40 Jahre Gurtpflicht mit Bußgeld Die Strafe, die viele Leben rettete
01.08.2024, 12:44 Uhr Artikel anhören
Volvo war ein Vorreiter in dem Bereich; den ersten Dreipunkt-Sicherheitsgurt führten die Schweden ein - hier ein Amazon von 1961 mit entsprechender Gurttechnik.
(Foto: Volvo)
Heute ist die Gurtpflicht für Autofahrer eine Selbstverständlichkeit. Vor einigen Jahrzehnten war das noch anders. Erst ein Bußgeld konnte die Deutschen zur Vernunft bringen. Heute sind fast alle angeschnallt - es ginge aber noch besser.
Heute mag es vielleicht verwundern, aber früher waren die deutschen Autofahrer und -fahrerinnen echte Gurtmuffel. Das änderte sich schlagartig vor genau 40 Jahren, als am 1. August 1984 ein Bußgeld von 40 D-Mark eingeführt wurde, wenn die vorderen Insassen eines Pkw nicht angeschnallt waren. An den runden Geburtstag dieser Maßnahme erinnert jetzt die Björn-Steiger-Stiftung, die sich seit Ende der 1960er Jahre für die Verbesserung des Notfall- und Rettungswesens in Deutschland einsetzt.
Ursprünglich wurde die Gurtanlegepflicht in der Bundesrepublik 1976 eingeführt, aber zunächst von vielen Pkw-Insassen ignoriert. Damals schnallten sich innerorts nur 40 Prozent der Frontpassagiere an, insgesamt lag die Anschnallquote bei 60 Prozent. Erst mit dem Bußgeld sprang die Quote auf über 90 Prozent, heute liegt sie bei rund 99 Prozent. Obwohl die Quote inzwischen sehr hoch ist, könnte die Zahl der Verkehrstoten um weitere 200 pro Jahr gesenkt werden, wenn jeder den Gurt anlegen würde, rechnet die Björn-Steiger-Stiftung vor. Heutzutage werden 30 Euro fällig, wenn man nicht angeschnallt erwischt wird.
Bei Einführung der Gurtpflicht großer Widerstand
Während die Gurtanlegepflicht heute von der überwiegenden Mehrheit der Autofahrerinnen und Autofahrer als selbstverständlich angesehen wird, stieß sie bei ihrer Einführung vor fast 50 Jahren in der Bevölkerung auf erheblichen und aus heutiger Sicht weitgehend irrationalen Widerstand.
Die Unfallstatistik sprach jedoch eine eindeutige Sprache: Von Oktober 1984 bis Juli 1985 sank die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Menschen in Deutschland um fast 1500, die Zahl der Schwerverletzten um rund 15.000. Die Durchsetzung der Gurtpflicht durch Bußgelder gilt daher bis heute als die bisher erfolgreichste Einzelmaßnahme beim Personenschutz im Straßenverkehr. Siegfried Brockmann, Geschäftsführer der Björn-Steiger-Stiftung, bewertet die Einführung des Bußgeldes daher als politisch mutige und historisch bedeutsame Maßnahme.
Quelle: ntv.de, Mario Hommen, sp-x