Kampf gegen deutsche Übermacht Oberklasseträume in New York
02.04.2015, 15:27 Uhr
Auch in den USA wird in der Oberklasse der Markt von den deutschen Herstellern dominiert. Doch die Konkurrenz holt zum Gegenschlag aus und macht die New York International Autoshow zur Bühne für ihre Schlachtschiffe. Ganz vorne mit dabei: Modelle aus dem eigenen Land.
New York ist nicht die wichtigste Messe der Autoindustrie. Eingekeilt zwischen Detroit, Chicago, Genf und Shanghai, hat man seitens der Hersteller zu tun, wirklich Neues anzubieten. Vielleicht, oder gerade deshalb, haben sich am Big Apple die Autobauer versammelt, die Großes präsentieren. Um es deutlich zu sagen: Es sind die Business-Limousinen, die sich in den Hallen der New York International Auto Show tummeln und die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen. Und hier sind es gerade die US-amerikanischen Hersteller, die sich von der übermächtigen deutschen Konkurrenz nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lassen wollen.
Cadillac CT6 auch für Deutschland
Einer der dabei richtig dick aufträgt, ist der Cadillac CT6. Soll das neue Flaggschiff doch technisch und auch optisch wieder gegen Mercedes S-Klasse und Co. anfahren. Dabei bedient sich die Oberklasse-Limousine einer neuen GM-Plattform mit dem Namen Omega. Wie bei der deutschen Premiumkonkurrenz kommen auch beim CT6 hochfeste Stähle und viel Aluminium zum Einsatz. In der Summe reduziert diese Kombination das Gesamtgewicht um gut 90 Kilogramm. Beim Antrieb wird es zum Start einen 2.0-Liter-Turbo und einen V6-Biturbo mit 3,0 Liter Hubraum geben.
Um aber wirklich mit den Deutschen mithalten zu können, werden mit Sicherheit über kurz oder lang eine V8-Motorisierung und ein Plug-in-Hybrid folgen. Da der CT6 von vornherein mit Heckantrieb ausgelegt ist, dürfte auch Allradantrieb für die Modelle, die auch in Deutschland angeboten werden sollen, kein Problem sein. Beim Infotainment setzt Cadillac auf alles, was schon im Super-SUV Escalade angeboten wird: Bose Soundsystem, Blue-Ray-Player mit Monitoren an den Kopfstützen der Vordersitze, Infrarotkopfhörer und natürlich Internet.
Lincoln träumt einen alten Traum
Auch Fords Edeltochter Lincoln träumt von neuer Größe. Zum Beweis steht in New York die Studie zur geplanten Neuauflage des Continental. In den 60er-Jahren zählte das Dickschiff zur Cremé dela Cremé. Später verkam der riesige Ami zur Karikatur dessen, was amerikanischen Luxus ausmacht. Kommen soll der Luxusliner bereits 2016. Allerdings nicht auf den deutschen Markt. Vielmehr soll der Continental mit seinem legendären Namen heimische Käufer davon überzeugen, japanischen und deutschen Mitbewerbern die Kundschaft abzujagen. Was das Leben im Inneren an Feinheiten angenehm macht, verrät Lincoln noch nicht. Bekannt ist aber, dass es LED-Scheinwerfer und ein riesiges getöntes Panoramadach geben wird. Auch die Motorisierung ist bekannt, da sie aus dem Ford-Regal stammt. Da wird es einen 3,0-Liter-V6 geben, der mit "Ecoboost", also Turbo-Direkteinspritzung, zu entsprechender Leistung getrieben wird.
Buick zeigt die Zukunft

Der Buick ist im Augenblick nur eine Studie, scheint aber dicht an der Serie zu sein.
(Foto: Holger Preiss)
Ebenfalls in die Zukunft blickt Buick und nennt seine Luxus-Studie auch gleich so: Avenir. Optisch präsentiert sich das bereits in Detroit vorgestellte Dickschiff mit knappen Überhängen und einer langen Motorhaube. Eine coupéhafte Dachlinie sorgt im Zusammenspiel mit deutlichen Sicken und ausgestellten Radhäusern für eine entsprechende Dynamik. Befeuert wird der Avenir von einem direkteinspritzenden V6-Motor mit Zylinderabschaltung und Start-Stopp-System, der seine nicht näher spezifizierte Kraft per Neungangautomatik an alle vier Räder leitet.
