Laut Einkaufsmanagerindex Wirtschaft startet überraschend schwach ins Jahr
24.01.2024, 11:31 Uhr Artikel anhören
Durch die Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer sind die Lieferketten gestört.
(Foto: IMAGO/Martin Wagner)
Die Wirtschaft in Deutschland muss im 1. Quartal womöglich weiter auf den Befreiungsschlag hoffen. Der Einkaufsmanagerindex sinkt zu Jahresbeginn, obwohl viele Experten im Voraus von einem leichten Anstieg ausgehen. Bei Dienstleistern sieht es schlechter aus als in der Industrie.
Die deutsche Wirtschaft ist überraschend schwach ins Jahr gestartet. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - sank im Januar um 0,3 auf 47,1 Punkte. Das teilte der Finanzdienstleister S&P Global zu seiner monatlichen Firmenumfrage mit. Das Barometer entfernte sich damit von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen einen leichten Anstieg auf 47,8 Zähler vorhergesagt.
"Es ist ein schleppender Start in das neue Jahr", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die die Umfrage sponsert. Die Aktivität im Dienstleistungssektor gab demnach nicht nur den vierten Monat in Folge nach, sondern der Abschwung hat sich auch noch beschleunigt. In der Industrie hat das Tempo des Abschwungs dagegen weiter nachgelassen. Insgesamt deute die Umfrage "auf eine Fortsetzung der Rezession im laufenden Quartal hin". Bereits Ende 2023 war Europas größte Volkswirtschaft um 0,3 Prozent geschrumpft.
"Die derzeitigen Zwischenfälle im Roten Meer haben Auswirkungen auf die Lieferketten des verarbeitenden Gewerbes", sagte de la Rubia. Wegen der Angriffe der Huthi-Milizen auf Handelsschiffe nähmen viele Reedereien den Umweg um das Kap der Guten Hoffnung in Kauf, was die Reise von Asien nach Europa und umgekehrt um etwa sieben Tage verlängere und mit zusätzlichen Treibstoffkosten in Millionenhöhe verbunden sei.
Inflation bei Dienstleistern problematisch
"Trotz dieser Herausforderungen deutet der anhaltende Rückgang der Einkaufspreise darauf hin, dass die Transportkosten noch keinen spürbaren Einfluss auf die Gesamtstückkosten der unzähligen Konsumgüter haben, die über diese Route befördert werden", sagte der Chefvolkswirt. Anders als im verarbeitenden Gewerbe dürfte die Inflation bei den Dienstleistern aber ein Problem bleiben.
So sorgte der beschleunigte Kostenauftrieb dafür, dass deren Einkaufspreise so rasant zunahmen wie zuletzt vor neun Monaten. "Die Hauptursache für diese Beschleunigung sind wahrscheinlich die steigenden Arbeitskosten, da die Arbeitnehmer ihre Verhandlungsmacht in Form überdurchschnittlicher Lohnforderungen geltend machen", sagte de la Rubia.
Quelle: ntv.de, rog/rts