Wirtschaft

Sondereffekt verzerrt Bilanz PKW-Markt im Krisenmodus - Einbruch bei E-Autos

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Knapp 400.000 Autos wurden im April in Deutschland gebaut.

Knapp 400.000 Autos wurden im April in Deutschland gebaut.

(Foto: picture alliance/dpa)

Gut eine Viertelmillion Neuwagen kommen im April auf die Straße. Vor allem bei den E-Autos stagniert der Markt. Das Ende der Förderung sowie das angekündigte Verbrenner-Aus verunsichern Experten zufolge die Kunden. Vom Vor-Corona-Niveau ist die Branche deswegen noch immer weit entfernt.

Die Autohersteller haben im April deutlich mehr Neuwagen an die Kunden übergeben als vor einem Jahr. Der Anteil von E-Autos ging allerdings zurück. 243.102 Zulassungen entsprachen einem Plus von 19,8 Prozent, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg mitteilte. Allerdings gab es einen starken Kalendereffekt: Wie Experten betonten, liegt die Zunahme darum bereinigt nur bei rund drei Prozent. Die Automobilbranche beklagte eine "undynamische" Entwicklung bei E-Autos.

"Der deutsche Neuwagenmarkt befindet sich trotz der auf den ersten Blick guten Entwicklung im April weiterhin im Krisenmodus", sagte EY-Partner Constantin M. Gall. Er verwies unter anderem auf die schwächelnde Konjunktur und weiterhin hohe Neuwagenpreise. Der Absatz habe im April 22 Prozent unter dem Niveau aus dem Vergleichsmonat des Jahres 2019 gelegen.

"Kunden beim Thema E-Autos verunsichert"

Die meisten neu zugelassenen Autos (37,3 Prozent) waren laut KBA Benziner. Die Zulassungen legten hier im Jahresvergleich um 18,6 Prozent auf 90.729 zu. Knapp 31 Prozent der Neuzulassungen waren Autos mit Hybrid-Antrieb, das Plus im Jahresvergleich lag bei 26,4 Prozent. Bei Diesel-Neuwagen betrug das Plus sogar 28,2 Prozent auf einen Anteil von 19,1 Prozent.

Bei den E-Autos blieb die Zahl der Neuzulassungen mit 29.668 in etwa auf dem Vorjahresniveau. Ihr Anteil sank so von 14,7 auf 12,2 Prozent. "Die Nachfrage nach Elektroautos erholt sich nach dem Einbruch zu Jahresbeginn nicht - trotz Preissenkungen auf breiter Front und neuer Modelle", erklärte Gall weiter.

Mit dem Ende der staatlichen Förderung beim E-Auto-Kauf im vergangenen Jahr waren die Verkäufe eingebrochen. "Im April stagnierte der Markt", erklärte nun der Verband der Automobilindustrie (VDA). Über die ersten vier Monate gesehen lägen die E-Auto-Zulassungen weiterhin elf Prozent unterhalb des Vorjahresniveaus.

"Wir sehen eine zunehmende Verunsicherung am Markt, was den Hochlauf der Elektromobilität betrifft", fügte Gall von EY hinzu. "Kunden zweifeln an den Perspektiven von Elektroautos, wenn auch die Politik nicht mehr bereit ist, diese Technologie zu fördern." Auch die Debatte um das EU-weite Verbrenner-Aus im Jahr 2035 sei "Gift für den Absatz von Elektroautos".

VW mit Absatzplus, Mercedes verkauft weniger

EY und VDA verweisen zudem auf einen Kalendereffekt: Der April 2024 habe drei Arbeitstage mehr gehabt als der Vorjahresmonat. Kalenderbereinigt ergebe sich aus der Steigerung um fast 20 Prozent bei den gesamten Neuzulassungen dann nur ein Plus von drei Prozent. "Das starke Marktwachstum im April kann also noch nicht als Zeichen einer positiven Trendwende interpretiert werden", erklärte EY.

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Nach Marken wies Marktführer Volkswagen einen kräftigen Absatzsprung um 37,4 Prozent auf 50.739 Autos auf. Die Premiumtochter Audi verzeichnete ein kleines Plus von 4,7 Prozent auf 18.620 Fahrzeuge. Ungleich stärker legte mit einem Plus von gut 25 Prozent BMW zu auf 21.626 Autos. Mercedes setzte 22.557 Fahrzeuge ab, das waren 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die PKW-Produktion in Deutschland zog im April um in Viertel auf 399.500 Einheiten an, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte. Seit Januar wurden in Deutschland 1,4 Millionen PKW hergestellt, das waren zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Im Vergleich zu 2019 lag die Produktion in den ersten vier Monaten 15 Prozent unter dem damaligen Wert.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/DJ

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