Auto

Koloss aus Spanien Seat Tarraco - Größe nicht in allen Bereichen

Für knapp 30.000 Euro gibt es den 4,74 Meter langen Seat Taraco ab Februar 2019.

Für knapp 30.000 Euro gibt es den 4,74 Meter langen Seat Taraco ab Februar 2019.

(Foto: Seat)

Mehr und mehr Autohersteller setzen auf SUV-Modelle. Die Käufer lockt das Abenteuerversprechen. Ob sich das erfüllen lässt, kann nach einer ersten Ausfahrt mit dem neuen Seat Tarraco nicht gesagt werden, aber anderes lässt sich deutlich erkennen.

In der Silhouette ähnelt der Seat Tarraco seinem Konzernbruder dem Skoda Kodiaq.

In der Silhouette ähnelt der Seat Tarraco seinem Konzernbruder dem Skoda Kodiaq.

Das SUV gewinnt in den Marken des VW-Konzerns weiter an Bedeutung. So auch bei Seat, wo von künftig sieben Baureihen mit dem im Februar ab 29.980 Euro startenden Tarraco drei dem SUV-Segment entstammen. Der Neuste ist auch der Größte: 4,74 Meter ist das optional als Siebensitzer erhältliche Dickschiff lang. Damit scheint der Neuling vor allem als vielseitiger Familienfreund eine reizvolle Option zu sein.

Ähnlichkeiten sind nicht rein zufällig

Wenn auf einem Auto des VW-Konzerns Seat steht, muss es nicht zwangsläufig aus Spanien kommen. Beim Tarraco handelt es sich in Wirklichkeit um einen waschechten Wolfsburger, denn wie die Technikbrüder Tiguan Allspace und Skoda Kodiaq läuft auch er in der niedersächsischen Industriestadt vom Band. Das enge Verwandtschaftsverhältnis drängt sich vor allem in der Silhouette auf, wo die Ähnlichkeit zum Kodiaq nicht zu verleugnen ist.

An Front und Heck sucht der Seat Tarraco seine Eigenständigkeit.

An Front und Heck sucht der Seat Tarraco seine Eigenständigkeit.

Trotz längerer Motorhaube und verschärfter Tornadolinie scheint der tschechische Bruder deutlich erkennbar. Auch vom bisherigen Seat-Look hebt sich das Styling ab, denn hier zeigt sich erstmals das neue, plastischer herausgearbeitete Gesicht der Marke mit Vieleck-Chromrahmen um den Kühlergrill. Dem Heck wiederum verleihen die über eine rötlich-transparente Zierleiste verbundenen LED-Leuchten mit Wischblinkern einen eigenständigen Stil.

Angesichts seiner Außenabmessungen und der optionalen 20-Zoll-Räder ist der auf den MQB-Baukasten aufsetzende XL-Spanier eine durchaus wuchtige Erscheinung, was seine Entsprechung im Innenraum findet. Zumindest vorn und in der zweiten Reihe dürften Gäste wohl erst jenseits von zwei Metern Körperlänge über mangelnden Entfaltungsspielraum klagen. In der zweiten Reihe finden ebenfalls zwei Erwachsene ausreichend Platz. Der Kofferraum ist mit 760 bis 1920 Liter Stauraum für viele Reise-Konstellationen und Hobbys mehr als ausreichend dimensioniert.

Grenzen bei Platz und Qualität

Im Innenraum ist der Tarraco ein echter Seat.

Im Innenraum ist der Tarraco ein echter Seat.

Optional ist für den Tarraco wie für den Kodiaq eine dritte Sitzreihe bestellbar, die auf zwei Einzelsitzen maximal mittelgroßen Kindern ausreichend Platz bietet. Erwachsene Passagiere wagen sich erst gar nicht bis in Reihe drei vor, weil nur Schlangenmenschen der beengte Durchstieg halbwegs elegant gelingt. Wer für diesen Zustieg die Lehne der mittleren Sitzbank nach vorne legt, könnte zudem vom Qualitätseindruck einiger sonst den Augen verborgenen Ecken enttäuscht werden. Ein Eindruck, der sich in ähnlicher Weise weiter vorn in den tieferen Hartplastikregionen des Cockpits wiederholt. Vieles am Arbeitsplatz des Fahrers mag schick und stellenweise edel wirken, doch hat man andererseits auch den Eindruck, dass eine neue Rotstiftpolitik den traditionell hohen Qualitätstandards des VW-Konzerns mittlerweile gewisse Grenzen setzt.

