Vorerst keine Neuwagen mehr Auf Abschiedstour mit zwei Jaguar F-Pace


Sparsamer Diesel oder leistungsstarker V8-Benziner? Ist auch eine Frage des Geldbeutels.
(Foto: Patrick Broich)
Nun ist es so weit. Jaguar hat ein Concept vorgestellt, das bisher nur vagen Aufschluss über das erste neue Serienmodell gibt. Neuwagen sind jedoch nicht mehr konfigurierbar. ntv.de war letztmalig mit dem F-Pace aus der alten Jaguar-Welt unterwegs.
Schluss, Ende und aus - das war es also jetzt mit Jaguar. Zumindest mit dem Jaguar der alten Welt. Kein neues Modell ist mehr konfigurierbar. Auf der Website stehen zwar noch die ganzen Baureihen gelistet, wer sie anklickt, landet allerdings bei den Gebrauchtwagen. Nun, wer die Suchmaschinen der einschlägigen Online-Autobörsen bemüht, findet sicherlich auch noch etliche Neuwagen. Das erste konfigurierbare (dann rein elektrische) Modell der neuen Jaguar-Welt wird erst im Jahr 2026 verfügbar sein, nachdem die Briten es im Laufe des nächsten Jahres vorgestellt haben werden.

Ja, der SVR-Stoßfänger hat etwas markantere Lufteinlässe als die zivilen Modelle, ist aber weit entfernt von auffällig. Ein SVR-Emblem tut also not.
(Foto: Patrick Broich)
Daher hat ntv.de die Gelegenheit genutzt, die letztmöglichen Testfahrten mit dem F-Pace zu absolvieren - in dieser Konstellation mit den charakterlich deutlich differierenden Varianten D300 und P575 SVR, um einmal aufzuzeigen, welche Bandbreite es gibt. Das 4,75 Meter lange Mittelklassemodell ist nämlich mit einer weitgefächerten Motorenpalette zu haben, vom sparsamen Diesel über einen leistungsfähigen Plug-in-Hybrid bis hin zum Sehnsuchts-Achtzylinder unter dem SVR-Label. Und weil es ja immer ganz spannend ist, ein bisschen zu polarisieren, hat sich ntv.de für eine Begegnung des Diesel-Vernunftmodells mit dem extrovertierten SVR entschieden.

