Investition von einer Milliarde Rheinmetall errichtet in Bulgarien neues Munitionswerk
28.10.2025, 18:02 Uhr Artikel anhören
VMZ produziert bereits in Sopot. Jetzt kommt eine neue Fabrik dazu.
(Foto: Nikolay Doychinov/AFP)
Europas Bedarf an Munition steigt. Rheinmetall will zwar liefern, hat jedoch im Moment nicht die Kapazität. In Bulgarien geht der Dax-Konzern deshalb jetzt eine neue Partnerschaft ein, um bald mehr Geschosse und Treibladungen produzieren zu können.
Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall baut eine neue Munitionsfabrik in Bulgarien. Wie die Regierung des EU- und Nato-Mitglieds mitteilte, sieht der heute unterzeichnete Vertrag für das Gemeinschaftsprojekt eine Zusammenarbeit des Düsseldorfer Konzerns mit dem einheimischen Rüstungsunternehmen VMZ (Vazovski Mashinostroitelni Zavodi) vor. In der neuen Fabrik in der zentralbulgarischen Stadt Sopot sollen demnach künftig Schießpulver, Artilleriemunition und modulare Ladungssysteme hergestellt werden.
Der bulgarischen Regierung zufolge handelt es sich um eine der größten Investitionen in die Rüstungswirtschaft des Landes. Bulgariens Regierungschef Rossen Scheljaskow sprach von einem "großen Fortschritt für die Industrie- und Verteidigungskapazitäten des Landes". Der Bau der Fabrik soll zudem zu den Bemühungen der EU und der Nato beitragen, Europas Unabhängigkeit in Sicherheitsfragen zu stärken.
Die Investitionen in das gemeinsame Projekt belaufen sich Sofia zufolge auf mehr als eine Milliarde Euro. Rheinmetall hält mit 51 Prozent die Mehrheit an dem Joint Venture. Die Produktionsanlage könnte demnach in 14 Monaten betriebsbereit sein. In dem Werk sollen rund tausend neue Arbeitsplätze entstehen.
Die jährliche Produktionskapazität werde rund 100.000 Geschosse sowie Treibladungen für bis zu 150.000 Geschosse umfassen, kündigte Rheinmetall an. Die Munition sei für Bulgarien, aber auch für den Export bestimmt, sagte Unternehmenschef Armin Papperger bei der Unterzeichnung des Vertrages mit dem VMZ-Sopot-Chef Iwan Getsow. Er hob den "enormen Bedarf" Europas und der Nato in den kommenden Jahren hervor.
Bulgarien technisch nicht ganz up to date
Bulgarien, das ärmste Land der EU, ist auf Munition für Waffen aus der Sowjetzeit spezialisiert - diese werden von der Ukraine bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg am häufigsten verwendet. Seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine hat die Nachfrage nach Munition aus dem südosteuropäischen Land massiv zugenommen. Der Anteil der bulgarischen Verteidigungswirtschaft am Bruttoinlandsprodukt beträgt laut Sofia mittlerweile fast vier Prozent.
Viele Produktionsanlagen in Bulgarien stammen zwar noch aus kommunistischer Zeit. Bulgarien hat sich aber in den vergangenen Jahren bemüht, seine vielfach veralteten Werke mit EU-Geldern zu modernisieren, um mit der Herstellung von Granaten und anderer Munition nach Nato-Standard zu beginnen.
Rheinmetall hatte erst Ende August ein neues Werk im niedersächsischen Unterlüß eröffnet, das bei voller Auslastung das größte Munitionswerk in Europa werden soll. Auch in Spanien fertigt der Konzern Artilleriegranaten. In Litauen will der Konzern ebenfalls eine solche Anlage errichten, ebenso in Rumänien. Der Dax-Konzern reagiert damit auf den gestiegenen Bedarf der Bundeswehr, anderer westlicher Armeen sowie der Streitkräfte der Ukraine angesichts der Bedrohung durch Russland. Rheinmetall hatte in der Vergangenheit angekündigt, ab 2027 insgesamt rund 1,5 Millionen Schuss Artilleriegranaten jährlich herstellen zu wollen.
Quelle: ntv.de, mpa/rts/AFP