Wirtschaft

Schnäppchenpreise für Fleisch Klöckner appelliert an den Supermarktkunden

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Hauptsache günstig: Fleisch wird im Supermarkt nach wie vor viel zu billig angeboten.

(Foto: picture alliance / Tobias Steinmaurer / picturedesk.com)

In vielen Supermärkten locken Billigangebote für Fleisch und Würstchen. Die Landwirte sind dadurch einem enormen Preiskampf ausgesetzt. Agrarministerin Klöckner wendet sich deshalb an den Handel, ruft aber auch Verbraucher auf, mehr auf Qualität und Tierwohl zu setzen.

Bundesagrarministerin Julia Klöckner hat sich gegen massiven Kostendruck auf die Landwirtschaft durch einen weiteren Preiskampf mit Billigangeboten im Handel gewandt. "Wir hatten noch nie ein solches Bewusstsein und eine so intensive Diskussion über Lebensmittelpreise, speziell für Fleisch", sagte die CDU-Politikerin. "Meine Erwartung an den Handel ist klar: Fleisch sollte über die Qualität, das Tierwohl oder die Herkunft, nicht über den niedrigsten Preis beworben werden." Die Landwirte seien einem Preiskampf ausgesetzt, "den auch wir Verbraucher mitunter stark beeinflussen."

"Damit ein Landwirt über die Runden kommt, geht es häufig nur noch über die Menge", erläuterte Klöckner. Daher sei ihr Petitum auch an die Verbraucher: "Lieber weniger, dafür höherwertiges Fleisch." Das Glück von Landwirten liege nicht darin, Tausendermarken an Tieren zu erreichen. "Bestände können auch kleiner sein, wenn Betriebe für die Einhaltung höherer Standards ordentlich entlohnt werden und es sich rechnet."

Die Ministerin betonte, bei Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft gehe es schon lange nicht mehr um die Frage: Bio oder nicht bio? "Wir wollen das Gegeneinander von konventionell und ökologisch auflösen. Bei den Landwirten selbst ist diese ideologische Konfrontation längst überholt." Die Zukunft werde "eine Art Hybrid-Landwirtschaft" sein. Bio sei nachhaltig, aber nicht so effizient. Für einen vergleichbaren Ertrag würden mehr Ressourcen und Boden gebraucht. "Die konventionelle Landwirtschaft ist effizient, muss aber nachhaltiger werden. Beide wollen voneinander lernen und tun das auch schon."

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Ein hilfreiches Instrument dabei sei die Digitalisierung, sagte Klöckner. "Zum Beispiel Robotik zur mechanischen Unkrautbekämpfung. Denn auch Öko-Landwirte finden oft kein Personal." Auch die Frage, welche externen Kosten man in Lebensmittelpreise einrechne, sei nicht banal. "Ein Apfel vom Bodensee, den man direkt vor Ort kauft, hat niedrigere externe Kosten als der Apfel vom Baum daneben, der einige Wochen gekühlt und dann per Transporter nach Berlin gefahren wird."

Aus Sicht eines Sprechers der Verbraucherorganisation Foodwatch wälzt die Ministerin die Verantwortung an die Verbraucher ab. Es genüge nicht, dazu aufzurufen, mehr Geld für Fleisch auszugeben. "Der Fleischpreis im Supermarkt sagt leider wenig darüber aus, wie gesund die Tiere gehalten wurden oder wie viel Geld bei den Landwirten ankommt", sagte der Foodwatch-Sprecher. Stattdessen müsse sich Klöckner dafür einsetzen, "dass es strenge Tierschutzstandards gibt und die Landwirte nicht länger einem ruinösen Preiskampf ausgeliefert sind".

Quelle: ntv.de, sbl/dpa

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