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Investoren verlieren Hemmungen Rüstungs-Startup macht Waffen mit KI wieder flott

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(Foto: Helsing)

Künstliche Intelligenz ist in der Rüstungsindustrie angekommen. Durch ihren Einsatz bringen die Gründer des Verteidigungs-Startups Helsing überholte Kriegsflugzeuge, Kampfschiffe und Panzer auf den neuesten Stand. Dieser Ansatz trifft den Zeitgeist.

Torsten Reil, Niklas Köhler und Gundbert Scherf sind 2021 mit ihrem Rüstungs-Startup Helsing in der Überzeugung angetreten: Software und speziell künstliche Intelligenz müssen eine Schlüsselrolle beim Schutz unserer Demokratien spielen. Ohne sie sind Sicherheit und Abschreckung nicht mehr möglich. Den Technologie-Ansatz hinter ihrem Geschäftsmodell beschreiben die Gründer als "Software-first". Gemeinsam mit der Industrie und Regierungen arbeiten sie daran, bestehende und neue Hardware-Plattformen mit fortschrittlicher KI zu verbinden.

Dieser Ansatz trifft offensichtlich den Zeitgeist. Denn nur zwei Jahre nach seiner Gründung ist das KI-Verteidigungsunternehmen, wie sich das Startup selbst nennt, bereits zu Europas erstem Rüstungs-Einhorn aufgestiegen. Nach einer Finanzierungsrunde in Höhe von 209 Millionen Euro erreicht das Defense-Tech-Startup laut Informationen des "Handelsblatts" diesen Monat eine Bewertung von 1,7 Milliarden Euro. An der Münchener Firma haben sich Unternehmensangaben zufolge der US-Risikokapitalgeber General Catalyst, die schwedische Saab-Gruppe als strategischer Investor und die Wagniskapitalfirma La Famiglia beteiligt.

Doch was macht Helsing genau? Mithilfe von Software und Künstlicher Intelligenz bringen die Gründer technologisch überholte Kriegsflugzeuge, Kampfschiffe und Panzer wieder auf den neuesten Stand. In Zusammenarbeit mit dem schwedischen Investor Saab steht für Helsing beispielsweise jetzt im Fokus, einige ältere Kampfflugzeuge vom Typ Eurofighter der Bundeswehr bis 2028 für die elektronische Kampfführung flott zu machen: Die KI soll helfen, Radarsignale schneller und besser auszuwerten. Dafür entwickelt das Rüstungs-Startup eigens eine Softwareplattform. Für die Modernisierung des Eurojets sieht das Sondervermögen der Bundeswehr insgesamt vier Milliarden Euro vor. Im Ukraine-Krieg stellt Helsing nach eigenen Angaben schon jetzt "Fähigkeiten und Technologie für Fronteinsätze bereit".

Rüstungsindustrie hat bei Investoren ein schlechtes Image

Dass Startups bei der Verteidigung in Deutschland bislang kaum eine Rolle gespielt haben, liegt einerseits an dem schlechten Image der Rüstungsindustrie und andererseits an den langwierigen öffentlichen Vergabeverfahren von Aufträgen. Darüber hinaus haben Investoren immer noch Hemmungen und stecken ihr Geld hierzulande nur zögerlich in junge Defense-Unternehmen.

Viele Geldgeber schließen Investments in Rüstungs-Startups sogar kategorisch aus. Denn die Kritik nach solchen Investments lässt oft nicht lange auf sich warten. Das hat auch Spotify-Gründer Daniel Elk zu spüren bekommen, nachdem er 2021 ein 100-Millionen-Euro-Investement in Helsing machte. Damals riefen Künstler und Nutzer der Musikplattform unter dem Hashtag #BoycottSpotify dazu auf, ihre Abos zu kündigen.

Heute fühlt sich der Spotify-Gründer in seinem Schritt bestätigt: "Das Investment von General Catalyst und die strategische Partnerschaft mit Saab Defence bestärken Helsings Position als wichtigster KI-Plattformpartner in Europa." Er vertraue auf den ethischen, transparenten und verantwortungsvollen Ansatz des Helsing-Teams, demokratische Gesellschaften für künftige Generationen weltweit zu schützen.

Bislang beschäftigt Helsing 220 Mitarbeiter

Auch beim Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw) hält man die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und Startups inzwischen für immens wichtig. "Durch den russischen Überfall auf die Ukraine erleben wir derzeit in nahezu allen Bereichen ein Dringlichkeitsgefühl für Innovationen in Deutschland, auch im Verteidigungsbereich", sagte CIHBw-Leiter Sven Weizenegger ntv.de bereits im vergangenen Jahr.

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Nach seiner Erfahrung dauert es in der Regel bis ein Innovationsvorhaben abgeschlossen ist. "Diese Schnelligkeit ist unüblich im öffentlichen Sektor und kann als Vorbild dienen. Gerade in einer Zeit, da neue Ideen schnell Wirkung entfalten müssen, ist das ein wichtiger Beitrag, den wir liefern können", sagt Weizenegger.

Bislang beschäftigt Helsing 220 Mitarbeiter. Das frische Geld will das Rüstungs-Startup nutzen, um seine Unternehmen in Frankreich, Großbritannien und Deutschland weiter auszubauen und weiter verstärkt in seine Kerntechnologien zu investieren.

Quelle: ntv.de

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