Wirtschaft

Enpal will in Europa produzieren "Wir sollten uns über günstige Solarmodule aus China freuen"

Den Fachkräftemangel habe Enpal für sich "komplett gelöst", sagt Mario Kohle.

Den Fachkräftemangel habe Enpal für sich "komplett gelöst", sagt Mario Kohle.

(Foto: Enpal)

Enpal gehört zu den Shootingstars der Energiebranche. Mit Solaranlagen zum Mieten und Strom vom eigenen Dach für wenige Hundert Euro im Monat - inklusive Wartung und Reparatur - konnte das junge Unternehmen seinen Umsatz eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Jahren verneunfachen. Neues Wachstum sollen Wärmepumpen liefern, wie Enpal-Gründer Mario Kohle im ntv-Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" erklärt. Fehlende Installateure seien kein Problem, sagt er. "Wir bauen gerade eine Akademie, in der wir Leute zu Wärmepumpen-Installateuren schulen." Anders als Solarunternehmen wie Meyer Burger hält Enpal zudem eine wettbewerbsfähige Modulfertigung in Deutschland für möglich. "Dazu stehe ich zu 100 Prozent. Daran arbeiten wir."

ntv.de: Sie veröffentlichen Zahlen, von denen andere Startups in angespannten Zeiten wie diesen nur träumen können. Woran liegt das?

Mario Kohle: 2021 haben wir knapp über 100 Millionen Euro Umsatz gemacht, jetzt sind es 900 Millionen Euro. Wir haben den Umsatz innerhalb kürzester Zeit verneunfacht. Das ist eine ganz besondere Teamleistung. Vor allem, weil wir es profitabel geschafft haben. Jetzt investieren wir in Wärmepumpen und in unseren smarten Energiemanager, der zukünftig dabei helfen wird, noch zusätzlich viel Geld zu sparen. Wir investieren in Kundenzufriedenheit und in neue Distributionskanäle. Wir investieren in diesem Jahr viel Geld, um die nächsten Stufen des Wachstums erreichen zu können.

Kritiker sagen allerdings, dass der Jahresstart für Enpal schwierig war und es das mit dem steilen Umsatzwachstum gewesen sein könnte.

Wir haben vergangenes Jahr 1000 Wärmepumpen verkauft. Das waren etwa 28 Millionen Euro Umsatz. Damit waren wir direkt im ersten Jahr eines der größten Wärmepumpen-Unternehmen in Deutschland. In diesem Jahr werden es mindestens 5000 Wärmepumpen sein, also das Fünffache. Vielleicht sind wir damit die größte Wärmepumpen-Firma Deutschlands. Das geht natürlich nicht ohne Investitionen. Wir bauen gerade eine Akademie, wo wir Leute zu Wärmepumpen-Installateuren schulen, die das vorher noch nicht konnten.

Die Kritik ist also ungerechtfertigt?

Es ist immer gut, wenn man kritisiert wird und Feedback erhält. Wenn man nie Feedback bekommt und nie kritisiert wird, dann nimmt einem das sehr viel Potenzial, besser zu werden und Dinge zu erkennen. Ich liebe dieses Interview mit Amazon-Gründer Jeff Bezos, wo er sagt: Wenn du kritisiert wirst, musst du dich immer zuerst fragen, ob derjenige, der dich kritisiert, recht hat.

Haben die Leute denn recht?

Wir haben in den letzten Jahren eine sehr gute Entwicklung gemacht und jeder, der uns kritisiert hat, hat uns geholfen, besser zu werden. Wir glauben an unseren Weg, das sehen wir auch in den Zahlen des Wärmepumpengeschäfts. Allein in den letzten fünf Monaten haben wir die Anzahl der verkauften Wärmepumpen verfünffacht. Aber natürlich funktioniert nicht immer alles in der Firma. Wir haben viele junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Dinge ausprobieren. Das Letzte, was ich will, ist, dass sie Angst davor haben, Fehler zu machen oder zu scheitern. Die rote Linie ist natürlich Arbeitssicherheit und alles, was mit der Hardware-Sicherheit unserer Kunden zu tun hat.

Im Handwerk herrscht ein großer Fachkräftemangel. Warum betrifft das Enpal nicht?

Wir wollen die Menschheit von fossilen auf erneuerbare Technologien umstellen. Das finden viele Leute inspirierend, wir bekommen sehr viele Bewerbungen. Und ja, es gibt nicht genügend Handwerker im Bereich Sanitär, Heizung, Klima. Aber was muss denn jemand können, um eine Wärmepumpe oder eine Solaranlage zu installieren? Wir haben den Prozess in vier Arbeitsschritte unterteilt. Nur für einen davon benötigen wir tatsächlich jemanden, der eine Ausbildung als Elektriker hat. Deshalb haben wir gesagt: Wir helfen den Leuten mit unseren eigenen Akademien, in diesen Job zu kommen - unbürokratisch, schnell und effektiv, aber auch mit einer guten Qualität. Damit haben wir für uns das Thema Fachkräftemangel komplett gelöst.

Sie setzen auf Solarmodule aus China. In Brüssel wird derzeit über eine Einführung von Strafzöllen auf chinesische Solarprodukte diskutiert. Wie stark würde das Enpal treffen?

Das würde vor allem die Konsumenten treffen, denn Solarmodule würden teurer werden. Wenn Solarmodule teurer werden, werden sich auch weniger Konsumenten dafür entscheiden und Europa sich somit langsamer auf erneuerbare Energie umstellen. Wir sollten uns über die günstigen Solarmodule aus China freuen, denn sie sorgen dafür, dass wir in der EU günstige Energie haben.

Trotzdem möchten Sie selbst in Deutschland Solarmodule herstellen.

Wir sind Realisten, die sehen, was weltweit passiert. Gerade weil es Szenarien gibt, in denen Handel erschwert wird, ist es wichtig, sich geopolitisch unabhängig zu machen. Deswegen beziehen wir mittlerweile immer mehr Güter außerhalb Chinas. Ein weiterer Teil dieser Strategie ist, die europäische Produktion zurückzuholen. Ich denke, dass in nächster Zeit konkret etwas passieren wird.

Das Schweizer Unternehmen Meyer Burger hat seine Solarmodul-Fertigung im sächsischen Freiberg geschlossen, weil es zu wenig politische oder finanzielle Unterstützung aus Deutschland gab. Sie haben daraufhin angekündigt: "Wenn Meyer Burger unserem Land den Rücken kehrt, stehen wir bei Enpal bereit, den Platz einzunehmen und in die heimische Fertigung von Solarmodulen einzusteigen."

Dazu stehe ich weiterhin zu 100 Prozent. Man kann diese Technologien in Europa zu kompetitiven Preisen produzieren, wenn man die richtigen Player zusammenbringt und das richtig aufsetzt. Daran arbeiten wir allein schon aus wirtschaftlichem Interesse. Wir wollen unsere Wertschöpfungsketten auch außerhalb Chinas diversifizieren. Dazu gehört eine europäische Produktion, aber nicht so, wie das manch andere Solarmodulhersteller gemacht haben.

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Sie halten an Ihrem Versprechen fest?

Ja. Es steht noch nicht fest wann und wie, aber es steht fest, dass es kommt. Das brauchen wir, weil geopolitische Unabhängigkeit für uns zentral ist.

Mit Mario Kohle sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.

Startup - Jetzt ganz ehrlich

Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.

"Startup - jetzt ganz ehrlich" - der Podcast mit Janna Linke. Auf RTL+ und überall, wo es Podcasts gibt: Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify, RSS-Feed

Quelle: ntv.de

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