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Sicher wie die Bank von England S 680 Guard - der rollende Panzerschrank

Der Mercedes S 680 Guard erfüllt als Panzerlimousine die höchste Sicherheitsstufe VR 10.

Der Mercedes S 680 Guard erfüllt als Panzerlimousine die höchste Sicherheitsstufe VR 10.

(Foto: Mercedes)

Seit über 90 Jahren baut Mercedes auf Wunsch Fahrzeuge, die einen hohen Sicherheitsstandard in Bezug auf Angriffe bieten und schutzbedürftigen Personen so die Freiheit geben, sich von A nach B bewegen zu können. Das neueste Fahrzeug dieser Kategorie ist der S 680 Guard 4Matic.

Es ist kaum zu glauben, aber bei Mercedes werden bereits seit 1928 Sonderschutzfahrzeuge gebaut. Also Limousinen, die mit einer besonderen Panzerung dafür sorgen, dass Monarchen, Oligarchen und Staatsoberhäupter unversehrt von A nach B kommen. Das erste Modell war der Typ Nürburg 460. Nicht zu vergleichen mit dem neuesten Wurf aus Stuttgart, dem S 680 Guard 4Matic. "Keine andere Serienlimousine erfüllt so vollumfänglich die höchste Schutzklasse für Zivilfahrzeuge", betont Dirk Fetzer, Leiter Produktmanagement S-Klasse.

Selbst dem Beschuss mit einem Sturmgewehr hält die Panzerung des Mercedes S 680 Guard stand.

Selbst dem Beschuss mit einem Sturmgewehr hält die Panzerung des Mercedes S 680 Guard stand.

(Foto: Mercedes)

Das nicht ohne Grund, denn die Panzer-S-Klasse erfüllt die Anforderungen der Sicherheitsklassifizierung VR 10. Das heißt, dass zum Beispiel die Scheiben auf der Innenseite mit einem Polycarbonat-Splitterschutz beschichtet sind. Auch für den Rest der Karosserie wurden selbstredend Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, die verhindern, dass selbst Projektile eines Sturmgewehrs oder Granatsplitter sie beim ersten Beschuss durchdringen können.

Die Prüfung für die Sicherheitszertifizierung solcher Fahrzeuge wie dem S 680 Guard erfolgt durch das Beschussamt Ulm, der einzigen Prüf- und Zertifizierungsstelle für Waffen-, Munition- und Sicherheitstechnik in Baden-Württemberg. Um die Schutzklasse VR 10 zu erhalten, müssen Karosserie und Scheiben dem schon besagten Beschuss aus einem Sturmgewehr mit entsprechender Stahlkern-Munition standhalten. Der Schutz vor Sprengstoffangriffen entspricht im Fall des Guard der jüngsten Fassung der Richtlinie VPAM ERV (Explosive Resistant Vehicles, gegen Explosion widerstandsfähige Fahrzeuge). Deren Prüfkriterien sind übrigens nicht frei zugänglich und können deshalb an dieser Stelle nicht erläutert werden. Fakt ist aber, dass der Guard die Prüfung in allen drei Kriterien für Dach, Boden und Seiten bestanden hat. Und das mit drei Sternen und damit der Bestwertung, was nichts anderes heißt, als dass es "keine Beschädigungen an Dummys und Indikatoren gemäß Beurteilungsschema VPAM ERV" gab.

Die Biofidel-Dummys entsprechen in ihrer Struktur ziemlich exakt dem menschlichen Körper.

Die Biofidel-Dummys entsprechen in ihrer Struktur ziemlich exakt dem menschlichen Körper.

