Abgas-Skandal ohne Ende US-Umweltbehörde droht Audi mit Strafe
08.11.2016, 07:23 Uhr
Muss sich bereit wegen 80.000 manipulierter Dieselfahrzeuge verantworten: Audi
(Foto: picture alliance / Armin Weigel/)
Seit mehr als einem Jahr stehen VW und Audi wegen manipulierter Abgaswerte unter Beschuss der US-Behörden. Während VW bei der Aufarbeitung des Skandals vorankommt, muss sich Audi weiter gegen Vorwürfe wehren.
Die kalifornische Umweltbehörde Carb droht nach neuen Vorwürfen gegen die Volkswagen-Tochter Audi mit weiteren Strafen für Abgasbetrüger in der Autobranche. Wenn sie neue Betrugssoftware entdecke, werde die Behörde die Untersuchung "aggressiv vorantreiben", teilte Carb in der Nacht auf Anfrage zu den Anschuldigungen gegen Audi mit. Bei Regelverstößen werde man Herstellern Umrüstungen auf deren Kosten vorschreiben, zusätzlich könnten im Rahmen der US-Gesetze Strafen verhängt werden.
Zuvor hatte die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf bislang unveröffentlichte Erkenntnisse von Carb berichtet, in einigen Audi-Motoren sei eine Software zur sogenannten Lenkwinkel-Erkennung eingebaut. Mit dem Programm erkenne ein Auto, wenn es auf dem Prüfstand steht und schalte dann in einen "sauberen" Fahrmodus. Die Vorwürfe sollen sich auf Motoren beziehen, von denen bislang nicht öffentlich bekannt war, dass sie im Fokus von Ermittlern stehen. Anders als beim Abgas-Skandal von VW steht diesmal nicht der Ausstoß des Schadstoffs Stickoxid im Fokus, sondern angebliche Täuschungen beim schädlichen Klimagas CO2. Nicht nur Dieselwagen sollen betroffen sein, sondern auch Benziner.
Neue Ungemach für Audi?
Audi lehnte eine Stellungnahme bis zuletzt ab. Carb erklärte ebenfalls, die laufende Untersuchung nicht konkret kommentieren zu können. Die Behörde betonte aber, dass sie auch Verstöße gegen CO2-Vorschriften ernst nehme - sowohl bei Dieselwagen als auch bei Benzinern. Indes kündigte ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) an, das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) solle Berichte über angebliche Täuschungen bei CO2-Werten in Modellen der VW-Oberklasse-Tochter Audi prüfen. Das bedeute, dass nun erst einmal Informationen beschafft würden, um diese anschließend zu bewerten.
In den Vereinigten Staaten steht Audi wegen mehr als 80.000 Dieselautos mit illegaler Abgastechnik ohnehin schon unter Druck. Die Fahrzeuge sind mit 3,0-Liter-Motoren unterwegs, die laut US-Behörden mit einer speziellen Software zur Manipulation von Stickoxidwerten ausgestattet sind. Sollte keine Möglichkeit gefunden werden, diese nach US-Recht verbotenen Programme zu beseitigen, drohen teure Rückkäufe der betroffenen Fahrzeuge. Es geht um teure Wagen wie Porsche Cayenne, VW Touareg und Audi-Luxusmodelle.
Bei rund 475.000 kleineren Dieselwagen mit manipulierten Stickoxidwerten hat sich VW mit Zivilklägern in den USA bereits auf den bislang teuersten Vergleich der Automobilgeschichte geeinigt. Bis zu 14,7 Milliarden Dollar sollen als Wiedergutmachung an Dieselbesitzer und US-Behörden fließen. Inklusive von Entschädigungen für Autohändler und 44 Bundesstaaten ist der Konzern bereit, 16,5 Milliarden Dollar zur Beilegung von zivilrechtlichen Auseinandersetzungen in die Hand zu nehmen. In Europa sträubt sich der Konzern gegen vergleichbare Angebote. In den USA laufen noch weitere Verfahren und strafrechtliche Ermittlungen.
Quelle: ntv.de, jve/dpa