Der Innenraum bietet vier Personen Platz, da auch im Fond Einzelsitze verbaut sind, die von einer durchgehenden Mittelkonsole getrennt werden. Zwei in die Sitzlehnen der Vordersitze integrierte Bildschirme sollen für die Unterhaltung der Fondgäste sorgen. An Bord ist auch Internet via LTE und Wi-Fi Hotspot. Der Pilot greift in ein klassisches Dreispeichenlenkrad und schaut auf ein futuristisch anmutendes Cockpit mir Digital-Anzeige. Ein 12 Zoll großer Farb-Touchscreen in der Mitte versorgt den Fahrer mit zusätzlichen Informationen. Sollte der Buick Avenir tatsächlich gebaut werden, dürfte er sich die Omega-Plattform mit dem Cadillac CT6 teilen.
Very British mit dem Jaguar XF
Auch die Briten wollen die Oberklasse aufmischen. Ihr Trumpf ist der Jaguar XF, der ebenfalls in New York seine Premiere feiert. Die Plattform teilt sich die große Katze mit der nächstkleineren, die da XE heißt. Die Karosserie besteht zu 75 Prozent aus Aluminium, was den XF 190 Kilogramm leichter macht als seinen Vorgänger. Seine Sportlichkeit betont der Brite mit großen Lufteinlässen an der Front, Doppelendrohren am Heck und einer ausgeprägten Schulterlinie. Im Cockpit geht es mit Leder, Holz- und Aluminium-Intarsien betont edel zu. Insgesamt wirkt alles hochwertiger, aufgeräumter und moderner als zuvor.
Obwohl der neue Jaguar XF sieben Millimeter kürzer und drei Millimeter flacher ist als der Vorgänger, soll der um fünf Zentimeter verlängerte Radstand im Innenraum ein Plus an Bein-, Knie- und Kopffreiheit im Fond bieten. Neben diversen Fahrassistenzsystemen bietet der XF jetzt auch ein Head-up-Display. Wie bereits der XE wird auch der XF mit den neuen Turbodieseln ausgestattet. Jaguar bietet die Selbstzünder in zwei Leistungsstufen mit 163 und 180 PS an. Dazu gibt es ein manuelles Sechs- oder ein automatisches Achtgang-Getriebe. Den per Kompressor aufgeladenen 3,0-Liter-V6-Benziner, der für den US-Markt deutlich interessanter sein dürfte, hat Jaguar ebenfalls in zwei Leistungsstufen im Programm: mit 340 und 380 PS. Hinzu kommt ein ebenfalls drei Liter großer V6-Diesel mit 300 PS.
Für Sportfreunde dürfte interessant sein, dass der Allradantrieb jetzt durch das erstmals im allradgetriebenen F-Type eingesetzte System Intelligent Driveline Dynamics (IDD) erweitert wird. Wie bei den AMG-Modellen von Mercedes soll es in der Lage sein, den Charakter eines Hecktrieblers mit Hilfe einer entsprechenden Kraftverteilung zu simulieren. Ab Ende des Jahres wird der neue Jaguar XF dem 5er BMW, dem Audi A6 und der E-Klasse von Mercedes Konkurrenz machen.
Nissan will Erfolg maximieren
Aber auch ein japanischer Hersteller will mit frischem Wind die Liga der Großen aufmischen. Während sich Nissan in Europa aus der Mittel- und Oberklasse seit Langem abgemeldet hat, ist die Marke in den USA in diesem Segment noch sehr präsent. In Zukunft soll das mit dem neuen Fünf-Meter-Flaggschiff Maxima gelingen. Bislang war die Limousine eher ein Langweiler. Mit der neuen Designsprache, die schon Qashqai und Prius ziert, ist damit aber Schluss. Als Antrieb stehen Vier- und Sechszylindermotoren zur Wahl, die in der Spitze bis zu 300 PS zur Verfügung stellen sollten.
Ob es den Japanern mit dem Maxima gelingt, an den Verkaufserfolg im Toppjahr 1999 anzuknüpfen, wo sich mehr als 130.000 US-Amerikaner für den Japaner entschieden, muss abgewartet werden. Die etwas angestaubte Variante des Vorgängers fand im Januar 2015 jedenfalls nur noch knapp 2000 Freunde. Auf das Jahr gerechnet, würde das bedeuten, dass kaum mehr als 25.000 Stück des großen Japaners verkauft worden wären. Der Neue hat zumindest optisch das Zeug, in den USA erneut ein Hit zu werden. Sollte er das tatsächlich schaffen, könnte Nissan sich selbst überreden, den Wagen wieder in Europa anzubieten. Aber das sind noch ferne Zukunftsklänge.
Quelle: ntv.de