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Rund 700 Mitarbeiter eingestellt Raiffeisen Bank verdient in Russland prächtig

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Die russische Tochter der Raiffeisen Bank zählt inzwischen 9897 Beschäftigte. 

Die russische Tochter der Raiffeisen Bank zählt inzwischen 9897 Beschäftigte. 

(Foto: picture alliance / Zoonar)

Viele Unternehmen und Banken verabschieden sich nach dem Angriff auf die Ukraine vom russischen Markt. Andere ziehen nach. Die österreichische Raiffeisen Bank prüft dagegen seit fast 18 Monaten ihre Optionen. Und verdient in der Zwischenzeit gutes Geld, an das sie allerdings nicht herankommt.

Beim österreichischen Geldhaus Raiffeisen Bank International (RBI) zeigt sich fast anderthalb Jahre nach Kriegsbeginn erstmals ein deutlicher Geschäftsrückgang in Russland. Im zweiten Quartal schrumpfte der Gewinn der russischen Tochter um 28 Prozent auf 384 Millionen Euro zusammen, wie aus dem jüngsten Quartalsbericht hervorgeht. Im Vorjahr lag der Gewinn noch bei 534 Millionen Euro. Russland trug damit noch 35 Prozent zum operativen Ergebnis der RBI bei. Im Jahr davor belief sich der Beitrag auf 45 Prozent.

Bei der Betrachtung des Halbjahreszeitraums zeigt sich ein anderes Bild: In den ersten sechs Monaten erzielte die RBI noch mehr als die Hälfte ihres Konzerngewinnes von 1,24 Milliarden Euro in Russland. Wegen der Sanktionen kann die Bank diese Gewinne aber nicht aus Russland abschöpfen. An der Wiener Börse verloren die RBI-Aktien 3,4 Prozent.

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Das Kreditvolumen, gemessen in Rubel, sei seit Kriegsausbruch um 35 Prozent reduziert worden, hieß es. Per Ende Juni waren rund 7,1 Milliarden Euro an Krediten vergeben, während es im Jahr davor noch 13,7 Milliarden Euro waren. Die Anzahl der SWIFT-Transaktionen in Euro sei zudem mittlerweile geringer als vor Kriegsbeginn. Allerdings stieg die Zahl der Kunden auf 3,2 Millionen nach 2,9 Millionen.

700 neue Mitarbeiter

Aus einer Unternehmenspräsentation zum ersten Halbjahr geht allerdings auch hervor, dass die Russland-Tochter, für die die Konzernmutter in Wien nach eigenen Angaben einen möglichen Verkauf oder eine Abspaltung prüft, mehr Mitarbeiter und mehr Kunden zählt als noch vor einem Jahr. Die russische Tochterbank habe rund 700 Mitarbeiter eingestellt und zähle nun 9897 Beschäftigte.

Ein Banksprecher erklärte auf Anfrage, dass der Großteil der neu eingestellten Mitarbeiter auf den IT-Bereich entfalle. Dies sei notwendig, da sich westliche IT-Dienstleister aus Russland zurückgezogen hätten und die Bank bei einem möglichen Verkauf oder einer Abspaltung IT-autark sein müsse.

Zu den russischen Kunden der Raiffeisen Bank wollte sich der Sprecher nicht äußern. Er verwies aber darauf, dass Retailkunden in Russland nicht abgelehnt werden dürfen und die Bank Basisdienstleistungen wie etwa ein Zahlungsverkehrskonto anbieten müsse. Diese Vorgabe gelte hingegen für das Kreditgeschäft nicht.

Zeitplan von Bankchef Strobl wackelt

Die RBI ist seit 30 Jahren in Russland aktiv und dort die größte westliche Bank. Wegen des umstrittenen Geschäfts, das bisher ihr größter Ertragsbringer war, steht die Bank unter Druck von Investoren, Bankenaufsicht und US-Sanktionswächtern. Seit Kriegsausbruch in der Ukraine prüft Bankchef Johann Strobl die Optionen. Ende März erklärte er erstmals, man verfolge einen möglichen Verkauf oder eine Abspaltung des Geschäfts.

Konkrete Schritte konnte Strobl seitdem nicht vermelden. Stattdessen wiederholte die Bank frühere Aussagen, wonach sie weiterhin mit Hochdruck an den zwei Optionen Verkauf oder Abspaltung arbeite, die zu einer Entkonsolidierung aus der RBI führen würden. "Während wir an diesen komplexen Optionen arbeiten, setzen wir die Reduktion des Geschäfts in Russland konsequent fort. Diese Reduktion zeigt sich nun auch in abnehmenden Ergebnisbeiträgen aus Russland", sagte Strobl.

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte im Juni erfahren, dass die RBI mit ihren Ausstiegsplänen nur schleppend vorankommt. Der vom Bankchef genannte Zeitplan dürfte kaum zu schaffen sein: Im Mai hatte der Manager einen möglichen Spin-off bis Ende September in Aussicht gestellt - dafür wäre eine außerordentliche Hauptversammlung im August nötig.

Gewinn bricht ein

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Insgesamt verbuchte die RBI im zweiten Quartal einen Gewinneinbruch um mehr als die Hälfte. Unter dem Strich sank das Ergebnis auf 578 Milliarden Euro nach 1,27 Milliarden Euro. Die RBI liegt damit etwa in den Erwartungen. Analysten hatten im Schnitt mit einem Nettogewinn von 584 Millionen Euro gerechnet.

Der Hauptgrund für den Rückgang sei, dass im Vorjahr der Verkauf der bulgarischen Tochterbank in Höhe von 453 Millionen Euro positiv zu Buche geschlagen hatte. Zudem musste die Bank nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zu den Schweizer-Franken-Krediten in Polen nun höhere Rechtsvorsorgen vornehmen.

Quelle: ntv.de, chr/rts

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