Photovoltaik-Guide In sieben Schritten zur eigenen Solaranlage
01.05.2024, 06:36 Uhr Artikel anhören
Mit einem Batteriespeicher lassen sich Teile des selbst erzeugten Sonnenstroms speichern und bei Bedarf nachts oder in der Dämmerung zeitversetzt nutzen.
(Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dp)
Die Planung einer Solaranlage ist ein anspruchsvolles Projekt. Doch es gibt konkrete Schritte, die dafür berücksichtigt werden können. Von der Berechnung des Stromverbrauchs bis zur Auswahl der richtigen Komponenten. Lesen Sie hier, wie Sie in zu Ihrem PV-System kommen.
Der Winter ist endlich vorbei und die Sonnenstunden steigen. Für Solaranlagenbesitzer ist diese Zeit ein echter Gewinn. Je mehr Sonne scheint, desto mehr Strom kann produziert werden. Für diejenigen, die noch keine Anlage besitzen, sollte eine Anschaffung in Erwägung gezogen werden. Denn: Solarenergie bietet mehr Unabhängigkeit und schont die Umwelt. Doch wie kommt es von der Idee zur tatsächlichen Anlage auf dem Dach?
Schritt 1: Den Stromverbrauch berechnen
Wer über die Investition in eine eigene Solaranlage nachdenkt, sollte zunächst den eigenen Stromverbrauch und die Kosten analysieren. So wird klar, ob sich eine Anlage lohnt. Die anfängliche Investition erscheint zunächst sehr hoch. Durch die Berechnung der Gesamtstromkosten kann herausgefunden werden, ob die Eigenversorgung mit Solar die wirtschaftlichere Lösung ist. "Eine eigene PV-Anlage kann mindestens 25 Jahre wirtschaftlich vorteilhaft sein. Jedes zusätzliche Betriebsjahr bringt dann weitere Vorteile. Das ist ein gesicherter Erfahrungswert", so Peter Knuth, Mitbegründer der Photovoltaikfachbetriebskette Enerix.
Wenn ein durchschnittlicher Haushalt jährlich 5000 Kilowattstunden Strom verbraucht und 0,35 Euro/kWh Stromkosten bezahlt, macht das einen Gesamtbetrag von 1750 Euro pro Jahr. Ohne Preissteigerung hätte dieser Haushalt in den nächsten 25 Jahren Gesamtstromkosten von 50.000 Euro. Steigt der Strompreis durchschnittlich um 3 Prozent (Faktor 1,46), liegen die Gesamtstromkosten bei 63.875 Euro.
Schritt 2: Die Größe der Anlage festlegen
Ist der eigene Strombedarf ermittelt, lässt sich daraus die benötigte Größe der Solaranlage ableiten. Dabei gilt: "Die Photovoltaikanlage sollte mindestens 30 Prozent mehr Strom produzieren als der Jahresverbrauch hoch ist", erklärt Knuth.
Wenn der oben genannte Durchschnittshaushalt 5000 kWh verbraucht, wird dieser Verbrauch mit 130 multipliziert und dann durch den persönlichen Energieertrag geteilt. Der persönliche Energieertrag hängt dabei von drei Faktoren ab. Je südlicher die Dachausrichtung und je besser der Modulwinkel (perfekt zwischen 20 und 50°), desto höher der persönliche Energieertrag. Auch die Verschattung spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Schritt 3: Für oder gegen einen Speicher entscheiden
Ein Stromspeicher ist sinnvoll, um den eigenen Solarstrom zeitunabhängig zu nutzen und eine möglichst hohe Eigenversorgung zu erreichen. Die solare Stromproduktion und der tatsächliche Strombedarf sind nämlich oft sehr unterschiedlich. An sonnigen Tagen übersteigt die Produktion der Anlage oftmals den eigenen Verbrauch. Genau dafür kann sich ein Speicher lohnen. Überschüssiger Strom wird gespeichert und kann dann abgerufen werden, wenn er benötigt wird, zum Beispiel abends oder an bewölkten Tagen. Aber Achtung: Der Solarstrom kann im Sommer nicht für den Winter gespeichert werden. Eine derart lange Speicherzeit ist technisch noch nicht möglich.
Die richtige Speichergröße lässt sich anhand von vier Faktoren bestimmen: der Höhe des Jahresstromverbrauchs, der Höhe des täglichen Strombedarfs, dem angestrebten Autarkiegrad und der Größe und täglichen Produktion der Anlage. "Der Stromspeicher sollte mindestens 60 Prozent des durchschnittlichen Tagesverbrauchs (24-Stunden) in Kilowattstunden groß sein", erklärt der Experte. Wenn der Durchschnittshaushalt einen Jahresverbrauch von 5000 kWh hat, sollte der Speicher also mindestens 8,2 kWh groß sein.
Schritt 4: Den Anschluss an das öffentliche Stromnetz beachten
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gibt vor, dass PV-Anlagen zwischen 25 und 100 kWp in Deutschland auf 70 Prozent ihrer maximalen Leistung begrenzt werden müssen. Damit soll das lokale Stromnetz vor Überlastung geschützt werden.
