Wirtschaft

Kritik an der Vorherrschaft Muss Facebook stärker reguliert werden?

259431958.jpg

Die Macht des weltgrößten Internet-Netzwerks sorgt seit Jahren für Diskussionen über eine stärkere Regulierung.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Der Ausfall von Facebook, Instagram und Whatsapp zeigt: Der Einfluss des Konzerns auf die tägliche Kommunikation ist enorm. Aus der EU wird jetzt die Forderung nach mehr Wettbewerb lauter: Man dürfe sich nicht nur auf einige wenige große Spieler verlassen.

Der fast sechsstündige weltweite Ausfall aller Facebook-Dienste hat für Kritik an der Vorherrschaft des US-Konzerns gesorgt. Der Vorfall zeige, dass es Bedarf an mehr Wettbewerb gebe, schrieb die für Wettbewerb und Digitales zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager auf Twitter. Die frühere Facebook-Managerin Frances Haugen wird noch heute im US-Kongress erwartet und dürfte dort ihren ehemaligen Arbeitgeber als "eine der größten Gefahren" für das Land bezeichnen und mehr Transparenz fordern, um das Unternehmen besser regulieren zu können.

Nach einem Konfigurationsfehler konnten die 3,5 Milliarden Nutzer - mehr als jeder dritte Bewohner der Erde - der Facebook-Plattform, von Whatsapp, Instagram und dem Messenger stundenlang nicht auf die Dienste zugreifen. Viele wandten sich daraufhin Konkurrenten wie Twitter, TikTok und Signal zu. Der Störungsplattform DownDetector.com zufolge handelte es sich um den umfangreichsten jemals aufgezeichneten Ausfall.

Diskussionen über eine stärkere Regulierung

Vestager nutzte die Gelegenheit, um auf die Dominanz des Tech-Konzerns hinzuweisen: "Man darf sich nicht nur auf einige wenige große Spieler verlassen." Das sei auch das Ziel des Digital Markets Acts (DMA). An den neuen Regelungen zur Kontrolle großer Technologiekonzerne werde gerade auf EU-Ebene gearbeitet.

Der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes Bitkom, Bernhard Rohleder, verwies darauf, dass es insbesondere für Unternehmen wichtig sei, "die eigene Kommunikation auf mehrere Kanäle zu verteilen und Alternativen zu haben, die bei einem Ausfall der primär genutzten Dienste eingesetzt werden können".

Die Macht des weltgrößten Internet-Netzwerks sorgt seit Jahren für Diskussionen über eine stärkere Regulierung. Aktuell treiben Facebook die Vorwürfe der früheren Produktmanagerin Haugen um, wonach der US-Konzern Gewinnstreben über den Kampf gegen Hassrede und Falschinformationen stelle. Haugen hat mindestens acht Beschwerden bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht und wird noch am heutigen Dienstag vor einem Unterausschuss des US-Senats sprechen.

Bundeskartellamt prüft Marktmacht

Mehr zum Thema

Laut ihrer Aussage, in die Reuters vorab Einblick nehmen konnte, wird sie dafür plädieren, Facebook zu regulieren. Sie vergleicht dabei den Internetgiganten mit Anbietern von Zigaretten, deren jahrelanger Konsum die Gesundheit schädigt. "Das Führungsteam des Unternehmens kennt Wege, um Facebook und Instagram sicherer zu machen und nimmt die notwendigen Veränderungen nicht vor, weil sie die immensen Gewinne über die Menschen stellen", will Haugen demnach sagen.

Facebook war zunächst nicht für eine Stellungnahme diesbezüglich erreichbar. Hinsichtlich der Ausfälle schrieb Facebooks Technologiechef Mike Schroepfer auf Twitter: "Es tut mir leid." Zugleich sagte er, es könne eine Weile dauern, bis alles wieder einwandfrei laufe. In Deutschland prüft das Bundeskartellamt bereits seit Monaten die Marktmacht von Facebook. "Dem derzeit im Raum stehenden Verdacht gegen Facebook muss mit aller rechtsstaatlichen Entschlossenheit nachgegangen werden", sagte der stellvertretende Grünen-Fraktionschef Konstantin von Notz der "Augsburger Allgemeinen".

Quelle: ntv.de, jki/rts

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen