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Die 25.000-Euro-Frage Für Aktien bessern sich die Aussichten

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Bekanntermaßen interessiert an den Finanzmärkten weniger der Blick in den Rückspiegel, sondern vor allem der voraus.

Bekanntermaßen interessiert an den Finanzmärkten weniger der Blick in den Rückspiegel, sondern vor allem der voraus.

(Foto: imago/Ikon Images)

Mit der angeblichen Alternativlosigkeit von Aktien ist es spätestens seit dem vergangenen Jahr erst einmal vorbei. Allerdings hat sich zuletzt das Umfeld für DAX, Dow und Co. wieder aufgehellt. Dividendentitel sind wieder ein Kauf.

Im vergangenen Jahr hat der deutsche Aktienindex DAX rund zwölf Prozent verloren. Bei seinem amerikanischen Pendant, dem Dow Jones, sah es etwas, aber auch nicht viel besser aus. Das Standardbarometer für US-Aktien gab 2022 immerhin sieben Prozent nach. Beim amerikanischen Technologie-Index Nasdaq belief sich das Minus sogar auf satte 30 Prozent.

Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg und ist hier für die Anlegestrategie verantwortlich.

Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg und ist hier für die Anlegestrategie verantwortlich.

Den Anlegern, gerade solchen mit noch nicht so langer Erfahrung, wurde schmerzhaft bewusst, dass Aktieninvestments auch zu Verlusten führen können. Die Gründe für die Kursrückgänge waren schnell identifiziert: Geopolitische Unsicherheiten durch den russischen Überfall auf die Ukraine, maue konjunkturelle Aussichten, aber vor allem die galoppierenden Inflationsraten und die damit verbundenen Zinssteigerungen, die die Börsianer hassen wie der Teufel das Weihwasser. Und dann kollabierten noch Anfang dieses Jahres Banken in den USA und der Schweiz.

Bekanntermaßen interessiert an den Finanzmärkten weniger der Blick in den Rückspiegel, sondern vor allem der voraus. Und da sieht es gar nicht schlecht aus. Zwar lässt sich der weitere Verlauf des schrecklichen Kriegs in der Ukraine kaum vorhersagen. Aber bei den wirtschaftlichen Rahmendaten zeichnet sich ein positives Bild ab. Ein "sell in may" könnte sich in diesem Jahr als falscher Ratschlag erweisen.

Rezessionsgefahr verliert an Schrecken

In Bezug auf die Konjunktur scheint es mittlerweile nicht mehr ausgemacht, dass es in den USA und Europa zu einer Rezession kommt, und wenn doch, sollte diese eher kurz und mild ausfallen. Die chinesische Notenbank hat bereits wieder einen expansiven Kurs eingeschlagen und die Kreditvergabe gelockert. Zusammen mit dem Ende der Lockdowns bringt das die dortige Wirtschaft wieder in Schwung. Vereinfacht ausgedrückt könnte die global zweitgrößte Volkswirtschaft den konjunkturellen Karren der Weltwirtschaft aus dem Dreck ziehen. Dazu kommt noch der vergleichsweise stabile Konsum sowohl in Europa als auch in den USA.

Die Atlanta Fed, die mit elf weiteren amerikanischen Regionalbanken das Federal Reserve System der Vereinigten Staaten bildet, also Teil der dortigen Notenbank ist, rechnet weiterhin mit einer positiven Wachstumsrate für die amerikanische Wirtschaft. Auch in Europa haben sich die konjunkturellen Aussichten aufgehellt. Davon sollten auf beiden Seiten des Atlantiks die Unternehmensgewinne profitieren.

Ende der Leitzinserhöhungen in Sicht

Der wichtigste Grund für den positiven Stimmungswechsel der Börsianer ist aber eine Wende bei den Inflationsraten. Die Geldentwertung sank im März in den USA bereits auf fünf Prozent und in der Eurozone könnte sie zumindest auf 6,9 Prozent zurückgegangen sein. Das ist zwar immer noch (zu) viel, aber die Höhepunkte scheinen überschritten zu sein. Zwar stiegen zuletzt die Preise für Dienstleistungen. Dafür kam es zu Rückgängen bei den Güterpreisen, was die Inflation insgesamt etwas nach unten gedrückt hat. Diese Entwicklung könnte es den Notenbanken erlauben, mit ihren Leitzinserhöhungen Schluss zu machen.

Zwar hat die amerikanische Notenbank Fed zuletzt noch einmal die Leitzinsen um einen viertel Prozentpunkt auf eine Spanne von 4,75 bis fünf Prozent erhöht. US-Notenbank Jerome Powell hatte allerdings vor der letzten Fed-Sitzung laut eigener Aussage bereits mit einer Zinspause geliebäugelt.

Die Finanzmarktteilnehmer gehen jedenfalls davon aus, dass bei den Leitzinsen mittlerweile der Höhepunkt erreicht ist. Optimisten rechnen sogar mit einer ersten Senkung in den USA noch in diesem Jahr. Und die Fed gilt als tonangebend. Die EZB würde wahrscheinlich mit einem gewissen zeitlichen Verzug der geldpolitischen Wende der Fed folgen. Die Börsianer würden dies mehr als begrüßen.

Nach einem freundlichen Auftakt an den Aktienmärkten dürfte es auch in den kommenden Monaten weiter bergauf gehen. Dafür spricht auch die sogenannte Branchenrotation. Viele Aktien von Mineralölkonzernen, die im vergangenen Jahr exorbitante Kurssteigerungen verzeichneten, notieren schon wieder unter ihren Höchstständen. Angesichts der gesunkenen Ölpreise kann das kaum verwundern.

Technologieaktien, die 2022 unter den gestiegenen Zinsen besonders gelitten hatten, laufen dagegen wieder. Und noch etwas spricht für weiter steigende Aktienmärkte. In den zurückliegenden Jahrzehnten führten zwei aufeinanderfolgend positive Quartale nach Bärenmärkten nahezu immer in neue Bullenmärkte.

Die 25.000-Euro-Frage

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Bei einer Neuanlage von beispielsweise 25.000 Euro sollten Aktien auf jeden Fall wieder übergewichtet werden. Hier sind neben einem tragfähigen Fundament aus stabilen Dividendenaktien insbesondere Technologietitel und konjunktursensible Papiere zu bevorzugen. Bei amerikanischen und deutschen Staatsanleihen dürften die Renditen ihre Hochs erreicht haben. Wenn diese sinken, steigen die entsprechenden Kurse. Chancen ergeben sich hier vor allem bei kurz laufenden Unternehmensanleihen. Unter den Rohstoffen bleibt Gold ein langfristiges Basisinvestment. Aber auch Silber ist chancenreich.

Über den Autor: Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg und ist hier für die Anlegestrategie verantwortlich.

Quelle: ntv.de

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