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Zwei recht verschiedene Kompakte Elektrisch oder konventionell - Nissan Leaf oder Qashqai?

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Sowohl Nissan Leaf als auch Qashqai bestechen mit gefälligem Familiengesicht.

Sowohl Nissan Leaf als auch Qashqai bestechen mit gefälligem Familiengesicht.

(Foto: Nissan)

Nissan bietet im Kompaktklassebereich sowohl elektrische als auch konventionelle Modelle. Grund genug für ntv.de, die Offerten Leaf und Qashqai einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wie zu hören ist, kann sich Nissan derzeit nicht über mangelndes Interesse an seinem fast schon traditionellen Elektromodell Leaf beschweren. Seit 2010 wird er immerhin angeboten und gehört damit zu den elektrischen Pionieren - die zweite Generation steht bereits seit 2017 zur Verfügung. Nissan bewirbt den Kingsize-Kompakten (er ist knapp viereinhalb Meter lang) als "Familienauto". Zumindest aber darf er als familienfreundlich eingepreist gelten, denn er startet mit 33.400 Euro in der Basis - und hier wurde die Förderung von aktuell 6750 Euro ja noch nicht einmal abgezogen.

Nissan Leaf: Mit knapp 4,50 Metern ist der elektrische untere Mittelklässler fast nicht mehr kompakt. Die schwarz lackierten Aluräder sehen stylish aus.

Nissan Leaf: Mit knapp 4,50 Metern ist der elektrische untere Mittelklässler fast nicht mehr kompakt. Die schwarz lackierten Aluräder sehen stylish aus.

(Foto: Nissan)

Allerdings gibt es dann auch nur 39 kWh Stromspeicher, das muss man sich überlegen, denn in diesem Fall ist die Reichweite begrenzt: 270 Kilometer nominal in der kombinierten WLTP-Disziplin.

Doch wie das so ist - in der Praxis schrumpft die Reichweite schnell dahin, abhängig von vielen Faktoren wie beispielsweise der Außentemperatur oder der Topografie. Nissan geht auf Nummer sicher und stellt als Testwagen gleich die Version mit der großen Batterie (59 kWh) zur Verfügung. Hier spricht das Werk von 385 Kilometern kombinierter Reichweite, damit kann man arbeiten.

Mit 217 PS ist der stärkste Leaf ein kraftvoller Geselle

Doch bitte nicht verunsichern lassen, es kommt ja tatsächlich auf den genauen Einsatzzweck an - wer ohnehin fast nie lange Strecken zurücklegt, kommt auch mit dem kleinen Akku gut zurecht. Allerdings verbinden die Japaner mit der Stromspeichergröße auch die Motorleistung. So gibt es basismäßig 150 PS, während der Kandidat mit 59 kWh satte 217 PS auf die Straße bringt.

Die schwarze Kontrastfarbe im Bereich der Heckklappe lässt das Leaf-Hinterteil markant wirken.

Die schwarze Kontrastfarbe im Bereich der Heckklappe lässt das Leaf-Hinterteil markant wirken.

(Foto: Nissan)

Und das ist so viel, dass der kompakte Fronttriebler Mühe hat, diese Power überhaupt auf die Straße zu bringen. Scharrende Räder sind unter Bleifuß aus dem Stand also keine Seltenheit beim Leaf. Dafür besticht die 217-PS-Version durch hohe Elastizität und macht entsprechend Laune mit ihrer druckvollen Beschleunigung - nur 6,9 Sekunden dauert es, bis der Stromer Landstraßentempo erreicht, rennt allerdings nur 157 km/h in der Spitze. Jedoch kostet die starke Variante mindestens 41.100 Euro (ohne Förderung) - kein Pappenstiel.

Wichtig zu wissen wäre noch, dass der Leaf ausdrücklich kein Ladeperformer ist. Und noch wichtiger zu wissen: Statt auf CCS (der neue Nissan Arya kann freilich sehr wohl CCS) setzt der Leaf auf einen Chademo-Anschluss, der eher in Asien als hierzulande verbreitet ist. Dennoch verfügt Deutschland durchaus über ein dichtes Chademo-Ladenetzwerk, das aber lange nicht so engmaschig ist wie das landesweite CCS-Geflecht. Diesen Umstand sollte man bei der Reiseplanung berücksichtigen - stranden wird man aber eher nicht unter umsichtiger Fahrweise.

Die Lackierung "Dark Grey Metallic" verleiht dem Nissan Leaf einen stylischen Touch.

Die Lackierung "Dark Grey Metallic" verleiht dem Nissan Leaf einen stylischen Touch.

(Foto: Nissan)

Die Frage lautet vielmehr: Möchte man mit dem Leaf überhaupt länger am Stück unterwegs sein? Warum nicht, das Fahrgefühl mutet zwar ein wenig synthetisch an, was ihn jetzt nicht als sonderlich fahraktiv ausweist. Aber auf der Autobahn moderat vor sich hincruisen - dafür eignet sich der Leaf. Das Fahrwerk könnte einen Tick sämiger arbeiten, die Sitze vertragen eine Spur mehr Kontur, dafür geht das Platzangebot sehr in Ordnung.

Qashqai gibt den gemäßigten Alleskönner

Das Heck des Qashqai wirkt modern, aber unspektakulär.

Das Heck des Qashqai wirkt modern, aber unspektakulär.