(Foto: Mercedes)

Die sogenannten Biofidel-Dummys wurden übrigens in Zusammenarbeit mit der TU Berlin und der HTW Dresden entwickelt. Dabei wurden Erkenntnisse der Berliner Charité mit einbezogen. Der Clou bei diesen Dummys mit dem Namen Primus ist, dass Knochendichte und -struktur dem menschlichen Skelett detailgetreu nachempfunden sind. Als Knochenersatz wird Epoxidharz-Aluminiumpulver verwendet, als Bänder und Sehnen dienen Gurtbänder aus Propylen. Gewebe und Weichteile bestehen bei diesem Biofidel-Dummy aus Silikon und Acryl. Dank des menschenähnlichen Aufbaus sind Verletzungen von außen leicht erkennbar. Nach den Angriffen auf den Guard erfolgt die Bewertung danach, welcher der Dummys auf den unterschiedlichen Sitzplätzen am meisten betroffen ist.

Apropos Sitzplätze, die unterscheiden sich im Hinblick auf den Komfort nicht von denen einer normalen S-Klasse. Dafür gibt es zusätzliche Feature, die die Passagiere faktisch vergessen lassen sollen, dass sie in einer Panzerlimousine sitzen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die durch die Panzerung extrem schweren Türen durch ein elektromechanisches System unterstützt werden, so dass die Bedienkräfte sich nicht von denen einer herkömmlichen Autotür unterscheiden.

Von außen ist die Dicke der Scheiben eines S 680 Guard nicht zu erkennen.

Von außen ist die Dicke der Scheiben eines S 680 Guard nicht zu erkennen.

(Foto: Mercedes)

Zudem gibt es eine stufenlose Türarretierung, die zum Beispiel am Hang dafür sorgt, dass die Tür nicht unversehens zuschlägt. Die Sensorik der Tür erkennt, wann und wie sie bewegt oder festgestellt werden soll. Dabei werden Algorithmen aus der Menschen-unterstützenden Robotik (Cobots) verwendet. Damit erleichtert das System auch den Personenschützern die Arbeit, die so nie beide Hände zum Öffnen und Schließen der Tür einsetzen müssen.

Ein besonderes Sicherheitsfeature ist auch bei den Fenstern erdacht worden. Die schließen und öffnen nämlich hydraulisch und nicht elektrisch. Der Vorteil ist, dass so auch bei einem Ausfall des Bordnetzes eine Notbetätigung möglich ist. Um das zu gewährleisten, sitzt in jeder Tür eine entsprechende Einheit aus Kompressor, Ventilblock und Druckspeicher. Weitere Sicherheitsbeigaben sind eine Feuerlöschanlage mit selbständiger Auslösefunktion und ein Notfall-Frischluft-System, das die Insassen vor eindringendem Rauch oder Reizgasen schützt und mit Frischluft versorgt.

Dort, wo eigentlich die Becherhalter sind, hat der S 680 Guard eine Tastenleiste, die wie die eines James-Bond-Autos erscheinen.

Dort, wo eigentlich die Becherhalter sind, hat der S 680 Guard eine Tastenleiste, die wie die eines James-Bond-Autos erscheinen.

(Foto: Mercedes)

Natürlich ist der Guard serienmäßig mit einer Notlaufbereifung versehen. Selbst wenn die Pneus Schaden genommen haben, ist sicher, dass man das Fahrzeug noch mindestens 30 Kilometer von der Gefahrenstelle wegbewegen kann. Und das sollte auch angesichts der Motorisierung kein Problem sein. Denn unter der Haube des S 680 Guard pumpt ein V-12-Biturbo-Aggregat, das aus einem Hubraum von 5980 Kubikzentimetern 612 PS schöpft und ein maximales Drehmoment von 800 Newtonmetern zur Verfügung stellt, die bei Bedarf - und das ist neu bei einem Guard - an alle vier Räder weitergereicht werden können. Die Basis-Momentenverteilung liegt hier bei 31 Prozent an der Vorder- und 69 Prozent an der Hinterachse.

So viel Sicherheit und Kraft hat natürlich ihren Preis. Einsteigen kann man in so einen S 680 Guard 4Matic ab 457.100 Euro. Aber den Preis dürften einige sicherheitsbedürftige Personen auf dieser Welt sehr gerne bezahlen, wenn sie dafür die Gewissheit haben, dass sie so geschützt doch ein bisschen länger leben dürfen.

Quelle: ntv.de

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