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Viel, mehr, am meisten Range Rover Sport SVR - ein Superlativ

25 PS haben die Ingenieure dem Range Rover Sport SVR zusätzlich spendiert.

25 PS haben die Ingenieure dem Range Rover Sport SVR zusätzlich spendiert.

Zum neuen Modelljahr reizt Land Rover bei seinem Hochleistung-SUV Range Rover Sport SVR den Superlativ aus und hat nochmal eine Schippe draufgelegt: Das Superschwergewicht tritt jetzt mit 575 PS an und generiert 700 Newtonmeter maximales Drehmoment.

Was klingt wie eine chinesische Süßspeise, ist der neue Sehnsuchtsort aller leistungshungrigen Land-Rover-Fans: Fen End. Auf der grünen Wiese, zwischen Coventry und Birmingham, hat sich die Spezialeinheit SVO (Special Vehicle Operations) ein neues Entwicklungs- und Testzentrum errichtet, mit eigener Rennstrecke und Offroad-Park. Hier sollen zukünftig die Speerspitzen der Briten entstehen, Modelle wie der neue Range Rover Sport SVR, der ab sofort nochmal leistungs- und preisgesteigert bei den Händlern steht: Für das auf 575 PS erstarke Superschwergewicht werden 132.200 Euro fällig.

Wozu braucht es das?

Armdicke Endrohre künden von der unendlichen Potenz des Range Rover Sport SVR.

Armdicke Endrohre künden von der unendlichen Potenz des Range Rover Sport SVR.

Natürlich liegt in Anbetracht dieser Zahlen nichts näher, als zu fragen: Wozu braucht es das? Doch wer dem Power-SUV so begegnet, kann den Land-Rover-Schauraum gleich wieder verlassen. Nein: Niemand braucht den SVR. Aber es gibt eine Klientel, die genau auf solche Boliden abfährt: Nicht umsonst schickt BMW den X5 als M-Modell ins Rennen, lässt Mercedes den GLE bei AMG aufmotzen. Und solange es Kunden gibt, die bereit sind, für ein paar PS mehr tief, sehr tief in die Tasche zu greifen, werden sich auch die SVO-Ingenieure immer wieder auf die Suche nach noch mehr Leistung machen.

Gegenüber dem Vorgänger haben sie nochmal 25 PS gefunden und 20 weitere Newtonmeter in den Untiefen des fünf Liter großen, Kompressor-geladenen Achtzylinders freigelegt. Macht glatte 700 Newtonmeter, die den mit 2,3 Tonnen Leergewicht nicht gerade schlanken SVR problemlos anschieben. Oder besser gesagt: Fast schon zu problemlos. Die Achtgang-Automatik ist im Standard-Modus scharf wie ein japanisches Sushi-Messer und reagiert auf jede noch so kleine Bewegung des Gaspedals mit hektischen Gangwechseln.

Ein 5,0-Liter Achtzylinder-Benziner verrichtet seine Arbeit unter der Haube des Range Rover Sport SVR.

Ein 5,0-Liter Achtzylinder-Benziner verrichtet seine Arbeit unter der Haube des Range Rover Sport SVR.

Statt die reichlich vorhandene Kraft im Tourenkeller auszunutzen, und den Range Rover geschmeidig anzuschieben, lässt der Wandler die Drehzahl nach oben schnellen und Leistung im Überfluss fällt, recht ruppig, erst über die Kurbelwelle und anschließend über alle vier Räder her. So rabiat, das man sich beim spontanen Überholmanöver oft selbst erschreckt; dazu trägt allerdings auch der markerschütternd knatternde Ton aus den armdicken Endrohren bei.

Auf die Spitze getrieben

Auf die Spitze treiben lässt sich das mit dem Sportmodus, dann reagiert der SVR noch bissiger, und wer die Sound-Taste drückt, kommt zusätzlich in den – fraglichen – Genuss eines fast schon obszönen Frotzelns beim Lupfen des Gaspedals. Ganz ehrlich, liebes SVO-Team: Damit habt ihr’s ein wenig übertrieben. Zum Glück aber gibt es ja noch den Eco-Modus. Der macht entgegen seiner Bestimmung kein Sparmobil aus dem Range Rover, der schon auf dem Papier fast 13 Liter durch die Benzinleitung rauschen lässt. Allerdings dämpft die pseudo-grüne Gangart Motorsound und Kraftentfaltung auf ein Niveau, auf dem der SVR plötzlich richtig ausgewogen wirkt und sich im Alltag kraftvoll-kultiviert bewegen lässt. Und genau darum geht es doch am Ende auch bei einem Hochleistungs-SUV: um den tagtäglichen Einsatz, auf dem Weg zum Büro, zur Oper, zum Supermarkt.

Gewohnt edel und sportlich zeigt sich der Innenraum des Range Rover Sport SVR.

Gewohnt edel und sportlich zeigt sich der Innenraum des Range Rover Sport SVR.

Denn bei allem Respekt vor den Fähigkeiten des SVR, der sich fest in den Asphalt krallt, in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 sprintet und sich mit straffen Federn gegen die Fliehkraft stemmt: Ein echter Sportwagen, den man sich für gelegentliche Sonntagsausfahrten in die Garage stellt und der kompromisslos ruppig sein darf, ist er nicht. Schließlich gelten selbst in Fen End die Gesetze der Physik und die drängen das Schwergewicht nun mal mit aller Gewalt an den Kurvenrand und zwingen es trotz aller Feinarbeiten am Fahrwerk beim Zirkeln in die Knie.

Keine Kompromisse

Weniger Kompromisse sind dagegen in Punkto Geländeeigenschaften nötig: Natürlich bringt auch der Range Rover Sport SVR mehr Offroad-Talente mit, als die meisten seiner Fahrer, schließlich muss auch er sich den Land-Rover-Titel hart erarbeiten und die üblichen Schlecht-Wege-Gradmesser – Böschungswinkel, Rampenwinkel, Bodenfreiheit und Wattiefe – sind identisch mit denen seiner einfacheren Brüder.

Aber ganz ehrlich: Will man sich wirklich die Satin-polierten 21-Zöller mit grobem Geröll verkratzen oder die aus Karbon gefertigt Motorhaube mit klebrigen Matsch beschmutzen? Am Ende ihres Autolebens werden wohl die meisten SVR weder eine Rennstrecke umrundet noch eine Schotterpiste bezwungen, sondern Kilometer um Kilometer zwischen Carport und Kindergarten, auf Großstadtboulevards und Autobahnen abgespult haben. Und dafür hätte man eigentlich auch zum ebenfalls neuen Plug-in Hybrid greifen können, den es schon für 87.100 Euro gibt – grünes Gewissen inklusive.

Quelle: ntv.de, Michael Gebhardt, sp-x

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