Wirtschaft

Expansion lieber in Europa Kaufland macht Rückzieher in Australien

Weltweit arbeiten etwa 132.000 Menschen für Kaufland - in Australien keine.

Weltweit arbeiten etwa 132.000 Menschen für Kaufland - in Australien keine.

(Foto: picture alliance/dpa)

Mit Investitionen von mehr als 300 Millionen Euro und bis zu 20 Filialen wollte Kaufland Australien erobern. Nun stellt der Groß-Discounter überraschend fest, dass seine Chancen in Europa besser sind als in Down Under. Für die schon eingestellten Mitarbeiter ist es ein Schock.

Noch bevor der erste Laden eröffnet hat, hat die Supermarktkette Kaufland ihre Pläne für eine Expansion nach Australien wieder aufgegeben. Man wolle sich auf die Kernmärkte in Europa konzentrieren, teilt das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Neckarsulm mit.

In Australien war der Rückzug ein Schock. Dort wollte der Konzern bis zu 20 Läden eröffnen, zunächst in Melbourne und Adelaide. Die 200 Mitarbeiter von Kaufland hätten am Mittwoch von der Entscheidung erfahren und seien schockiert, berichtet die australische "Financial Review". "Mit ihnen werden Gespräche geführt, um selbstverständlich faire Lösungen zu finden", teilt Kaufland mit. Auf einer australischen Online-Jobbörse waren noch vor wenigen Tagen Gesuche von Kaufland eingegangen. Zumindest ein Gesuch war auch am Mittwoch noch online.

"Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Wir haben uns in Australien stets willkommen gefühlt", sagte der kommissarische Vorstandsvorsitzende von Kaufland, Frank Schumann, laut Mitteilung. Laut einem Sprecher des Schwarz-Konzerns, zu dem Kaufland gehört, hat sich in Australien nichts zum Negativen verändert, das dortige Kaufland-Management habe gut gearbeitet. Das Unternehmen erwartet sich aber mehr Chancen in Europa. Dort sei "viel Umbruch, viel Bewegung im Markt", sagte der Sprecher. Da gebe es die ein oder andere Opportunität.

Expansion in Polen

Laut einer anderen Sprecherin schreitet der Konzentrationsprozess im europäischen Lebensmittelhandel voran. Einzelne Länder und Ketten stünden bei Wettbewerbern zur Disposition. "Wann immer sich interessante Opportunitäten für uns ergeben, wollen wir diese nutzen", teilte sie mit.

Zuletzt hatte Kaufland in Polen sechs Läden von der Supermarktkette Tesco übernommen. Kaufland betreibt 1300 Filialen, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Außerdem ist das Unternehmen in Polen, Tschechien, Rumänien, der Slowakei, Bulgarien, Kroatien sowie der Republik Moldau aktiv. 132.000 Menschen arbeiten für das Unternehmen.

Noch im September hat die australische Kaufland-Managerin Julia Kern dem Premier von Südaustralien, Steven Marshall, die Pläne für Adelaide vorgestellt.

Noch im September hat die australische Kaufland-Managerin Julia Kern dem Premier von Südaustralien, Steven Marshall, die Pläne für Adelaide vorgestellt.

(Foto: imago images / AAP)

Kaufland hatte ursprünglich Hunderte Millionen Euro Investitionen in Australien angekündigt. Erst im Juli hatte das Unternehmen den Baubeginn eines Verteilzentrums gefeiert, im September waren australische Politiker zum Spatenstich für die erste Filiale in Adelaide gekommen, sie sollte 2021 öffnen. Im August hatte Kaufland mitgeteilt, für Filialen ein Verteilzentrum sowie für die geplante Zentrale allein im australischen Bundesstaat Victoria - einem Schwerpunkt der Kaufland-Expansion - mehr als 300 Millionen Euro zu investieren und so bis zu 2400 neue Arbeitsplätze schaffen zu wollen. "Kaufland startet in Australien durch", lautete die Überschrift der Pressemitteilung. Es sei noch keine Filiale eröffnet worden, sagte eine Kaufland-Sprecherin.

Konkurrent Aldi Süd betreibt in Australien eigenen Angaben zufolge rund 550 Geschäfte. Die Supermarktkette ist dort bereits seit 2001 aktiv. Die größten Händler dort sind Woolworth und Coles.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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