Wirtschaft

75 Stunden pro Woche nähen Shein setzt Arbeiter unter "enormen Druck"

Der chinesische Fast-Fashion-Discounter Shein begeistert gerade die Jugend - mit Wegwerfmode.

Der chinesische Fast-Fashion-Discounter Shein begeistert gerade die Jugend - mit Wegwerfmode.

(Foto: imago images/Rüdiger Wölk)

Shein.com ist die meistbesuchte Modewebsite der Welt. Produziert wird die spottbillige Ware in China, getragen wird sie in den USA, Europa und Australien. Die Arbeit der Menschen in den Fabriken hat mit Ethik oder Nachhaltigkeit nichts zu tun, wie der Besuch einer Nichtregierungsorganisation in den Nähereien zeigt.

Eine schweizerische Nichtregierungsorganisation berichtet über prekäre Arbeitsbedingungen bei Zulieferern für des chinesischen Fast-Fashion-Discounters Shein. Die Mitarbeiter machten exzessiv Überstunden. In dem Bericht der Interessensvertretungen Public Eye ist die Rede von 75-Stunden-Wochen an sechs Standorten in Guangzhou. In der Hafenstadt nordwestlich von Hongkong befindet sich auch der Hauptsitz des Onlinehändlers.

Die Arbeiter seien einem "enormen Druck" ausgesetzt, berichtet BBC unter Berufung auf die Organisation. Die Public-Eye-Mitarbeiter besuchten den Angaben zufolge 17 Fabriken, die Shein und Muttergesellschaft Zoetop beliefern. Insgesamt seien zehn Arbeiter an sechs Standorten befragt worden. Alle Produktionsstätten hätten zu diesem Zeitpunkt im Drei-Schichtsystem und ausschließlich für Shein gearbeitet. Viele Arbeiter hätten nur einen Tag im Monat frei gehabt.

Bei den Arbeitern handelte es sich dem Bericht zufolge überwiegend um Migranten, die pro Kleidungsstück bezahlt wurden. Das begünstige das System, heißt es. Shein sagte zu, den Bericht prüfen zu wollen. "Wir haben einen strengen Verhaltenskodex für Lieferanten, der strenge Gesundheits- und Sicherheitsrichtlinien enthält und den lokalen Gesetzen entspricht. Wenn eine Nichteinhaltung festgestellt wird, werden wir sofort Maßnahmen ergreifen", zitiert BBC einen Unternehmenssprecher.

Exzessive Überstunden in chinesischen Fabriken sind nicht ungewöhnlich. Sie verstoßen aber gegen lokale Arbeitsgesetze, die einen Acht-Stunden-Arbeitstage und eine 40-Stunden-Woche vorschreiben. Public Eye hatte die Untersuchung gegen den Billig-Modegiganten, der mit Tausenden von Lieferanten zusammenarbeitet, im vergangenen Jahr eingeleitet, um mehr über die Unternehmensstruktur des verschwiegenen Unternehmens zu erfahren.

Niedrige Preise locken junge Menschen

Shein gibt keine Geschäftszahlen bekannt. Es wird aber angenommen, dass die Verkäufe während der Pandemie stark gestiegen sind, weil die Verbraucher mehr Online-Shopping machen. Der Datenanbieter CB Insights schätzt, dass der Umsatz im Jahr 2020 zehn Milliarden US-Dollar überstiegen hat.

Das überwiegend in privater Hand befindliche Unternehmen hat sich in den vergangenen beiden Jahren weltweit einen Namen gemacht. Speziell junge Menschen werden von den extrem niedrigen Preisen angelockt. Auf Instagram beziehungsweise Tiktok folgen 23 Millionen Menschen der Firma. Mit 160 Millionen Besuchern auf der Plattform allein im Juni wurden die großen Rivalen Zara und H&M bereits überflügelt.

Die sehr niedrigen Preise haben aber auch Organisationen wie das Worker Rights Consortium auf den Plan gerufen, die schon länger mehr über die Arbeitsbedingungen rund um die Firma herausfinden wollen. Zu Anschuldigungen der Ausbeutung wollten die größten Investoren von Shein, Sequoia Capital China und Tiger Global Management im August Reuters gegenüber keine Stellung nehmen.

Quelle: ntv.de, ddi

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