Preise purzeln nach Schlecker-Pleite Märkte reißen sich um Kunden
04.07.2012, 19:04 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Unter einem mangelnden Wettbewerb leidet die Branche auch nach dem Aus der Schlecker-Kette nicht. Supermärkte, Discounter und die verbleibenden Drogerien senken ihre Preise. Im Wettbewerb um die Kundschaft gibt es aber auch noch andere Tricks.
Nach dem Schlecker-Aus kämpfen Drogerieketten, Supermärkte und Discounter um die Kunden. Aldi Süd hat nach Angaben von Branchenbeobachtern in dieser Woche bei rund 20 Drogerieartikeln Preise gesenkt. Darunter seien Sonnenmilch und einige Waschmittel, sagte der Discounterexperte Matthias Queck vom Handelsinformationsdienst Planet Retail. Mit den Reduzierungen, die teilweise nur wenige Cent ausmachten, orientiere sich Aldi Süd am neuen Marktführer dm. "Alle wollen vom Schlecker-Aus profitieren. Dazu gehören auch die Discounter", erläuterte Queck. Der Supermarktriese Rewe habe bereits vor einiger Zeit die Preise bei einigen Drogerieartikeln gesenkt.
Neben Aldi Süd setzen auch andere Discounter den Rotstift an: Norma gab Preissenkungen bei einer Reihe von Drogeriewaren bekannt. Bei der Edeka-Tochter Netto Marken-Discount würden über 20 Kosmetikprodukte sowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel reduziert, sagte eine Sprecherin. "Wir senken auch", sagte eine Sprecherin des Discounters Lidl ohne nähere Angaben zur Anzahl der Produkte.
"Der Kampf um die Schlecker-Kunden tobt schon länger und wird auch mit harten Preisbandagen geführt", sagt der GfK-Experte Wolfgang Adlwarth. Der Marktforscher schätzt, dass nur etwa 40 Prozent der ehemaligen Schlecker-Umsätze zu anderen Drogerieketten wandern werden. Ein etwa gleichgroßes Stück könnten sich insgesamt Supermärkte, SB-Warenhäuser, Fachgeschäfte wie Parfümerien sowie Apotheken von dem zu verteilenden Umsatzkuchen abschneiden. In Richtung der Discounter würden sich wahrscheinlich etwa 20 Prozent des ehemaligen Schlecker-Umsatzes verschieben. Viele Lebensmittelhändler hofften auf steigende Drogeriewaren-Umsätze.
Aldi richtet mehr Scheinwerfer auf das Drogerie-Regal
Die Fortsetzung des harten Preiskampfes um Drogerieartikel nach dem Schlecker-Aus war von Branchenbeobachtern erwartet worden. Eine Situation mangelnder Konkurrenz entsteht auf dem Drogerie-Markt nun nicht. "Wenn in einem Autorennen der langsamste Wagen ausfällt, werden die beiden Schnellsten ihr Tempo nicht verringern", sagte Thomas Roeb, Professor für Handelsbetriebslehre an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Anfang Juni. Das gelte nicht nur für den Preiskampf. Die Marktführer dm und Rossmann würden auch ihre Expansion unverändert fortsetzen. Schlecker bestimme schon lange nicht mehr das Tempo in der Branche, deren Jahresumsatz knapp 13 Milliarden Euro (2010) betrage.
Von den Discountern Aldi Süd und Aldi Nord war keine Stellungnahme zum Thema Preissenkungen bei Drogeriewaren zu bekommen. Beide Schwesterunternehmen wollen ihr Drogeriesortiment mit einer Regalbeleuchtung stärker in den Blickpunkt der Kunden rücken.
Quelle: ntv.de, dpa