Vatikan meldet leichte Besserung "Komme sonst in den Himmel": Papst scherzt über seine Gesundheit
20.02.2025, 21:19 Uhr Artikel anhören
Seit sechs Tagen im Krankenhaus: Der klinische Zustand des 88-Jährigen soll sich leicht gebessert haben.
(Foto: picture alliance / abaca)
Mit beidseitiger Lungenentzündung wird Franziskus in Rom in einer Klinik behandelt. Laut Vatikan geht es dem Heiligen Vater inzwischen ein wenig besser. Unter den Kardinälen wird derweil über einen Rücktritt spekuliert. Ein möglicher Nachfolger sagt: "Der Papst ist müde."
Nach fast einer Woche im Krankenhaus hält die Sorge um Papst Franziskus an. Aus dem Vatikan kommen nun zurückhaltend positive Signale: Der klinische Zustand des 88-Jährigen verbessere sich leicht, außerdem sei er fieberfrei, teilte ein Sprecher des Vatikans mit. Das Oberhaupt der katholischen Kirche liegt seit Freitag vergangener Woche in der Gemelli-Klinik in Rom.
Bei einem Treffen mit Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni soll der Papst sogar über seinen Gesundheitszustand gescherzt haben. "Die Ärzte haben gesagt, dass ich auf meine Gesundheit achten muss. Sonst käme ich direkt in den Himmel", gab die Zeitung "Corriere della Sera" den 88-Jährigen aus dem Gespräch wieder. "Ich weiß, dass es Leute da draußen gibt, die sagen, meine Zeit sei gekommen."
Seit der Diagnose einer beidseitigen Lungenentzündung vor wenigen Tagen ist die Angst unter Gläubigen auf der ganzen Welt groß. Bereits am Mittwoch informierte der Vatikan aber in seinem täglichen Update über eine "leichte Verbesserung" einiger Blutwerte. In dem jüngsten Bulletin über den Zustand heißt es zudem, Franziskus habe sich tagsüber der Arbeit gewidmet.
Dennoch ist weiterhin ungewiss, wie lange Franziskus noch stationär behandelt werden muss. Für die kommenden Tage bis Ende der Woche wurden alle seine Termine abgesagt. Eigentlich hat Franziskus einen strammen Terminkalender: Derzeit läuft das Heilige Jahr mit zahlreichen großen Pilgerveranstaltungen und Messen. Einige mussten bereits gestrichen werden.
Weigerung, ins Krankenhaus zu gehen
Das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken ist seit Langem gesundheitlich angeschlagen. Bei öffentlichen Terminen klagte der Papst zuletzt über Atembeschwerden und hustete teils heftig. Erst nach langem Zögern entschied er sich für die Behandlung im Krankenhaus. Nach Angaben aus seiner Umgebung wollte er diesen Schritt eigentlich unbedingt vermeiden.
Nach der Einlieferung am Freitag sprach der Vatikan zunächst von einer Bronchitis. Später diagnostizierten die Ärzte eine komplizierte Infektion der Atemwege mit verschiedenen Erregern. Zudem war von einem "komplexen Krankheitsbild" die Rede. Am Dienstagabend gab der Vatikan dann den Befund einer beidseitigen Lungenentzündung bekannt.
Gläubige sorgen sich. Bei Menschen in hohem Alter gilt eine Lungenentzündung als gefährlich - auch weil das Risiko besteht, dass weitere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden. Bei Vorerkrankungen kann sie lebensbedrohlich sein. Bei Franziskus kommt erschwerend hinzu, dass ihm vor langer Zeit der obere Teil seines rechten Lungenflügels entfernt wurde.
Erneut Spekulationen über Papst-Rücktritt
Der Gesundheitszustand von Franziskus sorgt indes zunehmend auch im Kreis der Kardinäle für Gesprächsstoff. Erneut kommen Spekulationen über einen möglichen Rücktritt des Papstes aus gesundheitlichen Gründen auf. Den Anfang machte der italienische Kardinal Gianfranco Ravasi, der in einem Radio-Interview sagte, er halte es für möglich, dass der gebürtige Argentinier zurücktreten könnte - so wie Franziskus' deutscher Vorgänger Benedikt XVI.
"Wenn er sich in einer Situation befände, in der seine Möglichkeit zum direkten Kontakt mit Menschen stark eingeschränkt wäre, dann glaube ich, könnte er sich für einen Rücktritt entscheiden", sagte der Kardinal. Franziskus hatte in der Vergangenheit mehrfach Gerüchte über einen Rücktritt zurückgewiesen. Spekulationen darüber gab es schon nach vorherigen Klinikaufenthalten. Allerdings gab er vor einiger Zeit bekannt, dass er zu Beginn seiner Amtszeit einen unterschriebenen Rücktrittsbrief im vatikanischen Staatssekretariat hinterlegt habe - aber nur für den Fall, dass er wegen einer schweren Krankheit handlungsunfähig wäre.
Der einflussreiche Erzbischof von Marseille, Kardinal Jean-Marc Aveline, schloss einen Rücktritt Franziskus' ebenfalls nicht aus. Bei einer Pressekonferenz im Vatikan sagte er dazu: "Alles ist möglich." Der Franzose fügte hinzu: "Der Papst ist müde. Er gehört zu den Leuten, die man, wenn man wirklich will, dass sie sich erholen, ins Krankenhaus bringen muss. Ansonsten erholen sie sich nie."
138 Kardinäle stimmberechtigt
Der 66 Jahre alte Franzose gehört zum Kreis der Kandidaten, die als mögliche Nachfolger gehandelt werden. Aktuell wären in einem Konklave - bei dem ein Gremium hinter verschlossenen Türen in der Sixtinischen Kapelle einen Papst wählt - 138 Kardinäle wahlberechtigt. Insgesamt gibt es weltweit mehr als 250 Kardinäle, von denen mehr als 100 wegen Erreichens der Altersgrenze von 80 Jahren aber nicht mehr abstimmen dürfen.
Vor der Gemelli-Klinik in Rom versammeln sich täglich besorgte Gläubige - sie beten und halten inne vor einer großen Statue von Franziskus' Vorvorgänger, dem polnischen Papst Johannes Paul II. Die Menschen legen dort Kerzen sowie Blumen ab.
Mit seinen 88 Jahren ist Franziskus inzwischen der zweitälteste Papst der Geschichte. Als Nachfolger von Papst Benedikt XVI. ist er seit März 2013 im Amt. Nur Papst Leo XIII. wurde nach den Aufzeichnungen des Vatikans noch älter: Der Italiener starb 1903 mit 93 Jahren. Franziskus' Vorgänger, bürgerlich Joseph Ratzinger, wurde zwar 95, trat aber Jahre vor seinem Tod zurück.
Quelle: ntv.de, mau/dpa