Das etwas andere ElektroautoNissan Qashqai 1.5 e-Power holt den Strom nur aus fossiler Energie

Der Qashqai ist für Nissan ein Erfolgsmodell. Antriebsseitig bot er allerdings lange nur Hausmannkost. Beim aktuellen Modell ist das anders.
Der Nissan Qashqai gehört zu den eher unspektakulären, gerne mit "solide" umschriebenen Vertretern der SUV-Mittelklasse. Dabei bietet er zumindest in einer Variante eine fast schon spektakuläre Motorkombination, die es so im Segment kein zweites Mal gibt. Mit dem sogenannten e-Power-Antrieb fährt der im britischen Sunderland gebaute Japaner ausschließlich elektrisch, holt den Strom aber - ebenfalls ausschließlich - aus fossiler Energie. Wie das funktioniert, dazu später mehr.
Der Fünftürer kommt nach einer Überarbeitung jetzt zu den Händlern; Grund genug, sich diese ab 43.250 Euro erhältliche Variante mal wieder näher anzuschauen.
Man merkt dem Qashqai an, dass Nissan in diesem Segment über einige Erfahrung verfügt. Immerhin wird der Fünfsitzer schon seit 2006 produziert, seit 2021 in der nun dritten Generation. Das SUV, man sollte es genauer eher als Crossover bezeichnen, ist im besten Sinne routiniert gemacht, bietet ausreichend Platz und eine Bedienung, die kaum Fragen aufkommen lässt. Besonders zu loben sind die Direkttasten etwa für die Temperatureinstellung, die nicht wenige Hersteller heutzutage gerne über den Bildschirm steuern lassen, offiziell weil es so modern ist, tatsächlich aus schnöder Buchhaltermentalität.
Das alles ist nicht neu, darf aber durchaus mal erwähnt werden. Zu den wichtigen Neuerungen im Modelljahr 2026 zählt vor allem das überarbeitete Infotainment mit der Integration von Google-Diensten, was wenig überraschend sehr gut klappt.
Spürbare Leistungsspritze
Nun aber zum Antrieb, es gibt ihn im Qashqai seit Sommer letzten Jahres, aber er wurde nochmals leicht überarbeitet. Weiterhin werden 140 kW/190 PS angeboten, im neuen Sportmodus sind es nun aber 151 kW/205 PS, eine spürbare Leistungsspritze, die man im Alltag allerdings nur selten benötigt.
Die Besonderheit von e-Power: Ein 1,5-Liter-Benziner mit drei Zylindern produziert Strom, mit dem die kleine, nur 2,1-kWh große Batterie gespeist wird. Damit ist dieser Antrieb so eine Art ständiger Range Extender, also ein Reichweitenverlängerer der eigenen Art. Der Qashqai fährt also stets elektrisch, muss aber dafür einen aus fossilen Vorkommen gewonnenen Kraftstoff verbrennen. Ein Elektroantrieb im engeren Sinn ist e-Power damit eigentlich nicht, aber das System arbeitet recht effektiv. Bei zurückhaltender Fahrweise sind reale Verbräuche um die 5,5 Liter machbar, ein Wert, den allerdings sehr gute Hybridsysteme wie etwa die von Toyota auch locker erreichen.
Vorteile des E-Antriebs, aber ohne "Reichweitenangst"
Der Vorteil des Nissan-Systems: Hier genießt der Fahrer die Vorteile des E-Antriebs hinsichtlich Spurtfähigkeit und Geräuschentwicklung, ohne irgendwelche "Reichweitenangst". Allerdings ist die Arbeit des 3-Zylinder-Ottomotors bei langsamer Fahrt deutlich vernehmbar, obwohl der überarbeitete Qashqai laut Hersteller im Innenraum bis zu 5,6 Dezibel leiser geworden ist.
Nissan gibt theoretische Reichweiten von bis zu 1.200 Kilometern an, was in der Praxis kaum zu erreichen ist. Echte 800 Kilometer, wie in unserem Test, sind allerdings ebenfalls ein sehr guter Wert, der sonst meist nur von Dieseln erreicht wird.
Warum eher Crossover als SUV?
Der Fahrkomfort ist okay, auf der Langstrecke überzeugt der Qashqai mit souveränem Geradeauslauf und kommoder Federung. Die hat allerdings auf schlechteren Wegstrecken Probleme und poltert gerne mal selbst in kleinere Asphaltlöcher. Und die findet man vor allem in der Stadt, also im eigentlichen Revier des Crossover.
Warum eigentlich nochmal eher Crossover als SUV? Weil der Qashqai als e-Power bis auf die Form der Karosserie und die höheren Sitzposition keine besonderen SUV-Eigenschaften mitbringt. Vor allem gibt es, anders als beim alternativ angebotenen 1,3-Liter-Mildhybrid, selbst gegen Aufpreis keinen Allradantrieb. Der e-Power-Fahrer muss sich mit Frontantrieb begnügen.
Wer sich für den Qashqai mit dieser Motorisierung entscheidet, sollte im besten Fall ein bisschen Spaß an Technik mitbringen. Denn das Antriebskonzept ist außergewöhnlich und sucht in dieser Fahrzeugklasse seinesgleichen. Wer allerdings einen "echten" Elektroantrieb will, ist hier an der falschen Adresse. Und wer einfach nur einen ausgereiften Crossover haben will, ist mit dem Mildhybrid besser und günstiger bedient.
Nissan Qashqai 1.5 e-Power - technische Daten
Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Mittelklasse
Länge: 4,43 Meter, Breite: 1,84 Meter (mit Außenspiegeln: 2,08 Meter), Höhe: 1,63 Meter, Radstand: 2,67 Meter, Kofferraumvolumen: 455 - 1.440 Liter
1,5-Liter-Dreizylinder-Benziner + Elektromotor, Systemleistung: 140 kW/190 PS, Sportmodus: 151 kW/205 PS, Batterie: 2,1 kWh, maximales Drehmoment: 330 Nm, Frontantrieb, 1-Gang-Getriebe, 0-100 km/h: 7,6 s., Vmax: 170 km/h, Normverbrauch: 4,5 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 102 g/km, CO2-Klasse: D, Testverbrauch: 5,4 Liter/100 km
Preis ab: 43.250 Euro