Vom "Brummi" zum "Summi" Strom-Lkw steuern Autobahn-Test an
24.01.2017, 15:29 Uhr
Bewährte Technik: Mit abgesenktem Stromabnehmer überholt ein Lkw einen zweiten "Summi" auf der Teststrecke in Groß Dölln in Brandenburg.
(Foto: dpa)
Nach Jahren der Planung wird es konkret: Die Oberleitungs-Lkw kommen - zumindest auf zwei deutschen Autobahnabschnitten. Ein Praxistest soll zeigen, ob sich der Aufwand lohnt, den Güterfernverkehr auf der Straße zu elektrifizieren.
Über zwei Autobahnabschnitte in Deutschland sollen schon bald neuartige Elektro-Lastwagen rollen. Spätestens ab Ende 2018 will das Bundesumweltministerium dort die Stromversorgung von Nutzfahrzeugen per Oberleitung testen.
Der große E-Lkw-Test nähert sich nach umfangreichen Vorbereitungen seiner heißen Phase an: Das Bundesumweltministerium habe die beiden Teststrecken für die elektrisch betriebenen Oberleitungs-Lkw inzwischen ausgewählt, teilte ein Ministeriumssprecher mit. Das Ministerium fördert das Projekt mit dem Ziel, Güter umweltfreundlich über die Straße zu transportieren.
Die beiden Versuchsstrecken, an denen noch die Oberleitungen für die "Summis" (statt: "Brummis") installiert werden müssen, sollen dem Vernehmen nach in Schleswig-Holstein und Hessen entstehen. Sie seien jeweils zwölf Kilometer lang, heißt es aus dem Umfeld der Projektvorbereitung. Um welche Autobahnabschnitte es sich genau handelt, soll voraussichtlich bereits Anfang Februar offiziell bekanntgegeben werden.
Dem Tests gingen umfangreiche Vorarbeiten voraus. In einer ersten Phase sollten sich die Bundesländer zunächst mit Angeboten für Teststrecken um eine Teilnahme bewerben. "Nach der Bekanntgabe unserer Entscheidung werden die für die Pilotstrecken benötigten Infrastrukturen von den beiden ausgewählten Bundesländern ausgeschrieben", erläuterte der Ministeriumssprecher. "Darauf können sich dann die Unternehmen bewerben."
Installiert werden müssen neben den Masten für die Oberleitung auch die Steuerelektronik und die Anbindung an das Stromnetz. Die konkrete Bauplanung und -ausführung hänge dann von den Zeitplänen der Bundesländer sowie den Unternehmen ab, heißt es. "Die Inbetriebnahme der beiden Pilotstrecken muss aber bis Ende 2018 erfolgen."
Rapide anschwellende Gütermengen
Ausgangspunkt des Projekts ist die Frage, wie der wachsende Güterverkehr ohne steigende Umweltbelastung bewältigt werden kann. Nach einer Prognose der Bundesregierung für die Zeit bis 2030 wird die Bahn nur ein Fünftel des erwartbaren Zuwachses übernehmen können. Die meisten Transporte kommen demnach auf die Straße.
Elektro-Lkw könnten eine Lösung sein, sofern der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Anders als Akkus ermöglicht Strom aus der Oberleitung Fahrten über lange Strecken. Einer der Vorteile: Ein Teil der Technik lässt sich aus dem Trassenbau im Schienenverkehr übernehmen. Wie bei der Bahn müssen für die speziellen Lkw entlang der Straße Strommasten aufgestellt werden.
Mit Diesel bis zur Autobahn
Vom Ende der elektrifizierten Strecke bis zum Ziel fahren die Transporter mit einem herkömmlichen Dieselmotor. Siemens erprobt solche Hybridfahrzeuge seit Jahren auf einem Gelände in der Uckermark in Brandenburg. Nun geht es um einen Praxistest auf einer Autobahn mit Verkehr.
Gesucht waren "reale Lieferstrecken" von Speditionen, die sich an dem Vorhaben beteiligen sollen, hieß es beim Projektträger VDI/VDE Innovation + Technik, das sich im Auftrag des Umweltministeriums um das Vorhaben kümmert. In Schweden und Kalifornien gibt es schon ähnliche Demonstrationsobjekte auf Strecken von bis zu zwei Kilometern.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa