Tausende Jobs weniger Shell setzt die Axt an
30.07.2015, 14:03 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Verfall des Ölpreises lässt Royal Dutch Shell leiden. Die Antwort des Energie-Multis: Stellenstreichungen, Verkauf von Tafelsilber. Die Börse reagiert entzückt.
Der Öl-Multi Royal Dutch Shell reagiert nach einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal mit einem massiven Jobabbau und Investitionskürzungen auf den gefallenen Ölpreis. Das Management des BP-Rivalen kündigte an, noch in diesem Jahr 6500 seiner knapp 100.000 Stellen zu streichen. Zugleich investiert der Konzern mit 30 Milliarden Dollar etwa ein Fünftel weniger als noch 2014. Und damit nicht genug: Unternehmenswerte in Milliardenhöhe sollen verkauft werden. Zwischen 2016 und 2018 will Shell dadurch 30 Milliarden Dollar einnehmen.
Im zweiten Quartal kostete ein Barrel (159 Liter) im Schnitt 60 Dollar, vor einem Jahr wurden 110 Dollar gezahlt. Dahinter steckt eine Überproduktion bei zugleich geringerer Nachfrage im Zuge einer schwächelnden Konjunktur in vielen Teilen der Welt. Nach Einschätzung von Ölförderern und Branchenbeobachtern könnte der Preisverfall mehrere Jahre andauern. Shell erwartet, dass der Ölpreis erst in drei Jahren wieder auf 90 Dollar steigen dürfte.
Wegen des gesunkenen Ölpreises fiel der Nettogewinn um 37 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar. Der Umsatz aus der Ölförderung stützte um rund 75 Prozent ab. Etwas aufgefangen wurde dies durch das Raffinerie-Geschäft, das deutlich mehr als vor einem Jahr einbrachte. Der Ölpreisverfall macht das Raffinerie-Geschäft der Konzerne wegen niedrigerer Kosten generell lukrativer.
Die Aktionäre will Shell-Chef Ben van Beurden mit einer stabilen Dividende weiter bei Laune halten. Die Ausschüttung solle im laufenden Jahr unverändert bei 1,88 Dollar je Aktie liegen und 2016 mindestens so hoch ausfallen, kündigte er an. Zudem plant der Konzern mittelfristig Aktienrückkäufe in Milliardenhöhe. Die Aktie legte kräftig zu, sie lag im Verlauf 4,4 Prozent im Plus.
Der Ölpreisverfall hatte zu Beginn der Woche bereits bei den Konkurrenten BP und Statoil und zuletzt beim italienischen Ölkonzern ENI in den Quartalsbilanzen deutliche Spuren hinterlassen. Am Dienstag hatte der zweitgrößte US-Ölkonzern Chevron den Abbau von 1500 Stellen angekündigt.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa