EU bestraft Putin-Förderer Russische Milliardäre "schockiert" über Sanktionen
01.03.2022, 14:26 UhrWegen des Angriffs auf die Ukraine verhängt die EU Sanktionen gegen russische Oligarchen und Vertraute von Kremlchef Putin. Genau das will ein Teil von ihnen nicht sein: Mehrere russische Milliardäre äußern sich schockiert - zwei wollen "energisch und mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln" dagegen vorgehen.
Die russischen Milliardäre Michail Fridman und Petr Aven wollen die gegen sie erhobenen EU-Sanktionen anfechten. "Michail Fridman und Petr Aven (…) sind zutiefst schockiert über die nachweislich falschen Behauptungen in der EU-Verordnung", mit denen die Sanktionen gegen sie gerechtfertigt werden sollen, ließen die Geschäftsleute mitteilen. Die Vorwürfe seien "fadenscheinig und unbegründet". Dagegen wollen sie "energisch und mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln" vorgehen. Damit sollen ungerechtfertigte und unnötige Schäden für Mitarbeiter, Kunden und Partner sowie "für die Unternehmen, die sie und ihre Partner in den letzten 25 Jahren aufgebaut haben", rückgängig gemacht werden. Auch der russische TUI-Großaktionär Alexej Mordaschow hat mit Unverständnis auf die Sanktionen gegen ihn reagiert.
Die EU hatte Aven als "einen der engsten Oligarchen von Wladimir Putin" bezeichnet. Fridman wurde als ein "führender russischer Finanzier und Förderer von Putins innerem Kreis" bezeichnet. Fridman wies die Vorwürfe zurück. Es sei unwahr, dass er "enge Beziehungen" zur Regierung von Wladimir Putin gepflegt habe. Beide Milliardäre bezeichneten es als unwahr, dass sie "inoffizielle Abgesandte der russischen Regierung" seien. "Dies sind böswillige und vorsätzliche Unwahrheiten - schlicht und einfach das Produkt historischer Fantasien und Verschwörungstheorien, die von Privatpersonen mit ihren eigenen Absichten erdacht wurden", so die beiden Geschäftsleute.
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat die EU viele Sanktionen auch gegen Einzelpersonen verhängt. Betroffen davon ist etwa der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, Dmitri Peskow. Dies geht aus einer Liste von 26 Personen hervor, die im EU-Amtsblatt veröffentlicht wurde. Ebenfalls aufgelistet sind Igor Setschin, Chef der staatlichen Ölgesellschaft Rosneft, sowie sein Kollege von Transneft, Nikolai Tokarew und der russische Milliardär Alexej Mordaschow.
Mordaschow: Krieg ist "Tragödie für zwei brüderliche Nationen"
Letzterer ist auch Großaktionär beim deutschen Reisekonzern TUI. Mit Unverständnis reagiert der 56-Jährige auf die Entscheidung der EU. "Ich kann nicht verstehen, wie diese Sanktionen gegen mich zu der Beilegung des schrecklichen Konflikts in der Ukraine beitragen sollen", erklärte Mordaschow schriftlich. "Ich engagiere mich seit sehr langer Zeit für die Entwicklung der wirtschaftlichen, kulturellen und humanitären Zusammenarbeit zwischen vielen europäischen Ländern." Laut seiner Sprecherin ist es noch zu früh, um die Konsequenzen für Mordaschows Engagement bei TUI zu beurteilen.
Mordaschow ist Haupteigentümer des russischen Stahlkonzerns Severstal und mit gut einem Drittel der Anteile der größte TUI-Einzelaktionär. Bei dem Unternehmen aus Hannover sitzt er auch im Aufsichtsrat. Den Krieg in der Ukraine bezeichnete Mordaschow als "Tragödie für zwei brüderliche Nationen". "Ich hoffe aufrichtig, dass in sehr naher Zukunft ein Weg gefunden werden kann, der den Konflikt löst und das Blutvergießen beendet." Er selbst sei nie nah an der Politik gewesen und habe sich immer darauf fokussiert, wirtschaftlichen Wert und Arbeitsplätze in Unternehmen in Russland und im Ausland zu schaffen. "Ich habe mit dem Entstehen der derzeitigen geopolitischen Spannungen absolut nichts zu tun und weiß nicht, warum die EU die Sanktionen über mich verhängt hat."
TUI-Chef Fritz Joussen hatte sich bereits zuvor zu den erwarteten Sanktionen geäußert. Er rechnete für diesen Fall nicht mit Konsequenzen für das Unternehmen. TUI werde vom Vorstand geführt und nicht von den Anteilseignern oder vom Aufsichtsrat, schrieb Joussen in einem Brief an die Mitarbeiter. "Damit gehen wir davon aus, dass etwaige Restriktionen oder Sanktionen gegenüber Herrn Mordaschow für uns als Unternehmen keine nachhaltig negativen Folgen haben werden."
Quelle: ntv.de, joh/rts/dpa