Eine potent wirkende Vierer-Auspuffanlage gönnt sich der SVR, aber mehr prolliges Beiwerk gibt es dann nicht.
(Foto: Patrick Broich)
Letzterer kommt hier und heute im leuchtenden "Atacama Orange". Und dieses Orange passt, wenn man so will, gut zum SVR, weil es dessen Charakter perfekt ausdrückt. Es leuchtet zwar, aber knallt nicht wie beispielsweise "Sanguinello Orange". Und so kann der klangstarke Benziner wenigstens den Schein wahren, nicht völlig abgehoben zu sein. Denn er trägt seine Unvernunft moderat vor. Ja, wenn man den kompressoraufgeladenen Fünfliter anschmeißt, wummert er zwar, aber hämmert auch nicht irre laut. Der SVR ist eher der distinguierte Gentleman als der hemmungslose Rüpel. Und die Vernunftvariante im Vergleich?
Das Orange passt zum SVR
Auch hier steht die Außenlackierung sinnbildlich für den Charakter des Fahrzeugs. Der feine Selbstzünder kommt etwa im zurückhaltenden "Carpathian Grey" und damit fällt er kaum auf. Das gilt auch für seinen Antrieb. Der klingt eher belanglos, schnarrt leicht dieseltypisch, aber benimmt sich kultiviert. Mit einer klitzekleinen Anfahrschwäche legt der Dreiliter los, um das SUV dann auf der Drehmomentwelle (650 Newtonmeter zwischen 1500 und 2000 Touren) surfen zu lassen. Wenn du dich in dieser Drehzahlrange bewegst, ist der D300 (300 PS) unglaublich souverän unterwegs.
Und auch wenn das Modell F-Pace schon acht Jahre auf dem Buckel an - den sechszylindrigen Selbstzünder hat der Konzern vor nicht allzu langer Zeit noch mal kräftig modernisiert, ach was, sogar neu entwickelt! Aus dem V6 ist ein begehrter, weil mechanisch vibrationsarmer Reihensechszylinder geworden und die Ingenieure haben dem laufruhigen Aggregat ein 48-Volt-System verpasst und ihn entsprechend hybridisiert. Mit einem Standardsprint von 6,4 Sekunden bis 100 km/h (230 km/h Höchsttempo) spiegelt der Antrieb auch zahlenmäßig wider, was der Passagier spürt: moderaten Schub. Und die Achtgang-Wandlerautomatik stellt passende Übersetzungen bereit - ruckfrei.
Ganz anders agiert der emotionale Topbenziner. Jaguar hat die Power zum Schluss eskaliert - statt 550 wüten jetzt 575 Pferde unter der mit markanten Lufteinlässen gesegneten Haube. Seine 700 Newtonmeter kann der Kompressor zwar ziemlich schlupffrei auf die Straße bringen (vier Sekunden bis 100 km/h und 283 Sachen Topspeed), aber Orgien dieser Art sollte man, falls maximale Beschleunigung das Ziel ist, etwaigen Mitfahrern vorher ankündigen. Die kleben in diesem Fall nämlich entweder mit ängstlichem oder amüsiertem Gesichtsausdruck in den sportiven Sesseln mit der Mischpolsterung aus Leder und Mikrofaser.
F-Pace ist komfortabel, selbst der sportliche SVR
Das Mobiliar ist übrigens dennoch eher komfortabel und passt daher zum Naturell des SVR, der trotz sportiver Ausrichtung eher gemäßigt als dynamisch anmutet. Jedenfalls bezogen auf die Querdynamik, denn seine Beschleunigung kann zwar infernalisch ausfallen, aber das Bedürfnis, besonders ambitioniert über die wendungsreiche Landstraße zu holzen, entsteht jetzt nicht gerade.
Lässt sich F-Pace anno 2024 eigentlich noch ertragen - auch aus der Sicht der Digital Natives? Aber klar, Jaguar hat das Mittelklasse-SUV zum Ende hin ordentlich renoviert und ihm beispielsweise einen großen Touchscreen verpasst. Auf dem findet man denn auch ein recht passabel bedienbares Menü vor, wenngleich dieses nicht völlig frei von Schwächen ist. Aber was ist schon frei von Schwächen. Das Kombiinstrument ist schon lange frei von mechanischen Anzeigenadeln. Der F-Pace bietet übrigens alles, was das (Techniker-)Herz begehrt - darunter beispielsweise auch variable Dämpfer und adaptive Pixel-LED-Leuchten.

Darf es etwas Alcantara oder eine feine Ziernaht sein? Konfigurieren lässt sich der F-Pace nicht mehr. Wer ein für den persönlichen Geschmack passendes Fahrzeug haben möchte, muss eine Weile suchen.
(Foto: Patrick Broich)
Wer sich für einen F-Pace interessiert, sollte aktuell noch auf eine ordentliche Auswahl treffen, schließlich ist das Modell gerade erst ausgelaufen. In den einschlägigen Börsen werden gut ausgestattete D300 (lassen sich mit sechs bis acht Litern Dieselkraftstoff je 100 Kilometer bewegen) ab etwa 70.000 Euro angeboten. Erst bei höheren Laufleistungen fallen die Preise signifikant. Das SVR-Vergnügen ist vergleichsweise kostspielig. Nicht nur, dass frische Exemplare kaum unter 120.000 Euro zu finden sind. Forcierte Fahrweise mit dem Achtzylinder wird an der Tankstelle teuer: Verbräuche von 15 bis 20 Litern lassen sich problemlos erzeugen.
Apropos Preisgestaltung. So günstig wie aktuell lässt sich Jaguar (als Neuwagen) wohl nicht mehr fahren - es gibt ja schließlich auch noch die preislich attraktiveren E-Pace. Ab 2026 kommen dann deutlich teurere Modelle mit rein elektrischem Antrieb. Und bis dahin tut der F-Pace noch einen guten Dienst.
Quelle: ntv.de