Dicker Hund! Erste Fahrt mit dem kompakten Hubraum-Monster Mazda 3
07.11.2024, 07:06 Uhr
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Hinter den schicken Scheinwerfergläsern des Mazda 3 verbirgt sich auf Wunsch LED-Matrix-Technologie.
(Foto: Mazda)
Mazda spendiert seinem kompakten Basismodell "3" einfach mal zweieinhalb Liter Hubraum, während andere Hersteller downsizen und elektrifizieren. ntv.de war mit dem ungewöhnlich motorisierten Japaner unterwegs.
Das ist ja ein dicker Hund! Nein, nicht der Mazda 3 an sich ist gemeint. Da steht immer noch ein kompaktes und optisch graziles Auto auf Rädern, das mit 4,46 Metern Länge zwar etwas größer als manch andere untere Mittelklasse, aber gerade noch im Rahmen ist. Gemeint ist das, was da vorn unter der Haube arbeitet. Keine Elektromaschine, sondern ein Ottomotor. Und zwar ein ziemlich dicker - jedenfalls für diese Klasse.
Das Grundmodell des Mazda 3 hört ab sofort auf die (bei Mazda immer schon etwas sperrige) Bezeichnung "e-Skyactiv G 140". Die Ingenieure haben den Hubraum einfach mal um 500 Kubikzentimeter von 2 auf 2,5 Liter erhöht - so etwas leisten sich heute in der Regel nur noch die Business- oder gar Oberklasse. Das Team aus Hiroshima ist ja bekannt dafür, technisch individuelle Wege zu beschreiten. Dazu gehört auch das Ignorieren inzwischen eingesessener Downsizing-Konventionen. Mazda nennt es einfach Rightsizing.
Und man soll nicht denken, der neue Direkteinspritzer sei ein wenig emotionaler Lowtech-Brocken mit bloß minimalen Ambitionen zum Spritsparen - das ginge ja schon wegen der CO2-Gesetzgebung überhaupt nicht. Nein, nein - der G 140 kommt mit Features wie Zylinderabschaltung und milder Hybridisierung daher. So packt ein Startergenerator noch 7 PS nebst 48 Newtonmeter drauf. Und das Werk weist einen gemittelten WLTP-Verbrauch von knapp unter sechs Litern je 100 Kilometern aus. Zugegeben, das sind je nach Disziplin 200 Milliliter mehr als früher bei der 150-PS-Version. Aber stemmt das überarbeitete Aggregat auch 25 Newtonmeter (jetzt 238) mehr Drehmoment, das außerdem schon deutlich früher anliegt - nämlich bei 3300 statt wie ehemals 4000 Umdrehungen.
Der Zweieinhalbliter ist souverän
Und entsprechend souverän lässt sich der Kompakte bewegen. Sein Vierzylinder klingt nicht spektakulär, dafür jedoch kultiviert sowie weitgehend vibrationsarm (Ausgleichswelle sei Dank) und zerrt bereits knapp über Leerlaufdrehzahl ordentlich an den Vorderrädern. Ganz ehrlich? Mehr Leistung braucht man nicht im Alltag. Klar fährt dieser Mazda jetzt nicht sonderlich sportlich (9,8 Sekunden auf 100 km/h und 203 Sachen bei der Automatikversion), aber das erwartet in diesem Segment auch niemand.
Viel wichtiger: dass der basismäßig auf 16-Zöllern stehende Allrounder ordentlich federt und die Rücken der Passagiere schont. Selbst mit den 18-Zöllern geht es noch ganz gut. Ist keine S-Klasse, aber passt schon. Zumal die Sitze selbst auch recht komfortabel anmuten. Und eine Sardinenbüchse ist der Mazda 3 jetzt auch nicht gerade. Das merken insbesondere die Fondpassagiere an der Beinfreiheit - hier profitiert der Kompakte von seinen 2,73 Metern Radstand. Da müssen etliche Segmentvertreter mit kürzeren Dimensionen auskommen.
Apropos Komfort - wer vielleicht ein paar Kilometer mehr zurücklegt und auch städtische Passagen im persönlichen Streckenprofil hat, sollte getrost zum Sechsgang-Wandlerautomaten greifen. Der kostet zwar 2000 Euro Aufpreis, arbeitet aber ziemlich geschmeidig. Und die Praxis beweist, dass es auch mit zwei Gängen weniger als heute üblich funktioniert. Der Automat spricht prompt an, und nervöses Hin- und Herschalten bleibt aus.
Auch beim Infotainment geht Mazda eigene Wege
Nur der Blick auf das Infotainment zeigt, dass der Mazda 3 schon fünf Jahre auf dem Buckel hat. Aber stimmt das wirklich? Vielleicht sind die Japaner auch in dieser Disziplin einfach eine Spur konservativer eingestellt und pfeifen auf überbordende Displaylandschaften. Schließlich gibt es die selbst im jüngsten Modell CX-80 nicht.
Beim Infotainment geht Mazda einen Sonderweg. Es gibt nicht überbordend viel, aber doch genug Display.
(Foto: Mazda)
Aber - auch beim Infotainment geht Mazda einen eigentlich ganz erfrischenden Sonderweg. Es bleibt bei einem analogen Kombiinstrument, allerdings ist die mittig angeordnete Tachoskala virtuell, besteht aus Displayfläche, auf der die Tachonadel dargestellt wird. Und der hoch oben auf dem Armaturenträger platzierte Monitor wird in der Hauptsache über einen in der Mittelkonsole platzierten Controller gesteuert.
Wem das zu altmodisch ist, muss die Smartphone-Integration bemühen. Wer dann beispielsweise über Apple CarPlay sein iPhone bedient, sieht sich plötzlich mit einem Touchscreen konfrontiert. Und die alltäglichen Funktionen wie das Steuern von Klimaautomatik oder Sitzheizung erfolgen klassisch per Drucktaste.
Und wer zum Grundmodell greift (die starken Skyactiv-X-Modelle mit zwei Litern Hubraum und 186 PS gibt es übrigens weiterhin), bekommt den Mazda 3 für unter 30.000 Euro, genauer gesagt: 28.140. Kann man das machen? Eigentlich schon, denn der Einsteiger ist bereits verdammt gut ausgestattet. Sogar Navi und ein aktiver Abstandstempomat sind frei Haus. Und selbst ein direkt in die Windschutzscheibe projizierendes Head-up-Display gehört zum Serienumfang, ganz zu schweigen von heute selbstverständlichen Assistenten wie autonome Notbremsung und derlei. Rückfahrkamera mit Parkpiepsern gibt es obendrein. So gesehen ist der kompakte Mazda ein attraktives Angebot im Markt, und das schönste Extra sitzt ja sowieso unter der Motorhaube. Na klar, der Benziner mit 2,5 Litern Hubraum.
Quelle: ntv.de