Wie es sich für einen Volkswagen-Abkömmling gehört, ist der erfreulich modern gestaltete Arbeitsplatz übersichtlich, zudem befindet sich alles am richtigen Platz. In der Mittelkonsole gibt es den obligatorischen Touchscreen für das vielseitig talentierte Infotainmentsystem, das unter anderem durch die Einbindung von Alexa und Shazam mehr Unterhaltungsspaß bei Familienausflügen bietet. Hinterm Lenkrad blickt man auf ein zweites Display, das neben fahrrelevanten Daten im klassischen Analoginstrumenten-Stil Informationen von Bordcomputer, Medieninhalten oder Navigation anzeigt. Auch die Sicherheit ist auf der Höhe der Zeit, denn E-Call, Kollisionsverhinderer und diverse andere Assistenten gehören hier selbstverständlich zum Rüstzeug.

Einstiegsbenziner für 30.000 Euro

In die dritte Reihe des Seat Tarraco möchte sich niemand quetschen.

In die dritte Reihe des Seat Tarraco möchte sich niemand quetschen.

Per Knopfdruck werden im Tarraco die Motoren zum Leben erweckt, so auch der 1,5-Liter-Basisbenziner, den man akustisch zunächst allerdings kaum wahrnimmt. In puncto Laufkultur hinterlässt das auch zur Zylinderabschaltung fähige 150-PS-Aggregat einen angenehmen Eindruck. Das passt gut zum guten Komfort, den der Tarraco seinen Insassen vor allem fahrwerkstechnisch bietet. Längsdynamisch bewegt sich der allein in Kombination mit Frontantrieb erhältliche Einstiegsmotor irgendwo zwischen brav und halbwegs flott. Die manuelle Sechsgangschaltung ist leichtgängig, genau wie die Lenkung, was für ein nicht immer harmonisches Feedback sorgt. Ebenfalls gehoben ist der Verbrauch. Im ersten Testlauf liefen bei ruhiger Fahrweise 8,8 Liter durch die Schläuche.

Das ist deutlich mehr als die sieben Liter die der Topdiesel für sich veranschlagt. Der 2.0 TDI, den es ausschließlich in Kombination mit Allradantrieb und Doppelkupplungsgetriebe gibt, leistet 190 PS. Zwar scheint der Motor eine Spur bäriger als der kleine TSI, doch fühlt sich der recht kultiviert wirkende Selbstzünder längst nicht mehr so explosiv an, wie man es von TDIs noch vor wenigen Jahren gewohnt war. Das ist nicht weiter schlimm, denn insgesamt vermittelt der Tarraco das Gefühl eines angenehmen, gelassenen Reisefahrzeugs für lange Strecken.

Die Reise darf sogar über unbefestigte Pfade führen. Entscheidet man sich für eine Version mit Allradantrieb, unterstützen im Gelände, über einen Drehknopf wählbare, Offroad-Fahrprogramme, Bergabfahrhilfe oder 360-Grad-Kameraübersicht aus der Vogelperspektive. Obwohl mehr Soft- denn Offroader, schlägt sich der Tarraco auch auf anspruchsvollere Geländepassagen wacker.

Neben den beiden erwähnten Motoren stehen zum Marktstart ein 2,0-Liter-Diesel 150 PS und ein gleichgroßer Turbobenziner mit 190 PS zur Wahl. Während Allrad und DSG für den Topbenziner obligatorisch sind, kann man diese Optionen für den Basisdiesel hinzubuchen. 2020 will Seat den Tarraco als Plug-in-Hybrid nachreichen, der dann voraussichtlich um die 210 PS und 400 Newtonmeter leistet und 50 Kilometer rein elektrisch fährt.

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

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