Kurswechsel unter neuer Chefin Türkische Notenbank erhöht Leitzins auf 15 Prozent
22.06.2023, 14:59 Uhr Artikel anhören
Der Kurs der Lira gab nach Bekanntgabe des Zinsschrittes leicht nach.
(Foto: picture alliance/dpa/XinHua)
2021 senkt die türkische Zentralbank den Leitzins trotz hoher Inflationsrate - und bleibt dabei. Nun schlägt sie unter neuer Führung einen anderen Kurs ein und zieht erstmals wieder die Zinsen an. Dem Schritt war ein Umdenken des frisch wiedergewählten Präsidenten Erdogan vorausgegangen.
Die türkische Notenbank hat den Leitzins deutlich angehoben und damit unter neuer Führung eine Wende ihrer bisherigen Geldpolitik eingeleitet. Der Leitzins werde von 8,5 auf 15 Prozent erhöht, teilte die Zentralbank in Ankara mit. Das ist die erste Zinsanhebung seit Anfang 2021. Der Schritt markiert einen Kurswechsel, nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die ehemalige US-Bankerin Hafize Gaye Erkan als Chefin der Notenbank eingesetzt hat.
Die Währungshüter deuteten zudem an, bei Bedarf nachzulegen. "Die geldpolitische Straffung wird so weit wie nötig rechtzeitig und schrittweise verstärkt, bis eine deutliche Verbesserung der Inflationsaussichten erreicht ist", betonten sie.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten sogar mit einem noch größeren Schritt nach oben auf 21,0 Prozent gerechnet. Die Landeswährung Lira verlor deshalb zwischenzeitlich leicht an Wert. Der Kurs gab zum Dollar auf 23,64 Lira nach, nachdem er vor der Zinsentscheid bei 23,54 gelegen hatte.
Erdogan will Vertrauen an Finanzmärkten zurückgewinnen
Erdogan hatte sich in der Vergangenheit immer wieder für sinkende Zinsen ausgesprochen, weil seiner Meinung nach nur damit der Kampf gegen die hohe Inflation zu gewinnen sei. Das widerspricht allerdings nicht nur der gängigen volkswirtschaftlichen Theorie, sondern auch den praktischen Erkenntnissen aus der Vergangenheit.
Die türkische Lira steht seit Jahren unter Druck, die Wirtschaft des Landes schwächelt, und die Inflation ist hoch. Zuletzt lag die Inflation bei knapp 40 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte sie bis zu 85 Prozent erreicht und damit den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren.
Erdogan will nun offenbar mit seinem neuen Wirtschaftsteam Vertrauen an den Finanzmärkten zurückgewinnen. Nach seiner Wiederwahl im Mai berief der Staatschef den international angesehenen Experten Mehmet Simsek als Finanzminister ins neue Kabinett. Cevdet Yilmaz wurde als Vizepräsident berufen, er gilt ebenfalls als Vertreter einer traditionellen Wirtschaftspolitik.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/rts