Wirtschaft

Wall Street gibt Gewinne ab Zinssorgen sind schon wieder zurück

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Kursgewinne nach starken Geschäftszahlen von US-Banken schützten die US-Aktienindizes nicht vor Verlusten.

Kursgewinne nach starken Geschäftszahlen von US-Banken schützten die US-Aktienindizes nicht vor Verlusten.

(Foto: AP)

Die Hoffnungen an der Wall Street auf einen baldigen Zinsstopp sind schnell wieder verflogen. Hinweise aus der Fed, dass die Geldpolitik weiter gestrafft werden muss, verderben den Anlegern die Laune. Dabei warten US-Banken mit überraschend starken Zahlen auf.

Die Wall Street hat zum Wochenausklang einen Teil der kräftigen Vortagesgewinne auf die höchsten Stände seit Mitte Februar wieder abgegeben. Die US-Börsen wurden von wieder hochgekochten Zinssorgen belastet. Der Dow-Jones-Index verlor 0,4 Prozent auf 33.887 Punkte - belastet von deutlichen Abschlägen der Boeing-Aktie. S&P-500 und Nasdaq-Composite büßten 0,2 bzw. 0,4 Prozent ein. An der Nyse wurden 964 (Donnerstag: 2101) Kursgewinner gezählt und 2.007 (885) -verlierer. Unverändert schlossen 87 (102) Titel. Entgegen dem negativen Markttrend stieg der Bankensektor um 3,5 Prozent - gestützt von überzeugenden Quartalszahlen diverser Großbanken.

Die am Vortag im Zuge unerwartet niedriger Inflationsdaten gespielte Hoffnung auf ein baldiges Zinserhöhungsende bekam Risse. Zwar passten schwache Einzelhandelsumsätze im März, die doppelt so stark wie von Ökonomen erwartet gesunken waren, noch ins Bild einer sich abkühlenden Konjunktur mit dann vielleicht sogar fallenden Zinsen. Auch die stärker als angenommen gesunkenen Importpreise standen dieser Überlegung nicht im Wege. Allerdings überraschte die stärker als prognostiziert gestiegene Industrieproduktion im März ebenso positiv wie die aufgehellte Stimmung unter US-Verbrauchern im April.

Fed-Verteter befeuern Zinsängste

Der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung stieg deutlicher als gedacht. Die US-Verbraucher spielen eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft, weil rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vom Privatkonsum abhängen. Insofern sprachen ausgabefreudige US-Konsumenten nicht für eine Rezession und auch nicht für eine nachgebende Inflation. Wie ein Weckruf wirkte da Fed-Governor Christopher Waller: "Die Geldpolitik muss weiter gestrafft werden", sagte Waller unmissverständlich.

"Dies ist eine der aggressiveren Äußerungen der letzten Wochen. Viele Äußerungen der Fed gingen in Richtung 'einmalige' Zinserhöhung", sagte Marktstratege Marvin Loh von State Street. Analystin Jackie Rogowicz von Penn Mutual Asset Management charakterisierte die Waller-Aussagen als "extrem falkenhaft". Austan Goolsbee, Wallers Fed-Kollege aus Chicago, bremste zwar diesbezüglich ein wenig, aber den Markt konnte er nicht besänftigen. Stattdessen warnte er vor einer Rezession, was auch nicht gut am Markt ankam.

Dollar mit Gegenbewegung

Der Dollar erholte sich nach den jüngsten Abgaben, der Dollar-Index gewann 0,6 Prozent. Die Waller-Aussagen in Verbindung mit den positiven Daten zur Verbraucherstimmung ließen erneut Zinserhöhungsspekulationen aufkommen. Der Euro fiel nach seinem Jahreshoch bei 1,1076 Dollar mit der Dollarstärke unter die Marke von 1,10. Am Rentenmarkt zogen gesunkene Notierungen mit wieder gestiegenen Zinsfantasien die Renditen deutlich nach oben. Dollarstärke und steigende Marktzinsen belasteten den Goldpreis.

JP Morgan
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Die Erdölpreise stiegen indes moderat; die verbesserten Wirtschaftsdaten in den USA, aber auch in China, wo das Verbrauchervertrauen ebenfalls einen Sprung gemacht hatte, dürften die Nachfrage befeuern, hieß es. Die Internationale Energie-Agentur warnte, dass die Förderkürzungen der Kartellgruppe Opec+ den Erdölmarkt stärker und früher ins Ungleichgewicht bringen könnte als ursprünglich veranschlagt. Insgesamt stand der vierte Wochenaufschlag zu Buche. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich in den vergangenen vier Wochen um 24 Prozent - gestützt durch Förderkürzungen der Opec+.

US-Banken überraschen positiv - Boeing mit Rückschlag

Gegen den negativen Markttrend zogen die Bankenkurse an. Denn die Ergebnisse von JP Morgan, Citigroup sowie Wells Fargo zum ersten Quartal hatten allesamt positiv überrascht - alle drei Finanzinstitute verdienten mehr als erwartet. Für JP Morgan ging es um 7,6 Prozent nach oben, für Citigroup um 4,8 Prozent. Wells Fargo drehten im Verlauf hauchdünn ins Minus, die Aktie war seit Anfang April schon gut gelaufen.

Boeing
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Die Boeing-Aktie verlor 5,6 Prozent. Der US-Flugzeughersteller hatte die Auslieferung einiger 737 Max-Maschinen wegen fehlerhaft eingebauter Teile gestoppt. Spirit Aerosystems Holdings teilte separat mit, das Unternehmen sei der Lieferant, der Boeing auf das Problem aufmerksam gemacht habe und arbeite an einer Lösung für die Reparatur der betroffenen Rümpfe. Der Kurs von Spirit Aerosystems rauschte um 20,7 Prozent talwärts. Blackrock (+3,1%) lieferte schwache Erstquartalszahlen, aber der Gewinn im ersten Quartal schlug die Markterwartungen.

Quelle: ntv.de, mau/DJ

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