Das Beste aus zwei Welten? Citroën C4 - irgendwie Geschmackssache
18.08.2021, 07:57 Uhr
Es ist eine sehr spezielle Optik, mit der der Citroën C4 in der Kompaktklasse auf sich aufmerksam machen möchte.
(Foto: Citroën)
Auch wenn die SUV immer weiter in der Käufergunst vorrücken, ist die Kompaktklasse so dicht bevölkert wie nie zuvor und deshalb auch hart umkämpft. Originalität hilft, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Beim Citroën C4 ist der spezielle Charakter aber mehr als eitler Selbstzweck.
Originalität zählte schon immer zum Citroën-Markenkern. Kein Wunder, dass die Franzosen auch in der populären Kompaktklasse auf leichte Exzentrik setzen und mit dem neuen C4 einen ungewöhnlichen Mix aus Limousine, Coupé und leichten SUV-Elementen anbieten. Die wahre Geschmacksfrage stellt sich aber bei der Fahrwerksabstimmung des Fünftürers, die bemerkenswert kompromisslos ausfällt.

Es sind vor allem die vermehrten Offroad-Anleihen, die den Citroën C4 so eigen machen.
(Foto: Citroën)
In Sachen Design ist der C4 weder SUV noch Crossover, sondern ein klassischer Pkw mit stilistischen Offroader-Anleihen. Ähnlich etwa wie ein Kia XCeed oder ein Ford Focus Active verleihen ihm Kunststoffplanken rund um die Karosserie einen leicht robusten Auftritt. Trotz erhöhter Bodenfreiheit fällt der Citroën aber immer noch flacher aus als echte SUVs, was sich auch in Kombination mit dem coupéhaften Heck in einer besseren Aerodynamik niederschlägt.
So gesehen vereint der Franzosen das Beste aus zwei Welten: modische Optik und vertretbare Effizienz. Das Platzangebot innen bleibt jedoch den Limousinen-Standards der Kompaktklasse verhaftet. Das bedeutet nicht, dass der C4 ein enges oder unpraktisches Auto wäre. Im Gegenteil: Das Platzangebot sowohl vorne als auch im Fond ist gut, der Kofferraum im Wettbewerbsvergleich eher groß, auch wenn das schräge Fließheck vor allem bei der Beladungshöhe seinen Tribut fordert. Die Kopffreiheit auf der Rückbank hingegen beeinträchtigt der dynamische Karosserie-Schnitt kaum.
Eigene Akzente
Generell hat sich Citroën nicht nur außen Mühe gegeben, eigene Akzente zu setzen, sondern auch im Innenraum. So ist das Cockpit im gefällig zackigen Stil der Marke gehalten und wartet zudem auf der Beifahrerseite mit einer ungewöhnlichen Funktion auf. Über dem Handschuhfach findet sich eine flache Tablet-Schublade und eine herausziehbare Halterung für die portable Unterhaltungselektronik. So kann der Beifahrer während der Fahrt arbeiten oder einen Film schauen, wie man das sonst nur aus Premium-Modellen mit separatem Festeinbau-Bildschirm kennt.
Während der Tablet-Trick trotz allem nicht mehr als ein netter Gag ist, kann sich der Franzose in anderer Hinsicht wirklich wirksam vom Wettbewerb absetzen. Und zwar bei der Fahrwerksabstimmung, die extrem komfortabel ausfällt, ohne mit der von früher bekannten Schwammigkeit zu nerven. Die spezielle Kombination aus Federn, Dämpfern und hydraulischen Anschlägen spricht schnell und konsequent auf Unebenheiten an und schwingt sie sanft und wirksam weg. Selbst üble Straßenschäden dringen so kaum zu den Insassen durch.
Die Karosseriebewegungen halten sich trotz des langen Federwegs in Grenzen, aber auch die vergleichsweise verbindliche und präzise Lenkung verhindert das Wüstenschiff-Gefühl, mit dem französische Autos noch vor wenigen Fahrzeuggenerationen aufwarteten. Kombiniert mit der guten Geräuschdämmung ergibt sich so ein gelassen-souveränes Fahrverhalten, das für die meisten Fahrzustände und Ansprüche angemessen und angenehm ist. Wer auf Fahrkomfort steht, dürfte in der Kompaktklasse kaum ein passenderes Auto finden.
Nichts für den sportlichen Geschmack
Für den ausgeprägt sportlichen Geschmack ist der sanfte Franzose im Gegenzug natürlich nichts. Auch die Antriebe sind eher auf Effizienz als auf Dynamik gestrickt. Der im Testwagen verbaute 1,2-Liter-Dreizylinderbenziner mit 131 PS ist aber kein trödeliger Langweiler und bietet im Alltag gerade in Verbindung mit der sanft schaltenden Achtgang-Automatik ausreichend Kraft für das Mitschwimmen im Verkehr und gelegentliches Überholen. Wer den Sportmodus wählt, macht ihn eine Idee wacher und schneller im Antritt, was zumindest im subjektiven Empfinden sogar für eine Spur Dynamik sorgt. Mit einem Durchschnittsverbrauch von gut sieben Litern ist der kleine Turbo aber auch kein echter Sparmotor. Wer solch einen sucht, muss zum Elektro- oder Diesel-Modell greifen.
In der Anschaffung kann der C4 finanziell aber in allen Ausführungen durchaus überzeugen. Der offizielle Startpreis von 19.800 Euro ist zwar lediglich ein Lockangebot, mit vernünftiger Ausstattung ("Feel" inklusive LED-Licht, Klimaautomatik und Digital-Tacho) gibt es den Franzosen ab rund 23.000 Euro mit dem 100 PS starken Basisbenziner. Die 130-PS-Variante kostet ab 24.600 Euro, für die Automatik werden noch einmal 2000 Euro fällig.
Mit der Kombination aus Fahrwerkskomfort und originellem Design positioniert sich der C4 in der Kompaktklasse ein wenig abseits ausgefahrener Wege. Dadurch dürfte er nicht jedem potenziellen Kunde passen, einigen dafür umso besser.
Quelle: ntv.de, Holger Holzer, sp-x