
Oliver Kraft ist Vizepräsidetn des KIT - eine Hochschule, die Pionierleistungen hervorgebracht hat.
(Foto: KIT)
Verliert Deutschland den Anschluss in der Hochtechnologie? Diese Befürchtung hat Oliver Kraft. Bei Photovoltaik, Batterien und auch Künstlicher Intelligenz sei Deutschland vorn gewesen, sagt der KIT-Vizepräsident im ntv-Podcast "So techt Deutschland". Doch dann fehlten Mut und Geld.
Deutschland steht für Ingenieurskunst, exzellente Ausbildung und eine starke Industrie. Doch bei Zukunftstechnologien droht das Land ins Hintertreffen zu geraten. Es gibt eine sehr gute Hochschullandschaft, aber "wenn unsere Startups Geld aus Kalifornien bekommen, gehen die guten Ideen eben nach Kalifornien", sagt Oliver Kraft, Vizepräsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Besonders in den Zukunftsbranchen wiederholt sich dieses Muster: Photovoltaik, Batterietechnologie, Künstliche Intelligenz - überall gab es vielversprechende Ansätze, doch oft fehlte der langfristige Wille zur Förderung.
Besonders bitter: Es mangelt nicht an klugen Köpfen oder innovativen Ideen, sondern an finanzieller und struktureller Unterstützung. In den 2000er Jahren war Deutschland führend in der Solartechnologie, bevor Unternehmen reihenweise aufgegeben haben oder ins Ausland abgewandert sind. "Unsere Photovoltaik-Industrie haben wir erst einmal aus dem Land vertrieben - und jetzt tun wir es gerade zum zweiten Mal", warnt Kraft.
Auch in der Batterietechnik sah es gut aus: "Vor 15 Jahren waren wir in der Forschung zur Lithium-Ionen-Batterie weit vorn und haben auch das aufgegeben, weil die deutsche Industrie abgewunken hat", so Kraft. Dasselbe drohe nun im Bereich der Künstlichen Intelligenz: Während in den USA Milliarden in KI-Startups fließen, läuft die Förderung in Deutschland eher schleppend.
Hotspot für IT-Unternehmen
Doch nicht alles sieht düster aus. 2024 feierte das KIT sein 200-jähriges Bestehen - eine Hochschule, die Pionierleistungen hervorgebracht hat: Das damalige Polytechnikum Karlsruhe war Vorbild für das berühmte Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. Carl Benz studierte in Karlsruhe, bevor er das Automobil erfand. Heinrich Hertz entdeckte die elektromagnetischen Wellen, die später Basis für Funk, WLAN und Mobilfunk wurden. Otto Lehmann legte mit der Erforschung von Flüssigkristallen den Grundstein für moderne Displays.
Karlsruhe entwickelt sich durch das KIT immer mehr zu einem Hotspot für IT-Unternehmen - über 50 Prozent der Gewerbesteuereinnahmen der Stadt kommen mittlerweile aus der Tech-Branche. Auch bei Ausgründungen gibt es Lichtblicke: "Startups aus dem KIT wurden von großen Playern wie Zoom übernommen, die hier Entwicklungszentren aufbauen", erzählt Kraft. Diese Dynamik müsse auf andere Technologiefelder ausgeweitet werden, damit Deutschland nicht an globalem Einfluss verliere.
Ein vielversprechender Bereich ist die Materialwissenschaft, in der das KIT eine Vorreiterrolle spielt. Hier wird mit Künstlicher Intelligenz an autonomen Laboren geforscht, die neue Werkstoffe schneller entdecken und entwickeln als je zuvor. Wie das funktioniert und wieso Oliver Kraft trotz aller Schwierigkeiten positiv auf den Standort Deutschland blickt, erzählt er in der neuen Folge von "So techt Deutschland".
Mit Oliver Kraft sprachen Frauke Holzmeier und Andreas Laukat. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Das komplette Gespräch können Sie sich im Podcast "So techt Deutschland" anhören.
In "So techt Deutschland" haken die ntv-Moderatoren Frauke Holzmeier und Andreas Laukat bei Gründern, Investoren, Politikern und Unternehmern nach, wie es um den Technologie-Standort Deutschland bestellt ist.
Alle Folgen finden Sie in der ntv App, bei RTL+, Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify und im RSS-Feed.
Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de
Quelle: ntv.de