Familienkutsche für kleines Geld Große Runde im kleinen Opel Frontera mit stattlichem Akku
27.10.2025, 07:29 Uhr
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Günstig heißt nicht belanglos: Schon allein mit dem markanten Tagfahrlicht leuchtet sich der Opel Frontera in die Herzen seiner Fans.
(Foto: Opel)
Ein universell einsetzbares E-Auto für halbwegs bezahlbares Geld, geht das? Mit dem SUV Opel Frontera sehr wohl. ntv.de hatte erstmals Gelegenheit, die Version mit größerer Batterie über eine längere Distanz zu bewegen.
Elektroautos seien für Familien zu teuer, heißt es immer. Klar, wer sich für einen Gebrauchtwagen mit etlichen Kilometern auf der Uhr interessiert, den man für unter 10.000 Euro schnappen kann, für den kommt ein fabrikneues Vehikel mit Batterie nicht infrage. Doch es gibt ja auch eine kritische Masse an Käufern, die um die 30.000 Euro Budget für den Neuwagen zur Verfügung haben - und für solche Summen bekommt man im Elektrobereich zunehmend praktischere Ware, also nicht bloß Kleinstautos für den urbanen Raum ohne nennenswertes Gepäckabteil.
Der familientaugliche Opel Frontera rollt als batterieelektrische Variante beispielsweise schon ab erschwinglichen 28.990 Euro zum Kunden. Das ist ein fairerer Kurs, zumal das Auto nicht wenig Platz bietet. Es ist mit 4,39 Metern zwar kurz, aber so boxy gebaut, dass der Kofferraum schon in der Grundkonfiguration stramme 460 Liter fasst - für so ein kompaktes Fahrzeug ist das reichlich. Nach Umlegen der Rücksitzbank sind es dann gar 1600 Liter.
Mit 4,39 Metern Außenlänge gehört der Opel Frontera zu den betont kompakten Fahrzeugen.
(Foto: Opel)
Da räumt Opel dem Gepäck mehr Platz ein als Personen in der zweiten Reihe, denn hier ist die Beinfreiheit nicht ganz so üppig. Doch immer die Fahrzeugklasse bedenken - und für nicht ganz ausgewachsene Personen reicht der Freiraum definitiv.
Aber warum muss es überhaupt ein elektrischer Antrieb sein? Schließlich gibt es den Frontera auch als Hybridausgabe, und das sogar günstiger. Aber: nicht mit dieser Antriebskultur! Und diese Botschaft hat den einen oder anderen Elektroskeptiker offenbar noch nicht erreicht. Denn gerade in günstigen Fahrzeugsegmenten ist das Elektroaggregat deutlich angenehmer. Statt plärrendem Dreizylinder hört man einfach - wenig. Die drehmomentstarke Maschine wuchtet den in diesem Fall 1,6 Tonnen schweren Allrounder einfach leise auf Tempo.
Der kleine Opel Frontera kann ganz schön nützlich sein vor allem mit seiner optionalen Dachbox.
(Foto: Opel)
Klar, bitte den Frontera jetzt nicht mit einem der vielen Elektroathleten verwechseln. Natürlich ist ein kompaktes Auto mit 113 PS kein Rennwagen. Seine Souveränität zieht der Opel nicht aus der Power, sondern aus dem ansatzlosen Charakter. Es gibt keine Übersetzungswechsel, also auch keine Zugkraftunterbrechung. Demnach ist das Gefährt nicht nur leiser, sondern auch flinker im Alltag als ein gleich stark motorisierter Benziner. Dass die hier getestete Extended-Range-Version mit 14,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h kein Beschleunigungswunder ist, gibt der Hersteller zu. Bei 143 km/h ist Schluss. Doch im praktischen Einsatz fühlt er sich deutlich quirliger an, als die Zahlen im Datenblatt vermuten lassen.
Der Frontera hat etwas Komfortables
Und sogar recht komfortabel, weil der Akku im Unterboden dem Wagen eine gewisse Schwere gibt, die sich auf das Fahrverhalten auswirkt. So absorbiert der Frontera Bodenwellen mit einer stoischen Art, wirkt niemals flatterig auf den Achsen, wie das bei kleinen Autos manchmal der Fall sein kann. Und weil der Rüsselsheimer mit halbwegs bescheidenen 17-Zöllern (60er-Serie) ausgerüstet ist, funktioniert das auch ganz gut mit dem Entschärfen von hartnäckigen Asphalt-Verwerfungen.
ntv.de hat den Kleinen etwa 350 Kilometer durch den Nordosten Deutschlands geführt und sich für die Ausführung mit zehn kWh mehr Batteriekapazität entschieden. Dann zieht das Aggregat Energie aus insgesamt 54 kWh Strommenge und erlaubt etwas mehr als 406 Kilometer WLTP-Reichweite. Der Aufpreis zur Basis beträgt 2200 Euro. Wer allerdings auch mal länger unterwegs ist, kommt um den einen oder anderen Ladestopp nicht herum - so viel Wahrheit gehört dazu.
Allerdings wird mit bis zu 100 kW geladen, was angesichts der kleinen Batterie in Ordnung geht. Im Ladetest konnte ntv.de die Reichweite binnen rund 20 Minuten von 64 auf 216 Kilometer bringen bei herbstlich-kühler Außentemperatur. Das ist ein bodenständiger, solider Wert und für die Fahrzeugklasse völlig akzeptabel. Wer den Hessen im Alltag auf eher kürzeren Distanzen bewegt und ein bis zwei längere Urlaubsfahrten pro Jahr einplant, sollte mit Ladeperformance und Reichweite klarkommen. Allerdings müsste man für eine 600 Kilometer lange Etappe realistischerweise durchaus zwei bis drei Ladehalte à 20 oder 25 Minuten einplanen - nur um mal ein Gefühl dafür zu geben, wie eine Fernreise mit dem kompakten Frontera aussieht.
Wer tatsächlich plant, den Opel hin und wieder auf längeren Routen einzusetzen, sollte 3500 Euro für die besser ausgestattete GS-Line anlegen. Dann gibt es nämlich komfortablere Sitze sowie einen großen Touchscreen inklusive Smartphone-Integration (Apple CarPlay oder Android Auto). Immer an Bord sind LED-Scheinwerfer sowie Parkpiepser, wobei der GS auch vorn über Sensorik verfügt plus Rückfahrkamera. Wer es vor allem im Winter muckelig möchte, bekommt gegen 650 Euro Aufpreis ein beheiztes Lenkrad sowie Sitzheizung.
Unter dem Strich ist der Frontera ein ehrliches, simples Stückchen Blech mit einem Hauch Nutzwert wie beispielsweise dem doppelten Kofferraumboden. Aber er ist keineswegs asketisch; der Innenraum präsentiert sich außerdem adrett gestylt mit fein designter Displayfront sowie modischen Elementen wie Lenkrad und Mittelkonsole.
Warum die Produktverantwortlichen jedoch ausgerechnet auf das überaus angenehme schlüssellose Schließsystem verzichten, bleibt ein Rätsel. Dafür startet man wie früher einfach mit einem Schlüssel samt Bart. Auf diese Weise liefert der Frontera unfreiwillig gleich ein Stück Nostalgie mit. Passt zum Modellnamen, der immerhin ein Stück Opel-Historie abbildet.
Quelle: ntv.de