Preise sollen stabil bleiben Ölförderer der Opec+ drehen den Hahn nicht auf
02.06.2024, 18:17 Uhr Artikel anhören
Einige Förderanlagen werden weiterhin weniger Öl fördern als möglich wäre.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wirtschaftskrise, weniger Dieselautos und ein milder Winter - so lauten die drei Probleme der Opec. Aber die wichtigsten Ölförderländer reagieren, und holen weniger "schwarzes Gold" aus der Erde. So sollen die Preise stabil bleiben. Schon bald soll die Nachfrage wieder steigen.
Acht erdölexportierende Mitgliedstaaten der sogenannten Opec+ wollen nach saudi-arabischen Angaben ihre Fördermengen länger als bislang geplant drosseln. Wie das Energieministerium in Riad mitteilte, werden Saudi-Arabien, Russland, der Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Kasachstan, Algerien und der Oman geplante freiwillige Kürzungen im Umfang von insgesamt 2,2 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag bis September 2024 ausweiten.
Einzige Ausnahme ist eine kleine Erhöhung für die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Emirate werden 2025 gut 3,5 Millionen Fässer pro Tag fördern können, ein Anstieg um 300.000 Fässer pro Tag. Die Änderungen für den Golfstaat werden im Januar langsam einsetzen und bis Ende September 2025 laufen. Die Gesamtfördermenge beliefe sich nach diesen Angaben auf 39,7 Millionen Barrel pro Tag.
Nach Angaben der russischen Staatsagentur TASS einigten sich zudem mehrere Länder freiwillig, ihre zusätzliche, seit April 2023 laufende Produktionskürzung von zusammen 1,66 Millionen Barrel pro Tag für das gesamte Jahr 2025 zu verlängern. Dazu gehören Russland und Saudi-Arabien. Das Ergebnis entsprach im Prinzip den Erwartungen der Analysten.
Ziel der Förderbeschränkungen ist es, über eine Verknappung des Angebots die Ölpreise angesichts der komplizierten wirtschaftlichen und geopolitischen Lage zu stützen. Die Entscheidungen trafen die erdölproduzierenden Länder nach dem Beginn des halbjährlichen Treffens der in Wien ansässigen Opec.
Die weltweite Nachfrage nach Erdöl entwickelt sich aus Sicht der Internationalen Energieagentur (IEA) schwächer als bislang gedacht. Die schwache Industriekonjunktur und ein milder Winter hätten den Ölverbrauch insbesondere in Europa gedämpft, wo auch der sinkende Anteil von Dieselfahrzeugen den Verbrauch verringere, hieß es Mitte Mai von der IEA. Doch die Agentur erwartet, dass die Nachfrage im Rest des Jahres steigt.
Verzicht auf knapp 6 Millionen Barrel pro Tag
Die Opec+-Staaten haben seit Ende 2022 die Ölförderung mehrfach gedrosselt. Derzeit liegen die freiwilligen Beschränkungen durch die Länder bei 5,86 Millionen Barrel pro Tag. Dennoch gelangt nach Angaben von Beobachtern wahrscheinlich eine größere Menge Erdöl auf den Markt als offiziell angegeben, zudem hatten in den vergangenen Monaten die Opec+-Mitgliedstaaten ihre Fördermengen erhöht. Beides droht die Verknappungsstrategie der Organisation zu unterlaufen.
Die Rohölpreise waren seit September 2023 wegen einer weltweit schwachen Nachfrage zurückgegangen, erst eine Drosselung der Fördermengen einiger Staaten hatte zu einer kurzzeitigen Erholung geführt. Seit November vergangenen Jahres bewegt sich der Preis um die Marke von 80 US-Dollar pro Barrel Rohöl.
Die von Saudi-Arabien dominierte Organisation erdölexportierender Länder (Opec) in Wien kooperiert seit 2017 mit anderen Förderländern unter der Führung Russlands, um das globale Angebot und damit auch die Preise zu steuern. Gemeinsam sind sie als Opec+ bekannt. Von den 102 Millionen Barrel Öl, die im ersten Quartal dieses Jahres täglich weltweit produziert wurden, kamen rund 40 Prozent von der Opec+.
Quelle: ntv.de, als/AFP/dpa/rts