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Startup für grünen Wasserstoff "EU-Projekte sollen europäische Technologie nutzen"

Nils Aldag ist Co-Gründer und CEO des Wasserstoff-Startups Sunfire.

Nils Aldag ist Co-Gründer und CEO des Wasserstoff-Startups Sunfire.

(Foto: Sunfire)

Wasserstoff - Deutschlands Heilsbringer für die Energiewende und die Erreichung der Klimaziele? Wenn es nach der neuen Bundesregierung geht: Ja. Laut Koalitionsvertrag plant sie Deutschland zu einem führenden Standort in einer europäischen Wasserstoffinitiative zu machen. Doch die Realität sieht anders aus: Die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland kommt nur langsam in Fahrt. Startup-Gründer Nils Aldag macht dafür auch die Naivität Europas verantwortlich. Sein Startup Sunfire hat sich in die Wasserstoffbranche gewagt und damit gut eine Milliarde Euro eingesammelt. Die von Sunfire entwickelten Maschinen sollen im großen Stil grünen Wasserstoff aus Wasser und erneuerbarem Strom produzieren, der fossile Energieträger wie Erdgas in der Industrie ersetzen könnten. Das Maschinenbauunternehmen aus Dresden zählt zu den Pionieren der grünen Wasserstoffwirtschaft und hat das Ziel, das erste Dax-Unternehmen aus dem Osten zu werden. Doch der Gründer steht vor einigen Herausforderungen: hohe Kosten, fehlende Infrastruktur, politische Unsicherheiten und technologischer Rückstand.

ntv.de: Die deutsche Solarindustrie war lange weltweiter Vorreiter und Hoffnungsträger der Energiewende. Anfang der 2010er Jahre kam es zu einem dramatischen Niedergang. Haben Sie Angst, dass die Wasserstoffbranche das Gleiche erwartet?

Nils Aldag: Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen Solarenergie und Elektrolyse. Solarenergie ist stark von Rohstoffen abhängig, die hauptsächlich in China erhältlich sind - ein Nachteil. Bei Elektrolyseuren hingegen werden Stahl und Nickel verwendet, die global verfügbar sind, wobei 85 Prozent der Komponenten in Europa beschafft werden. China ist der größte Markt für Elektrolyseure, gefolgt von Europa; beide Märkte profitieren von staatlicher Unterstützung zur Förderung von Projekten.

Fühlen Sie sich vom Staat gut unterstützt?

Wir können als europäisches Unternehmen nicht in China teilnehmen. Das wird uns verwehrt. Auf der anderen Seite sind wir in Europa noch zu naiv. Wir fördern den Klimaschutz mit europäischen Steuergeldern, laden dann aber alle globalen Unternehmen ein, von diesen europäischen Fördermitteln zu profitieren. Jedes Projekt, das auch nur einen einzigen Euro aus europäischen Fördertöpfen erhält - fast alle aktuell - sollte verpflichtet werden, die Technologie auch in Europa zu kaufen. Gesetzgeber müssen da viel härter und konsequenter vorgehen. Ursula von der Leyen hat vor einiger Zeit gesagt: 'Made in Europe' ist jetzt das große Thema. Wir wollen unsere Unternehmen schützen. Das muss jetzt aber schnell in echte Taten umgesetzt werden.

Ihr Startup ist stark von der Politik und Regulierung abhängig. Bereitet Ihnen das schlaflose Nächte?

Das habe ich nicht mehr so sehr, weil ich das Gefühl habe, dass verstanden wurde, dass dies aus industriepolitischer Sicht eine Riesenchance für unser Land ist.

Aber Sie hatten diese Angst mal?

Mit Sicherheit. Wir sind in unserem Bereich sehr abhängig von regulatorischen Rahmenbedingungen. Das gilt aber für die gesamte Energiewelt. Wir müssen die Chance nutzen, echte Arbeitsplätze und Technologien zu schaffen, die in Europa und weltweit verkauft werden können.

Wir haben führende Elektrolysehersteller in Deutschland und Europa, die müssen jetzt handeln. Die neue Bundesregierung muss ein klares Signal senden, um die Branche voranzubringen und nicht die Fehler der Vergangenheit im Solar- und Windbereich zu wiederholen, die dazu geführt haben, dass wir kaum noch deutsche Unternehmen in diesen Sektoren haben.

Mit Nils Aldag sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.

Startup - Jetzt ganz ehrlich

Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.

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Quelle: ntv.de, cam

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