Diktatoren ja, neue Regeln nein Ecclestone, der Demokrat
16.03.2010, 10:54 UhrBernie Ecclestone mag Diktatoren, weiß gekleidete Frauen und Haushaltsgeräte. Und er ist Geschäftsführer der Formel 1. Nun scheint es so, als habe er mit 79 Jahren die Vorzüge der Demokratie entdeckt. Zumindest weißt er diejenigen, die die neuen Regeln kritisieren, darauf hin. Doch der Schein trügt.
Kennen Sie Bernie Ecclestone? Der Mann ist Geschäftsführer der Formel 1 – und hat mit seinen 79 Jahren scheinbar seine Vorliebe für die Demokratie entdeckt. Zumindest hat er sich nach der Kritik an den neuen Regeln – Zu langweilig! Keine Überholmanöver! - dagegen ausgesprochen, sie zu ändern. Interessant ist, wie er das begründet: "Die Formel 1 ist jetzt eine Demokratie. Und alle Teams haben für die Regeln gestimmt, also müssen sie auch damit zurechtkommen."
Da stört es auch wenig, dass Ecclestone gar nicht die Hoheit über das Reglement hat. Das liegt in den Händen des Internationalen Automobilverbandes Fia. Aber Ecclestone, das ist der Mann, der unter anderem dem "Daily Mail" gesagt hatte: "Ich hasse Demokratie als politisches System. Sie hält dich einfach nur auf. Ich glaube, die Menschen brauchen jemanden, der für sie entscheidet." Und folgerte: "Ein guter Diktator ist besser für ein Land, als eine Demokratie."
"Herr Ecclestone ein Idiot"
Ecclestone, das ist auch der Mann, der im Juli vergangenen Jahres im Interview mit der "Times" seine Zweifel daran geäußert hatte, dass Adolf Hitler seine Verbrechen tatsächlich alle begehen wollte. "Am Ende hat er die Orientierung verloren, also war er kein sehr guter Diktator. Entweder wusste er, was vor sich ging und bestand darauf, oder er hat sich dem einfach angeschlossen." Das war, gelinde gesagt, ziemlicher Schwachsinn. Stephen Pollard, Herausgeber der jüdischen Zeitung "Jewish Chronicle", hat das schön zusammengefasst: " Entweder ist Herr Ecclestone ein Idiot oder er hat eine abstoßende Moral."

"Demokratie und Formel 1 passen nicht zueinander": Bernie Ecclestone.
(Foto: dpa)
Ach ja, Ecclestone, das ist zudem der Mann, der einst in den "Stuttgarter Nachrichten" tönte: " "Demokratie und Formel 1 passen nicht zueinander - die Formel 1 bin ich." Da ist die Vermutung nicht abwegig, dass Ecclestones neue Liebe zur Demokratie wirklich nur scheinbar ist – und dieser Schein trügt. Sein Hinweis auf die Formel 1 klingt nach Retourkutsche. Denn nach dem Saisonauftakt in der Wüste von Sachir haben Fahrer und Teamchefs die Regeln kritisiert, denen sie selbst zugestimmt hatten. Die Rennwagen dürfen jetzt nicht mehr aufgetankt werden. Und das spart Geld, weil die Teams nun nicht mehr ihre Tankanlagen per Flugzeug von Rennen zu Rennen karren müssen.
Es wird also langweiliger
Allerdings bauen die Teams nun, zumindest war es so beim ersten Rennen in Bahrain, auf eine Einstopp-Strategie. Je länger das Rennen dauert, umso mehr müssen die Piloten aufpassen, weder den Tank leer zu fahren und vorzeitig stehen zu bleiben, noch die Reifen zu sehr zu beanspruchen. Es wird also langweiliger.
McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh, zugleich auch Vorsitzender der Vereinigung (Fota) aller zwölf Rennställe, mahnte nach dem Rennen ein Überdenken der Regeln an. Geschäftsführer Nick Fry von Mercedes Grand Prix sagte auf die Frage, ob das Eröffnungsrennen in Bahrain schlecht für die Formel 1 gewesen sei: "Ich denke, es wäre schlecht, wenn wir nicht reagieren würden." In knapp zwei Wochen steht mit dem Großen Preis von Australien bereits der zweite Saisonlauf auf dem Programm.
Frauen bitte ganz in Weiß
Und Ecclestone? Das ist der Mann, der einst dafür plädierte, Frauen sollten stets weiß gekleidet sein - wie alle anderen Haushaltsgeräte auch. Später erklärte er, das sei ein Witz gewesen, und fügte hinzu: "Ich würde gerne mal eine Frau am Steuer meiner Autorennen sehen, vorzugsweise sogar eine Schwarze oder eine Jüdin. Aber da besteht die Gefahr, dass sie irgendwann in den Mutterschutz gehen."
Quelle: ntv.de