Digitalpakt gescheitert? "Nur jede dritte deutsche Schule hat WLAN"
12.10.2022, 11:45 Uhr
Viele Schulen in Deutschland nutzen im Unterricht noch Kreide und Overhead-Projektoren statt digitaler Tafeln und Tablets.
(Foto: imago images/Jochen Tack)
Stephanie zu Guttenberg setzt sich seit über 20 Jahren für digitale Bildung ein. In deutschen Schulen gebe es häufig aber nicht einmal WLAN. "Es ist mir ein Rätsel, wie man nicht einmal das hinkriegt", sagt sie im ntv-Podcast "So techt Deutschland".
Bildung ist in Deutschland ausbaufähig und vor allem nicht digital. Viele Schulen arbeiten noch mit Overhead-Projektoren und der guten alten Kreide. Der Digitalpakt Schule sollte daran etwas ändern. Kurz vor Beginn der Corona-Pandemie ins Leben gerufen, sind inzwischen immerhin mehr als drei der zur Verfügung stehenden fünf Milliarden Euro für Projekte bewilligt worden. Doch gebracht hat es bislang wenig. Erst 600 Millionen Euro sind konkret investiert worden.
Wie sehr es an der Umsetzung digitaler Projekte hapert, merkt auch Stephanie zu Guttenberg immer wieder. Wenn sie als Teilhaberin des Bildungs-Startups BG3000 in Schulen Workshops geben will, müssen sie und ihr Team das WLAN häufig selbst mitbringen. "Nur 36 Prozent der deutschen Schulen haben WLAN", sagt zu Guttenberg im ntv-Podcast "So techt Deutschland". Dabei wäre ein Zugang zum Internet die Grundvoraussetzung für viele weitere Projekte. "Wenn alle nur ihr eigenes Süppchen kochen und nichts vorwärtsgeht, machen wir irgendwas falsch", kritisiert die Bildungsexpertin und spielt dabei auch auf den Föderalismus an.
Smart Schools könnten Modellschulen werden
Immerhin ein paar Leuchttürme gebe es auch in Deutschland bereits, sagt Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom. 101 Schulen dürfen sich "Smart School" nennen. Sie sind digitale Vorreiter. Berg fordert im Podcast, die vorhandenen Smart Schools zu Modellschulen auszubauen, "an denen sich alle anderen Schulen orientieren können." Derzeit gebe es zu viele Baustellen. Neben technischen, auch personelle, so Berg: "Es fehlen vor allen Dingen Lehrkräfte, die wissen, wie man digitalen Unterricht macht."
Bessere Erfahrungen hat Stephanie zu Guttenberg in den USA gemacht. Dort würden neue Technologien viel selbstverständlicher in den Unterricht integriert. Die Lehrerinnen und Lehrer seien "viel offener und fortschrittlicher", sagt zu Guttenberg und merkt an, dass ihr die negativen Seiten des amerikanischen Schullebens durchaus bewusst sind.
Nach der Affäre rund um die Doktorarbeit ihres Mannes, Ex-Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, war das Ehepaar mit ihren zwei Töchtern in die USA gezogen. Zurück in Deutschland geht es zu Guttenberg nun darum, das Thema Bildung wieder stärker in den Fokus zu rücken. "Darauf verlassen und abwarten, dass der Staat das schon regelt - diese Zeiten sind vorbei."
In "So techt Deutschland" haken die ntv-Moderatoren Frauke Holzmeier und Andreas Laukat bei Gründern, Investoren, Politikern und Unternehmern nach, wie es um den Technologie-Standort Deutschland bestellt ist.
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Quelle: ntv.de