Teil von Musks großer Vision? Konzern Twitter ändert seinen Namen
13.04.2023, 09:57 Uhr Artikel anhören
Der Hauptgeschäftssitz des Unternehmens soll weiterhin in San Francisco bleiben.
(Foto: picture alliance / AA)
Seit er Twitter im vergangenen Herbst übernommen hat, lässt Elon Musk in dem Unternehmen kaum einen Stein auf dem anderen. Nun ändert sich neben dem Namen des Unternehmens auch der Firmensitz. Dies befeuert Spekulationen über die Vision des Multimilliardärs, "X, eine App für alles" zu kreieren.
Twitter Inc ändert seinen Namen in X Corp. Dies teilte das Unternehmen den Gerichten vergangene Woche mit. "Twitter Inc wurde mit X Corp verschmolzen und existiert nicht mehr", heißt es in einem juristischen Schreiben, das dem Bundesgericht in Florida übersandt wurde. X Corp ist ein privates Unternehmen mit Registrierung in Nevada, wie die Anwälte von Twitter mitteilten. Bisher war Twitter Delaware registriert. Trotz der Änderung des Firmennamens ändert sich für Nutzer vorerst nichts.
So bleibt auch der Verwaltungssitz des Unternehmens San Francisco, wie aus dem Schriftstück hervorgeht. X Corp hat eine Muttergesellschaft namens X Holdings Corp. Die Änderungen erregten in den vergangenen Tagen Aufmerksamkeit, als die Dokumente online zirkulierten und Medien darüber schrieben. Die Informationen in den Unterlagen gaben Anlass zu Spekulationen im Internet, dass dies Teil einer großen Vision sei, über die der Eigentümer Elon Musk getwittert hat, der seine Übernahme von Twitter dazu nutzt, um "X, die App für alles" nach dem Vorbild der chinesischen App Wechat zu kreieren.
Die chinesische App ist eine Mischung aus sozialem Netzwerk, Finanzdienstleistungen, Online-Shopping, Essensbestellungen, Terminvereinbarungen und Jobbörse. "Es macht alles - eine Art Twitter, plus Paypal, plus eine ganze Reihe von Dingen, mit einer großartigen Oberfläche", sagte Musk vor knapp einem Jahr in einem Podcast. "Es ist wirklich eine hervorragende App, so etwas haben wir außerhalb Chinas nicht."
Auf eine Anfrage des Wall Street Journal nach dem Grund für die Namensänderung antwortete Twitter mit einem automatischen Kack-Emoji. Am Dienstag twitterte der Milliardär Musk ein "X" ohne weiteren Kontext oder Details. Der Buchstabe spielt für Musk schon lange immer wieder eine Rolle: Sein ehemaliges Online-Banking-Startup X.com wurde später nach einer Fusion mit einem anderen Unternehmen zu Paypal. Auch bezeichnet Musk eines seiner Kinder oft als X.
"Ziel ist es, App für alles zu schaffen"
In Nevada hat der Milliardär noch andere geschäftliche Unternehmungen. Der Elektroautobauer Tesla, dessen Gründer und CEO er ist, betreibt ein Werk in der Nähe von Reno. Und The Boring Co, Musks Tunnelbauunternehmen, hat ein Projekt in Las Vegas. In einem Interview mit der BBC am Dienstag sagte Musk über die Namensänderung: "Mein Ziel ist es, X, die App für alles, zu schaffen", und bekräftigte, dass "Twitter ein Beschleuniger ist".
Die Struktur des Unternehmens wirft bei Experten für Gesellschaftsrecht allerdings noch Fragen auf. Ein weiteres Unternehmen mit dem Namen Twitter Inc wurde vor kurzem in Nevada registriert, mit Musk als Präsident - und laut Beobachtern ist unklar, wie dieses Unternehmen mit der X Corp zusammenhängt. Nach Ansicht eines Juraprofessors könnte es sich um ein Unternehmen handeln, das Musk für Twitter zu einem späteren Zeitpunkt nutzen könnte, oder um eine Maßnahme, um zu verhindern, dass andere den Namen verwenden.
Die Verlegung des Unternehmens von Delaware nach Nevada hat nach Ansicht von Rechtsexperten zudem weitreichendere geschäftliche Auswirkungen. Im Vergleich zu Delaware gewähren die Gesetze von Nevada dem Management und den Führungskräften eines Unternehmens mehr Ermessensspielraum und Schutz, sagt Zohar Goshen, Professor für Transaktionsrecht an der Columbia Law School.
Twitter ist jetzt "ein privates Unternehmen, das von einer Person kontrolliert wird, sodass sie diesen Schritt machen können", sagte er. Für börsennotierte Unternehmen sei es nicht so einfach, an einen Ort zu ziehen, an dem die Aktionäre weniger Schutz genießen. Delaware ist ein beliebter Standort für Unternehmen. Rund zwei Drittel der "Fortune-500"-Unternehmen - der 500 umsatzstärksten US-Unternehmen, die von der Zeitschrift Fortune jedes Geschäftsjahr aufgelistet werden - haben nach Angaben des Staatssekretärs ihren Sitz in diesem Bundesstaat.
Quelle: ntv.de, spl/DJ