Wirtschaft

Neue Zeichen für Rezession? Lanxess-Aktie nach Gewinnwarnung im freien Fall

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Die Lanxess-Papiere fielen auf den tiefsten Stand seit drei Jahren.

Die Lanxess-Papiere fielen auf den tiefsten Stand seit drei Jahren.

(Foto: picture alliance / Flashpic)

Der Spezialchemiekonzern Lanxess sieht weiter keine durchgreifende Erholung. Kunden bauten weiter ihre Bestände ab. Neue Bestellungen kämen nur zögerlich. Das Unternehmen senkt seine Prognose deutlich. Anleger werfen die Aktien auf den Markt. Auch andere Branchentitel stehen unter Druck.

Anleger werfen nach der Gewinnwarnung von Lanxess die Papiere des Spezialchemiekonzerns aus ihren Depots. Die MDAX-Aktie brach um zeitweise mehr als 17 Prozent ein und notierte so tief wie seit drei Jahren nicht. Im Sog ging es auch für andere Werte der Branche abwärts. Der Stoxx-Subindex verliert 1,7 Prozent und führt die Verliererliste in Europa mit weitem Abstand an. BASF, Evonik und Wacker Chemie wurden leichter gehandelt. Die Gewinnwarnung schürt Sorgen vor weiteren Prognosesenkungen in der Chemieindustrie. Denn die von vielen Unternehmen erwartete Erholung im zweiten Halbjahr scheint auszubleiben, vor allem in China. Auch Covestro gerieten anfangs in den Sog. Mit Gerüchten über eine Übernahme schoss der Titel ab Mittag allerdings in die Höhe.

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Lanxess hatte zudem mitgeteilt, man sehe sich beim Ertrag derzeit unter den Markterwartungen. Das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen werde im laufenden zweiten Quartal voraussichtlich etwa 100 Millionen Euro betragen und damit unter den durchschnittlichen Markterwartungen liegen. Gründe seien die allgemeine Nachfrageschwäche und ein anhaltender Lagerabbau bei den Kunden, vor allem in der Bau-, Elektro- und Elektronikindustrie. Selbst bei sonst stabilen "konsumentennahen Produkten" seien die Anlagen nicht ausgelastet." Die Nachfragebelebung, die wir für das zweite Halbjahr erwartet haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar – weder in China noch in anderen für uns wichtigen Märkten", sagte Vorstandschef Matthias Zachert.

Analyst: Prognosen der Wettbewerber auch in Gefahr

Vor diesem Hintergrund senke der Konzern die Prognose für das gesamte Geschäftsjahr. Sollte es nicht zu einem Anziehen der Nachfrage kommen, rechne Lanxess nun mit einem Ebitda vor Sondereinflüssen von nur noch 600 Millionen bis 650 Millionen Euro statt bisher erwarteter 850 Millionen bis 950 Millionen Euro. Seine Quartalszahlen will Lanxess am 4. August vorlegen.

Im Handel zeigt man sich weniger wegen der Lanxess-Gewinnwarnung per se als vielmehr über deren Ausmaß schockiert. Nach zuletzt negativen Nachrichten seien die Anleger für den Sektor Spezialchemie zwar ohnehin negativ positioniert gewesen, die Lanxess-Warnung dürfte aber noch einmal für Bewegung sorgen, heißt es.

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Chemieaktien waren bereits zum Wochenstart wegen Konjunktursorgen auf Talfahrt gegangen. Nach den jüngsten Schwächezeichen der Wirtschaft in China hatten Großbanken reihenweise ihre Wachstumsprognosen für das Land gesenkt. Jüngste Daten zeigen, dass Chinas Wirtschaft bei der Aufholjagd nach der Corona-Krise nicht mehr so schnell vorankommt. Die Industrieproduktion stieg im Mai mit 3,5 Prozent so langsam wie seit Februar nicht mehr.

Nach Einschätzung von Analyst Konstantin Wiechert von Baader Helvea lässt die Entwicklung bei Lanxess darauf schließen, dass die Prognosen aller Unternehmen, die eine spürbare Verbesserung in China im zweiten Halbjahr erwarten, gefährdet sind. Dies dürfte vor allem BASF, Evonik, EMS-Chemie und Lenzing betreffen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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