(Foto: Nissan)

Oder doch lieber den Qashqai als Allrounder? Wer sich mit dem Elektroauto noch etwas Zeit lassen will, findet hier zumindest den richtigen Antrieb. Beispielsweise den mild hybridisierten 1,3-Liter mit vier Zylindern und durchaus kultiviertem Lauf. Mit 158 PS ist das rund 1,5 Tonnen schwere SUV keine Sportskanone, aber auch keine lahme Kiste - das Werk gibt der Allradausführung mit Automatik 9,9 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h und nennt 198 km/h Topspeed. Dafür aber eine ziemlich nützliche Kiste, denn mit knapp 1500 Litern Laderaumvolumen muss sich der Qashqai auch vor Baumarktbesuchen nicht drücken. Auf eine dritte Sitzbank verzichtet Nissan dann aber doch - und bietet lieber ein gerüttelt Maß an Platz auf der zweiten an.

Und das funktioniert tatsächlich: Dass der Qashqai eine Kompaktklasse ist, vergisst man schnell. Stattdessen wirkt er stattlich und fühlt sich nach einem vollwertigen Alleskönner an. Einer, der das Prädikat insbesondere verdient, wenn er mit zwei angetriebenen Achsen an den Start rollt. Er besitzt auf Wunsch das begehrte Merkmal, das dem starken Leaf schmerzlich fehlt und das beim Stromer auch nicht gegen Geld zu haben ist.

Im Vergleich zur Leaf-Architektur macht der Qashqai-Innenraum naturgemäß einen deutlich frischeren Eindruck.

Im Vergleich zur Leaf-Architektur macht der Qashqai-Innenraum naturgemäß einen deutlich frischeren Eindruck.

(Foto: Nissan)

Denn während der Motor des Leaf den Pneus mit wuchtigen 340 Newtonmetern selbst auf griffigem, trockenem Asphalt zusetzt, wirkt der Allradler hier mit 270 Newtonmetern geradezu unterfordert. Das ändert sich natürlich schlagartig, wenn der Qashqai mal eine feuchte Wiese überqueren muss. Selbst bei regennasser Fahrbahn (vor allem mit rutschigem Laub) zahlt sich die 4x4-Variante aus in Form sicheren Fortkommens, bei Schnee sowieso.

Die Qashqai-Dämpfung arbeitet eine Spur verbindlicher als die des Leaf. Die Betonung liegt hier durchaus auf der komfortablen Gangart, was die Ausgabe mit Automatikgetriebe obendrein unterstreicht. Da der Automat stufenlos arbeitet, kann es auch keine Ruckelei bei den Übersetzungswechseln geben. Programmierte Übersetzungswerte verhindern aber, dass der Benziner zum Verharren bei hoher Drehzahl neigt. Zumal sich das bei diesem eher dünn klingenden Motor auch nicht sonderlich gut anhören würde.

Im Leaf gibts noch einen mechanischen Tacho

Innen wirkt der bereit über fünf Jahre alte Leaf beinahe ein bisschen altbacken.

Innen wirkt der bereit über fünf Jahre alte Leaf beinahe ein bisschen altbacken.

(Foto: Nissan)

Da es den 4x4 nicht unter der Line "N-Connecta" gibt (40.960 Euro), ist sein Preis durchaus fair. Vor allem die Infotainment-Fraktion dürfte sich freuen angesichts des mit 12,3 Zoll größeren Displays (sonst 8 Zoll) plus noch einmal so viel Anzeigefläche für das Kombiinstrument. Darüber hinaus gibt es eine 360-Grad-Kamera. LED-Scheinwerfer, schlüsselloses Schließsystem und Tempomat sind ebenfalls frei Haus.

Auch der ungleich stärkere Leaf rollt als "N-Connecta" an den Start zum ungeförderten Grundpreis von 41.100 Euro. Und während der Leaf mit etwas weniger Infotainment auskommen muss - sein Touchscreen ist grundsätzlich acht Zoll groß -, bietet er beim assistierten Fahren wiederum mehr Spielwiese: Der adaptive Tempomat ist serienmäßig.

Das benzinbefeuerte SUV geht aber nicht leer aus - gegen 1200 Euro gibt es diesen Assistenten ebenfalls. In diesem Package sind auch noch Features wie Fernlichtautomatik (adaptiv), Head-up-Display sowie eine aktive Lenkung enthalten. Ein Head-up-Display bleibt dem Leaf vorenthalten, sein Kombiinstrument enthält jedoch immerhin ein recht großes Display. Und noch eine Tachoskala mit klassischer mechanischer Anzeige - inzwischen zum raren Gut geworden, aber von so manchen Autofahrern für gut befunden.

Der Qashqai-Laderaum sorgt selbst bei voller Beladung für Ordnung dank verschiedener Ebenen.

Der Qashqai-Laderaum sorgt selbst bei voller Beladung für Ordnung dank verschiedener Ebenen.

(Foto: Nissan)

Welche Option schlussendlich wählen, Leaf oder Qashqai? Es kommt darauf an. Der Qashqai ist mit seinem großen und mit cleverem Verstausystem ausgerüsteten Kofferraum der bessere "Transporter", dabei ist er im Gegenzug sogar der kompaktere Wagen mit 4,43 Metern (Leaf: 4,49 Meter) in der Länge. Der Leaf hingegen gehört zu den wohlfeil angebotenen Elektroautos, die aber gleichzeitig vollwertig sind dank großer Batterie und generösem Platzangebot. Er sticht den Qashqai außerdem mit seinen giftigen Spurtwerten.

Welcher im Laufe seines Autolebens günstiger ist (vor allem im Unterhalt), lässt sich aktuell zwar nicht belastbar prognostizieren, aber selbst unter der Voraussetzung hoher Strompreise fällt die Wartung beim BEV deutlich günstiger aus, was potenziell höhere Stromkosten wieder kompensiert. Am Ende ist es natürlich auch eine Frage der persönlichen Präferenz, ob man lieber lautlos oder mit dem Verbrenner unterwegs sein möchte. Schön, dass Nissan den Kunden noch die Wahl lässt.

Quelle: ntv.de

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