mehrere Jahre dauern. Einige Teams wie etwa das für Immobilieninvestitionen könnten als selbständige Unternehmen weitergeführt werden, heißt es. Dass Management sogenannter passiver Anlagen wie Staatsanleihen oder Fonds, die Aktienindizes nachbilden, soll bei der Stiftung verbleiben. Für den Hedgefonds soll dagegen Mitte dieses Jahres endgültig Schluss sein. Welche externen Vermögensverwalter oder Banken dann den Großteil der Milliarden anlegen sollen, ist noch nicht bekannt.
Quelle: ntv.de, mbo