Auch der Einbau von Smart-Metern, also intelligenten Zählern, ist seit 2021 gesetzlich festgelegt. Bei Photovoltaikanlagen bis 7 kWp muss lediglich ein digitaler Stromzähler installiert werden. Für Anlagen zwischen 7 und 25 kWp ist ein digitaler Stromzähler plus Smart-Meter-Gateways notwendig. Solaranlagen ab 25 kWp brauchen eine intelligente Messeinrichtung mit der technischen Möglichkeit zur stufenweisen oder stufenlosen Fernsteuerung. "Diese technische Voraussetzung liefert dem örtlichen Netzbetreiber wichtige Informationen, um die Energieversorgung optimal zu steuern und das Potenzial, aus erneuerbar erzeugtem Strom optimal zu nutzen", erklärt Knuth.
Mit dem kommenden Solarpaket 1 soll außerdem der Netzanschluss für kleine Solaranlagen bis 30 kWp beschleunigt werden. Wird die Anfrage zur Installation nicht innerhalb von vier Wochen vom Netzbetreiber beantwortet oder bearbeitet, gilt die Anlage automatisch als genehmigt.
Schritt 5: Die richtigen Komponenten wählen
Eine Solaranlage besteht aus verschiedenen Komponenten. Dabei gibt es viel Spielraum, um die passende Anlage für die eigenen Bedürfnisse und Gegebenheiten zusammenzustellen. Eine Solaranlage besteht aus folgenden Elementen:
Solarmodule gibt es in verschiedenen Varianten. Glas-Folienmodule sind wettergeschützt und die am häufigsten verbauten Module. Bei Glas-Glas-Modulen ist die Zelle noch besser geschützt und ihre Lebensdauer erhöht sich. Halbzellenmodule bringen die höchsten Modulleistungen, sind aber etwas teurer.
Das Montagesystem bildet die feste Verbindung zum Dach. "Die Modulmontage beziehungsweise das richtige Montagesystem ist ein wesentlicher Faktor für den langfristigen und sicheren Betrieb einer Photovoltaikanlage", erklärt der Solarexperte. Die Aufdachmontage ist die am häufigsten eingesetzte Montageart. Diese Systeme sind sturmsicher und langlebig. Je nach Art und Beschaffenheit des Daches gibt es darüber hinaus noch weitere Möglichkeiten, die Solaranlage zu montieren. Wie zum Beispiel die Blechziegel mit Solarhalter bei Dächern mit hohen Schneelasten oder die Indachmontage, die sich vor allem für Neubauten und Dachsanierungen anbietet, aber deutlich teurer ist.
Der Wechselrichter wandelt den Solarstrom in netzüblichen Wechselstrom um und macht ihn so für den Haushalt nutzbar. Er arbeitet und steuert die Photovoltaikanlage völlig selbstständig. Bei privaten PV-Anlagen auf dem Einfamilienhaus verwendet man am häufigsten Strangwechselrichter.
Durch Energiemanagementsysteme lässt sich festlegen, ob überschüssiger Solarstrom zum Beispiel zuerst in den Speicher oder ins E-Auto geladen werden soll. Und: "Je mehr Sonnenstrom man selbst verbraucht und je weniger Strom aus dem Netz zugekauft werden muss, desto geringer sind die Energiekosten", erklärt der Solarexperte.
Schritt 6: Fördermöglichkeiten im Blick behalten
Die Investition in eine Photovoltaikanlage wird über verschiedene Landes-, Bundes- oder Kommunalgesetze subventioniert. So wird in Essen aktuell die Neuinstallation von Solaranlagen gefördert. Ein weiteres Beispiel ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW). Sie bietet über das Kreditprogramm 270 "Erneuerbare Energien-Standard" einen zinsgünstigen Kredit für die Anschaffung einer Photovoltaikanlage an.
Weitere Hilfen sind auch über die Förderbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zu finden. Häufig wird auch die Anschaffung eines Stromspeichers anstelle der Photovoltaikanlage subventioniert.
Durch die im EEG festgelegte Einspeisevergütung erhalten Anlagenbesitzer aktuell 8,11 Cent/kWh. Ab August sinkt der Betrag um 1 Prozent. Nach der Inbetriebnahme einer Photovoltaikanlage bleibt die staatliche Einspeisevergütung aber für einen Zeitraum von 20 Jahren gleich.
Schritt 7: Auf seriöse Angebote achten
Jedes Dach hat andere Gegebenheiten und jeder Hausbesitzer hat andere Bedürfnisse. Deshalb ist es wichtig, sich verschiedene Angebote für das eigene Projekt einzuholen und diese genau zu prüfen. Ein vertrauenswürdiges Angebot sollte sämtliche Kosten und Leistungen transparent darlegen, ohne versteckte Zusatzkosten, die im Nachhinein erscheinen. Der Solaranbieter sollte die Verantwortung für potenzielle Schäden übernehmen sowie klare Zahlungsbedingungen bieten, eine vollständige Bezahlung vor der Installation sollte zu denken geben. Außerdem: "Ein guter Beratungstermin kann bis zu zwei Stunden dauern. Suchen Sie zum Termin am besten die Stromabrechnung des letzten Jahres in Ihren Unterlagen heraus", empfiehlt der Experte.
Quelle: ntv.de, awi